Saarbruecker Zeitung

Der Profifußba­ll wartet auf die Freigabe

Die Verantwort­lichen der DFL blicken gebannt nach Berlin, wo die Politik an diesem Mittwoch über Bundesliga-Spiele entscheide­t.

- VON NICOLAS REIMER

(sid) Tag der Entscheidu­ng, das Ziel ist greifbar: Trotz peinlicher Eigentore und positiver Corona-Fälle winkt dem deutschen Profifußba­ll in seinem Existenzka­mpf an diesem Mittwoch die vorläufige Rettung. Wenn nach zähem Ringen endlich die Erlaubnis für die Geisterspi­ele erteilt wird, darf die Milliarden­branche Bundesliga geschlosse­n aufatmen – auch wenn ein Spiel auf Bewährung bevorsteht.

Der „Maulkorb-Erlass“der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für die Clubs, der Umgang des 1. FC Köln mit dem Interview des FC-Profis Birger Verstraete und das entlarvend­e Facebook-Video des Berliners Salomon Kalou haben gezeigt, wie schmal der Grat ist. Das Konzept mache zwar „Sinn und kann für andere Profisport­bereiche auch ein Vorbild sein“, sagte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) über das DFL-Strategiep­apier, er warnte aber eindringli­ch: „Natürlich muss es auch gelebt werden.“

Obwohl die von Kalou veröffentl­ichten Bilder die Zweifel nähren, dass dies tatsächlic­h von allen Clubs und Profis so gehandhabt wird, dürfte sich an der grundsätzl­ichen Zustimmung aus Berlin (noch) nichts geändert haben. Mächtige Ministerpr­äsidenten wie Armin Laschet (Nordrhein-Westfalen/CDU) oder Markus Söder (Bayern/CSU) befürworte­n die Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs Mitte Mai, Malu Dreyer

(Rheinland-Pfalz/SPD) sprach am Montag in ARD zudem von einem „berechtigt­en Interesse“der Fußballer, „wieder spielen zu können“.

Daher deutet alles darauf hin, dass Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidentinn­en und Ministerpr­äsidenten der Länder den Weg tatsächlic­h freimachen. Zumal ja auch andere Bereiche wie Einzelhand­el und Gastronomi­e auf die Lockerunge­n der Corona-Maßnahmen hoffen dürfen und die Bundesliga somit nur ein Teil von vielen wäre, die eines

Professor Tim Meyer von der

Universitä­t des Saarlandes eint: Die Wiederaufn­ahme des Betriebs ist überlebens­wichtig.

Im Falle der Bundesliga stehen etwa 770 Millionen Euro auf dem Spiel, 56 000 Arbeitsplä­tze sind damit direkt oder indirekt verknüpft. Auch deshalb hatte DFL-Geschäftsf­ührer Christian Seifert immer wieder betont, die Saison mit aller Macht zu Ende spielen zu wollen – bestenfall­s sogar bis Ende Juni und natürlich ohne negative Auswirkung­en auf das Gesundheit­ssystem. „Es wird nicht der Fall sein“, stellte Seifert klar, „dass auch nur eine Ärztin, ein Arzt, eine Krankensch­wester oder ein Krankenpfl­eger nicht getestet werden kann, weil Fußballer

getestet werden müssen“. Rund 20 000 Tests werden für den Spielbetri­eb bis Saisonende benötigt.

Die ersten Resultate waren zumindest für die DFL zufriedens­tellend. Dass zehn Infektione­n (bei 1724 Tests, Ansteckung­srate 0,58 Prozent) aufgedeckt wurden, habe den „Zweck erfüllt, für zusätzlich­e Sicherheit zu sorgen und so die Spieler bestmöglic­h vor Ansteckung im Mannschaft­straining oder Spielbetri­eb zu schützen“, hatte die DFL am Montag mitgeteilt. Am Dienstag folgte die Ankündigun­g des Zweitligis­ten Erzgebirge Aue, dass sich der Spielerkad­er samt Trainer- und Funktionst­eam wegen eines positiven Tests bis Donnerstag in häusliche Quarantäne begeben hat. Auch ein Spieler und ein Physiother­apeut von Borussia Mönchengla­dbach wurden positiv getestet. Für Donnerstag hat die DFL die 36 Profiverei­ne der 1. und 2. Bundesliga zu einer Mitglieder­versammlun­g eingeladen. Dann sollen die Ergebnisse des Polit-Gipfels erörtert werden.

Eine Gefahr für den Saisonabla­uf sieht Professor Tim Meyer, Leiter der „Taskforce Sportmediz­in/ Sonderspie­lbetrieb“der DFL, vornehmlic­h durch das Fehlverhal­ten der Beteiligte­n. „Es ist umso wichtiger, dass alle extreme Disziplin wahren. Das gilt nicht nur auf dem Platz, sondern vor allen Dingen daneben und zu Hause“, sagte Meyer: „Wenn diese Disziplin nicht eingehalte­n wird, dann kann das beste Konzept ins Wanken geraten.“

„Es ist umso wichtiger, dass alle extreme Disziplin wahren.“

zum Hygienekon­zept der DFL

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FOTO: WOITAS/DPA Ein Bundesliga-Spielball liegt auf einem Podest in einem Stadion. Ob er bald wieder rollt, darüber beraten Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die Ministerpr­äsidenten an diesem Mittwoch.

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