Der Profifußball wartet auf die Freigabe
Die Verantwortlichen der DFL blicken gebannt nach Berlin, wo die Politik an diesem Mittwoch über Bundesliga-Spiele entscheidet.
(sid) Tag der Entscheidung, das Ziel ist greifbar: Trotz peinlicher Eigentore und positiver Corona-Fälle winkt dem deutschen Profifußball in seinem Existenzkampf an diesem Mittwoch die vorläufige Rettung. Wenn nach zähem Ringen endlich die Erlaubnis für die Geisterspiele erteilt wird, darf die Milliardenbranche Bundesliga geschlossen aufatmen – auch wenn ein Spiel auf Bewährung bevorsteht.
Der „Maulkorb-Erlass“der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für die Clubs, der Umgang des 1. FC Köln mit dem Interview des FC-Profis Birger Verstraete und das entlarvende Facebook-Video des Berliners Salomon Kalou haben gezeigt, wie schmal der Grat ist. Das Konzept mache zwar „Sinn und kann für andere Profisportbereiche auch ein Vorbild sein“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) über das DFL-Strategiepapier, er warnte aber eindringlich: „Natürlich muss es auch gelebt werden.“
Obwohl die von Kalou veröffentlichten Bilder die Zweifel nähren, dass dies tatsächlich von allen Clubs und Profis so gehandhabt wird, dürfte sich an der grundsätzlichen Zustimmung aus Berlin (noch) nichts geändert haben. Mächtige Ministerpräsidenten wie Armin Laschet (Nordrhein-Westfalen/CDU) oder Markus Söder (Bayern/CSU) befürworten die Wiederaufnahme des Spielbetriebs Mitte Mai, Malu Dreyer
(Rheinland-Pfalz/SPD) sprach am Montag in ARD zudem von einem „berechtigten Interesse“der Fußballer, „wieder spielen zu können“.
Daher deutet alles darauf hin, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder den Weg tatsächlich freimachen. Zumal ja auch andere Bereiche wie Einzelhandel und Gastronomie auf die Lockerungen der Corona-Maßnahmen hoffen dürfen und die Bundesliga somit nur ein Teil von vielen wäre, die eines
Professor Tim Meyer von der
Universität des Saarlandes eint: Die Wiederaufnahme des Betriebs ist überlebenswichtig.
Im Falle der Bundesliga stehen etwa 770 Millionen Euro auf dem Spiel, 56 000 Arbeitsplätze sind damit direkt oder indirekt verknüpft. Auch deshalb hatte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert immer wieder betont, die Saison mit aller Macht zu Ende spielen zu wollen – bestenfalls sogar bis Ende Juni und natürlich ohne negative Auswirkungen auf das Gesundheitssystem. „Es wird nicht der Fall sein“, stellte Seifert klar, „dass auch nur eine Ärztin, ein Arzt, eine Krankenschwester oder ein Krankenpfleger nicht getestet werden kann, weil Fußballer
getestet werden müssen“. Rund 20 000 Tests werden für den Spielbetrieb bis Saisonende benötigt.
Die ersten Resultate waren zumindest für die DFL zufriedenstellend. Dass zehn Infektionen (bei 1724 Tests, Ansteckungsrate 0,58 Prozent) aufgedeckt wurden, habe den „Zweck erfüllt, für zusätzliche Sicherheit zu sorgen und so die Spieler bestmöglich vor Ansteckung im Mannschaftstraining oder Spielbetrieb zu schützen“, hatte die DFL am Montag mitgeteilt. Am Dienstag folgte die Ankündigung des Zweitligisten Erzgebirge Aue, dass sich der Spielerkader samt Trainer- und Funktionsteam wegen eines positiven Tests bis Donnerstag in häusliche Quarantäne begeben hat. Auch ein Spieler und ein Physiotherapeut von Borussia Mönchengladbach wurden positiv getestet. Für Donnerstag hat die DFL die 36 Profivereine der 1. und 2. Bundesliga zu einer Mitgliederversammlung eingeladen. Dann sollen die Ergebnisse des Polit-Gipfels erörtert werden.
Eine Gefahr für den Saisonablauf sieht Professor Tim Meyer, Leiter der „Taskforce Sportmedizin/ Sonderspielbetrieb“der DFL, vornehmlich durch das Fehlverhalten der Beteiligten. „Es ist umso wichtiger, dass alle extreme Disziplin wahren. Das gilt nicht nur auf dem Platz, sondern vor allen Dingen daneben und zu Hause“, sagte Meyer: „Wenn diese Disziplin nicht eingehalten wird, dann kann das beste Konzept ins Wanken geraten.“
„Es ist umso wichtiger, dass alle extreme Disziplin wahren.“
zum Hygienekonzept der DFL