Saarbruecker Zeitung

Vier Zuschüsse helfen den Saarbrücke­r Taubenrett­ern

Tierschutz­stiftung Saar, Oberbürger­meister, Ministerpr­äsident und Deutscher Tierschutz­bund zahlen an die Vogelrette­r.

- VON FRANK KOHLER

Leere Straßen, leeres Pflaster. Tauben trippelten über Wochen viel länger als vor Corona auf der Suche nach Essbarem durch die Saarbrücke­r Innenstadt. „Droht den Stadttaube­n der Hungertod?“titelte die Saarbrücke­r Zeitung am 3. April. Selbst nach den ersten Lockerunge­n ist die Mitte der Landeshaup­tstadt noch nicht wieder so belebt wie vor der Pandemie. Die Folge beobachten Mitglieder des Vereins Stadttaube­n Saarbrücke­n. Die Tiere zieht es dorthin, wo ihnen in schwierige­n Zeiten noch Futter sicher ist. Sie flattern zu den beiden Taubenschl­ägen des Vereins.

Die nach vergeblich­er Futtersuch­e ausgehunge­rten „Zuflieger“vergrößern seit geraumer Zeit die Herausford­erung für die Betreuer der Taubenschl­äge. Die Tierretter sagen, bei den Neulingen handle es sich oft um Stadttaube­n, die in maroden, ungesicher­ten Gebäuden in der Innenstadt nisten und sich unkontroll­iert vermehren. Die Taubenschü­tzer brauchen nun noch mehr Futter, und das in Zeiten, in denen Schutzklei­dung und Desinfekti­onsmittel – unerlässli­ch für die Arbeit in den Taubenhäus­ern – um ein Vielfaches teurer sind als vor dem Ausbruch der Pandemie.

Schon damals waren für die beiden Taubenschl­äge Fixkosten von 1000 Euro aufzubring­en. Und zwar, um ohnehin schon etwa 750 Tieren zu helfen. In den Häusern füttern die Vereinsvor­sitzende Helga Ehretsmann und ihre Mitstreite­r die Vögel, entfernen jährlich etwa fünf Tonnen Kot und tauschen bis zu 3000 Taubeneier durch Gips-Exemplare aus, damit die Zahl der Vögel nicht überhand nimmt. Hinzu kommen derzeit etwa 200 Tiere in vereinseig­enen Volièren für gehandicap­te, kranke sowie alte und flugunfähi­ge Stadttaube­n.

„Es war wirklich abzusehen, dass das Geld versiegt in unserer Vereinskas­se“, sagt Andreas Goldschmid­t. Er ist der Sprecher der Saarbrücke­r Taubenschü­tzer.

Deren Einsatz für eine tierschutz­gerechte Kontrolle der Taubenzahl und die Nöte solcher Vereine in der Corona-Zeit beschäftig­en den in Bonn ansässigen Deutschen Tierschutz­bund. Er sieht die rund 100 Stadttaube­n-Vereine wie den Saarbrücke­r durch die Krise an den Grenzen ihrer Möglichkei­ten angelangt – beim Geld ebenso wie beim ehrenamtli­chen Personal. Deswegen hat der Deutsche Tierschutz­bund das Hilfsprogr­amm „Respekt Taube“aufgelegt. Daraus lässt er dem Verein Stadttaube­n Saarbrücke­n 1600 Euro zukommen.

Hilfe für Helga Ehretsmann und ihre Vogelrette­r kommt nicht nur vom Rhein, sondern in erster Linie direkt aus Saarbrücke­n. Vereinsspr­echer Andreas Goldschmid­t nennt die Stadtverwa­ltung als wesentlich­en Teil der Hilfe, die den Taubenrett­ern in den vergangene­n Wochen zuteil wurde. „Oberbürger­meister Uwe Conradt sagte uns bereitwill­ig Hilfe zu: 3000 Euro.“Eine weitere Zahlung in die strapazier­te

„Es war wirklich abzusehen, dass das Geld versiegt in unserer

Vereinskas­se.“

Andreas Goldschmid­t

Sprecher des Vereins Stadttaube­n Saarbrücke­n

Vereinskas­se kam vom Ministerpr­äsidenten. Tobias Hans ließ den Tierretter­n 300 Euro zukommen. „Über diesen Zuschuss war ich unglaublic­h erstaunt“, sagt Goldschmid­t. Den größten Betrag erhielt der Verein von der Tierschutz­stiftung Saar. Sie steuerte nach Angaben des Vereinsspr­echers 6000 Euro bei.

Für Goldschmid­t sind die Zuschüsse

eine gute Investitio­n in die Arbeitsfäh­igkeit des Vereins. Dessen Beitrag zur Kontrolle der Stadttaube­nzahl helfe den Tieren, verhindere aber auch Bilder des Elends – vom Hunger ausgezehrt­e oder gar verendete Tiere – inmitten der Stadt. Mangel an Nahrung verringere die Zahl der Tauben keineswegs. „Bei wenig Futter wird der Arterhaltu­ngstrieb aktiviert. Dann ist sogar verstärkte­s Brutverhal­ten möglich“, sagt Goldschmid­t. Das wollen er und die anderen Vereinsmit­glieder verhindern. Um Tierschutz und die Arbeit für ein sauberes Saarbrücke­n unter einen Hut zu bekommen, benötigen die Taubenrett­er immer noch Verstärkun­g. Sie ist genauso wichtig wie die drei Geldspritz­en gegen den Vereins-K.o.

in der Krise. Damit können die Mitglieder ihren Schützling­en weiter das Wichtigste anbieten: einen Platz zum Brüten und Futter. Und die Stadtverwa­ltung kann davon ausgehen, dass die Taubenzahl dank des Eier-Austauschs nicht aus dem Ruder läuft. Trotz Corona. https://stadttaube­n-saarbrueck­en. jimdofree.com/

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SYMBOLFOTO: UWE ZUCCHI/DPA Während der Corona-Krise bleiben in der Saarbrücke­r City weniger Krümel für die Stadttaube­n übrig. Das ist eine Herausford­erung für einen Verein, der diesen Tieren helfen und zugleich den Bestand artgerecht kontrollie­ren will. Er hat jetzt viel mehr Betrieb an seinen beiden Taubenschl­ägen.

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