Saarbruecker Zeitung

Anklage wegen schwunghaf­ten Handels mit Drogen in Homburg

- VON RAINER ULM Produktion dieser Seite: Johannes Schleuning, Sophia Schülke Dietmar Klosterman­n

Es war ein recht zähes Unterfange­n: Zunächst wollte er die beiden Angeklagte­n nur als Schrott-, nicht aber als Drogenhänd­ler gekannt haben. Dann gelang es der Vorsitzend­en Richterin Susanne Thomas doch noch, den 42-jährigen Zeugen zur Wahrheit zu bewegen. Zuvor hatte sie dem arbeitslos­en Stuckateur aus Homburg, der zurzeit unter anderem wegen eines Betäubungs­mitteldeli­kts im Gefängnis sitzt, eindringli­ch ins Gewissen geredet. Es gehe hier nicht darum, ob er überhaupt in Rauschgift­geschäfte mit den beiden Angeklagte­n verstrickt sei, weil sie diese Taten nämlich bereits gestanden hätten. Sondern nur darum, in welchem Umfang das geschehen sei. Daraufhin gab der 42-Jährige, der am Montag für seine Aussage extra aus der Justizvoll­zugsanstal­t Saarbrücke­n in den Saal vier des Landgerich­ts Zweibrücke­n gebracht worden war, kleinlaut zu, von dem Duo jahrelang mit Amphetamin­en beliefert worden zu sein. „Aber die Kilozahl stimmt nicht“, sagte er. Denn bei einer ersten, später widerrufen­en polizeilic­hen Vernehmung unmittelba­r nach seiner Festnahme im vergangene­n Jahr hatte er „300 Kilogramm Amphetamin­e“angegeben, die er bei „etwa 100 Drogengesc­häften“in fünf Jahren bekommen haben wollte. Nun will er seinerzeit „nur“für 600 Euro im Monat Amphetamin­e bei den beiden Angeklagte­n gekauft, selbst konsumiert beziehungs­weise an seine Stammkunds­chaft veräußert haben.

Die beiden 34- und 62-jährigen Homburger müssen sich seit Mitte April vor der Ersten Strafkamme­r des Landgerich­ts Zweibrücke­n verantwort­en. Sie sollen die beiden Führungsfi­guren einer fünfköpfig­en mutmaßlich­en Bande gewesen sein, der der Verkauf von Drogen in den vergangene­n sechs Jahren fast zwei Millionen Euro eingebrach­t haben soll. Staatsanwa­lt Patrick Langendörf­er legt den beiden Angeklagte­n demnach zur Last, seit dem Jahr 2013 in Zweibrücke­n, Waldmohr, Homburg, Forbach und andernorts gemeinsam mit anderen gesondert verfolgten Angeklagte­n und als Mitglieder einer Bande in 130 Fällen mit Betäubungs­mitteln, vor allem Marihuana und Amphetamin­e, „umfangreic­h“gehandelt zu haben. Zudem sollen sie große Mengen Drogen in den Niederland­en und Frankreich beschafft und nach Deutschlan­d eingeführt und deren Weiterverk­auf organisier­t haben. Dabei sollen sie sich ein Netz von Unterhändl­ern aufgebaut haben, zu dem auch der jetzt verhörte 42-jährige Homburger gehört haben soll.

Ein 39-jähriger Pirmasense­r Kriminalbe­amter bescheinig­te den Akteuren, die wochenlang telefonisc­h überwacht und observiert worden seien, eine „hohe Schlagdich­te“ihres Drogenhand­els. Die beiden Angeklagte­n – der ältere sei „das Arbeitstie­r“, der jüngere „der Chef“gewesen – hätten schließlic­h Mitte Oktober 2019 quasi auf frischer Tat ertappt und festgenomm­en werden können. Die Ermittler vermuten zudem mehrere Erdbunker in Waldstücke­n, so am Jägersburg­er Weiher, in Schwarzena­cker und an der Autobahn A 6 zwischen Kleinottwe­iler und Altstadt, wo die Drogen versteckt worden seien. Das Urteil wird am kommenden Freitag erwartet.

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