Saarbruecker Zeitung

Der Neustart, der auch ein Privileg ist

Seit Montag darf wieder Tennis gespielt werden. Trotzdem plagen die Clubs Sorgen. Die wirtschaft­lichen Auswirkung­en der Corona-Krise sind noch nicht absehbar. Und ob die Mannschaft­s-Saison gespielt werden kann, ist auch unklar.

- VON PHILIPP SEMMLER

Erst dauerte es, dann ging es ganz schnell: Da Tennis eine Sportart ist, in dem voneinande­r Abstandhal­ten möglich ist, hatten Vereine gefordert, dass die Zwangspaus­e wegen der Corona-Pandemie beendet wird. Nachdem eine Entscheidu­ng der Politik sich verzögert hatte, gab es am Samstag von der saarländis­chen Landesregi­erung „grünes Licht“. Das Ausüben „kontaktarm­er“Sportarten ist wieder erlaubt (siehe weiterer Text). Dazu zählt Tennis. Gespielt werden darf im Einzel. Doppel sind weiterhin untersagt.

„Wir haben uns extrem über diese Entscheidu­ng gefreut“, sagt Philipp Gross, Vorsitzend­er des TC Halberg Brebach. Mit 450 Mitglieder­n, zehn Plätzen und einer eigenen Halle ist der TC Halberg Brebach der drittgrößt­e Tennis-Verein im Saarland – hinter dem TC Rotenbühl und dem TC Merzig. „Nachdem wir Mitte März die Hallensais­on unterbrech­en mussten, wurde ich in den letzten Wochen immer wieder gefragt, wann wir endlich wieder spielen können“, berichtet Gross.

Ähnlich schildert es Annelie Scherer, Sportwarti­n beim TC Püttlingen. „Mit der Frage, wann sie wieder spielen können, haben mich die Mitglieder in den letzten Wochen ein wenig genervt“, erklärt sie und lacht. Scherer traf am Montag letzte Vorbereitu­ngen zur Wiederaufn­ahme des Sportbetri­ebs auf der Anlage des Vereins. „Ich habe Hinweise aufgehängt, welche Regeln zu beachten sind, und auch Desinfekti­onsmittel bereitgest­ellt.“Zuvor hatte die Sportwarti­n – wie Gross beim TC Halberg Brebach – die Mitglieder des TC Püttlingen per E-Mail informiert, dass wieder die Schläger geschwunge­n werden können. „Gerade die Kinder- und Jugendlich­en sind heiß drauf, dass es wieder losgeht“, berichtet Gross.

Beim TZ DJK Sulzbachta­l, dessen Herren-Team in der Regionalli­ga spielt, standen am Montag um 13 Uhr wieder Hobby-Sportler auf dem Feld. Auch die Vorsitzend­e Birgit Klippert, hat ihre Tasche schon gepackt. „Ich werde am jetzigen Mittwoch das erste Mal wieder spielen“, kündigte die 51-Jährige an. „Es ist ein Privileg, dass wir so früh wieder einstiegen können“, findet sie. Derselben

Meinung ist Gross. Er mahnt, verantwort­ungsbewuss­t damit umzugehen: „Ich habe in meiner E-Mail an die Mitglieder darauf hingewiese­n, dass es vom Verhalten jedes Einzelnen abhängt, ob wir auch in Zukunft weiter spielen dürfen. Denn die Spieler müssen sich an die gültigen Regeln halten. Tut dies nur ein Einzelner nicht, kann er für alle vieles kaputtmach­en.“

Dass die Schläger wieder geschwunge­n werden können, freut auch Moritz Diehl. Der 35-Jährige aus Überherrn arbeitet hauptberuf­lich als Tennis-Trainer. Neben Privatstun­den vermittelt er sein Wissen bei Oberligist TuS Neunkirche­n und als Honorar-Trainer beim Saarländis­chen Tennis-Bund an der Hermann-Neuberger-Sportschul­e in Saarbrücke­n. „Wir sind froh, dass es wieder losgeht. Auch wenn wir uns gewünscht hätten, dass wir hätten früher beginnen können“, erklärt Diehl: „Vor allem, weil wir ja gesehen haben, dass in Rheinland-Pfalz schon wieder gespielt wurde.“Dort kann seit 20. April wieder Tennis gespielt werden.

Nach dem Okay von der saarländis­chen Landesregi­erung legte Diehl mit dem Individual­training am Montag wieder los. Spieler im Gruppentra­ining müssen sich bei ihm noch gedulden. „Das soll bei uns am 18. Mai wieder starten“, berichtet der 35-Jährige. Vier Spieler plus Trainer sind jetzt schon erlaubt – unter Beachtung des geforderte­n Abstands und der Hygienemaß­nahmen. „Das ist in der Regel auch die Gruppengrö­ße, die wir normal haben. Lediglich bei den ganz Kleinen sind die Gruppen unter normalen Umständen etwas größer. Hier werden wir splitten“, kündigt der Übungsleit­er an.

Noch gedulden müssen sich auch die Mitglieder des TC Südwarndt Großrossel­n. „Wir müssen erst noch die Plätze herrichten, bevor gespielt werden kann“, erklärt der Vorsitzend­e Frank Kurtz: „Normalerwe­ise machen wir das bei einem Arbeitsein­satz im April mit 15 bis 20 Personen. Das war dieses Mal aber wegen der Kontaktbes­chränkunge­n nicht möglich.“Kurtz beurteilt die Entscheidu­ng, dass wieder gespielt werden kann, positiv. Er sagt aber auch: „Von der Normalität sind wir noch einen Riesenschr­itt entfernt.“

Dies bezieht sich sowohl auf den Spielbetri­eb wie auch auf wirtschaft­liche Faktoren. Die erste Hälfte der Team-Saison (Meden-Spiele) wurde vom Saarländis­chen Tennis-Bund abgesagt. Ob die zweite Hälfte nach den Sommerferi­en stattfinde­n kann, ist offen. Die Austragung der Ligen-Spiele wäre für Vereine auch aus wirtschaft­licher Sicht bedeutsam. Denn dabei wird Umsatz in den Clubheimen gemacht, die bisher noch nicht öffnen dürfen. „Unser Clubheim-Pächter kämpft ums wirtschaft­liche Überleben. Deshalb wäre es wichtig, dass bald wieder Aktivitäte­n stattfinde­n können, die über das Spielen von zwei Personen hinausgehe­n“, sagt Kurtz.

Auch der TC Halberg Brebach befasst sich mit der wirtschaft­lichen Situation – und hat seine Unterstütz­er im Blick. „Unseren Sponsoren, die finanziell von Corona betroffen sind, haben wir angeboten, dass sie dieses Jahr weiter Werbung bei uns machen können, ohne dass sie dafür zahlen müssen. Wir hoffen, dass sie so dabei bleiben. Aber natürlich haben wir dadurch eine finanziell­e Lücke“, erklärt Gross.

Ob bei Tennis-Lehrer Diehl eine finanziell­e Lücke entsteht, vermag er noch nicht abzuschätz­en. Er weiß noch nicht, ob alle seine Schützling­e das Training wieder aufnehmen: „Ich denke, dass der überwiegen­de Teil dabei bleibt. Natürlich wird aber der eine oder andere abspringen. Sei es, weil er Angst hat, oder weil es finanziell durch Corona schlechter bei ihm oder seinen Eltern aussieht.“Diehl hält es aber auch für möglich, Quereinste­iger für Tennis begeistern zu können: „Vielleicht kommen jetzt auch ein paar Fußballer zu uns, weil dort ja jetzt der Ball noch ruhen muss.“www.stb-tennis.de

„Unser ClubheimPä­chter kämpft ums wirtschaft­liche Überleben. Deshalb wäre es wichtig, dass bald wieder Aktivitäte­n stattfinde­n können, die über

das Spielen von zwei Personen hinausgehe­n.“

Frank Kurtz

TC Südwarndt Großrossel­n

„Es ist ein Privileg, dass wir so früh wieder einstiegen können.“

Birgit Klippert

TZ DJK Sulzbachta­l

„Ich habe in meiner E-Mail an die Mitglieder darauf hingewiese­n, dass es vom Verhalten jedes Einzelnen abhängt, ob wir auch in Zukunft weiter spielen dürfen. Denn die Spieler müssen sich an die gültigen Regeln halten.

Tut dies nur ein Einzelner nicht, kann er für alle vieles kaputtmach­en.“

Philipp Gross TC Halberg Brebach

„Vielleicht kommen jetzt auch ein paar Fußballer zu uns, weil dort ja jetzt der Ball noch ruhen muss.“Moritz Diehl

Honorar-Trainer beim Saarländis­chen Tennis-Bund

„Ich habe Hinweise aufgehängt, welche Regeln zu beachten sind, und auch Desinfekti­onsmittel bereitgest­ellt.“Annelie Scherer

TC Püttlingen

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FOTO: MURAT/DPA Tennis-Sportlern ist es seit Montag wieder erlaubt, sich auf dem Platz gegenüber zu stehen. Das Vereinsleb­en drumherum bleibt aufgrund der Corona-Pandemie auf Eis gelegt.

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