Die Mehrheit der Senioren schweigt bei Problemen
Wie reagieren ältere Menschen auf Stress beim Einkauf? Dieser Frage ist eine deutsch-englische Forschergruppe nachgegangen.
(np) Menschen, die älter als 70 Jahre sind, beschweren sich kaum noch, berichten Wissenschaftler der privaten Hochschule für Wirtschaft und Technik Vechta und der britischen Uni Oxford. Sie untersuchten in der bundesweiten Studie „Die stille Generation 60plus?“, wer wann warum reklamiert und befragten in einer Online-Umfrage 533 Teilnehmer. Die schlechtesten Erfahrungen hätten die Befragten in den Branchen Telefon und Mobilfunk, Internet und Handel gemacht.
Wie sich ältere Menschen bei Problemen verhalten, sei bisher kaum untersucht, sagt Professor Norbert
Meiners von der Hochschule in Vechta. Die Gründe dafür, dass sich Ältere nicht beschwerten, seien vielfältig – und häufig simpel. Viele Senioren kennten ihre Rechte und Möglichkeiten nicht und würden von der Tatsache abgeschreckt, dass ihre Ansprechpartner in vielen Firmen kaum erreichbar seien. Produkterklärungen seien oft unverständlich – und die Umgangsformen in der Internetwelt abschreckend. Ältere Menschen hätten zum Beispiel Probleme mit Mitarbeitern, die sie ungefragt duzen. Über 40 Prozent der Befragten hätten schon auf eine Beschwerde verzichtet, Frauen doppelt so häufig wie Männer. Über 70-Jährige beschwerten sich weit seltener als Jüngere.
Warum schlagen ältere Kunden, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen, nicht häufiger auf den Tisch? Viele wollten sich schlicht nicht mehr aufregen, lautet eine Antwort der Wissenschaftler. Völlig schweigend gehen sie über einen ärgerlichen Sachverhalt aber trotzdem nicht hinweg. Sie nutzten lediglich andere Wege, um ihren Unmut kundzutun, warnten ihre Familienangehörigen und Freunde, schrieben Leserbriefe oder veröffentlichten Kritiken im Internet.