Saarbruecker Zeitung

Die dunkle Seite des Internets

Das Darknet ist fast jedem ein Begriff. Was genau dahinterst­eckt und wie es funktionie­rt, wissen allerdings die wenigsten. Dabei ist dieser Teil des Netzes keineswegs getrennt vom dem, den alle kennen – er ist nur nicht sichtbar.

- VON JANA FREIBERGER

Die meisten von uns sehen nur die Spitze des Eisbergs: den Teil des Internets, der über Suchmaschi­nen zu erreichen ist – das sogenannte Clear Web. Hier wird online eingekauft, recherchie­rt und es werden E-Mails verschickt. Der größte Bereich des Internets liegt jedoch im Verborgene­n. Nur wer über das nötige Wissen und die nötige Ausrüstung verfügt, hat dazu Zugang.

Das sogenannte Deep Web macht etwa 90 Prozent des gesamten Internets aus. „Das Deep Web besteht aus Datenbanke­n, Webseiten und Services, die zu Unternehme­n, Behörden oder Universitä­ten gehören“, erklärt das BSI. Die Webseiten in diesem Teils des Internets seien nicht indexiert und somit nicht über Suchmaschi­nen erreichbar. Die Inhalte seien meist zahlungspf­lichtig oder mit einem Passwort geschützt, aber harmlos. Doch innerhalb des Deep Web gibt es einen kleinen Bereich, der mitunter weniger harmlos ist: das Darknet.

Dessen Internetse­iten lassen sich im Gegensatz zu den meisten Deep-Web-Seiten nicht mit einem normalen Browser öffnen, sondern sind nur mithilfe von Anonymisie­rungsnetzw­erken wie Tor („The Onion Router“) abrufbar. Das Tor-Netzwerk ist der namentlich­en Ableitung nach wie eine Zwiebel (englisch: „Onion“) aufgebaut und verschleie­rt mithilfe verschlüss­elter Weiterleit­ungen zwischen mehreren Servern bis hin zur entspreche­nden Seite im Darknet die Identität der Nutzer, informiert das BSI. Dabei

kenne der Knotenpunk­t nur jeweils den vorherigen und den nachfolgen­den Server. Es existieren aber auch Netzwerke, bei denen man neben der Software zusätzlich eine Einladung benötigt, um Zugriff zu erhalten.

Das „dunkle Netz“lässt sich mit der Dunklen Materie des Universums vergleiche­n. Es ist nicht sichtbar, macht sich aber immer wieder bemerkbar. Das Darknet sei aber nicht per se „böse“, sagt das BSI. In Ländern, in denen es keine Informatio­ns

Bundeskrim­inalamt

und Meinungsfr­eiheit gibt, biete die verschlüss­elte Struktur der Darknet-Netzwerke den Menschen die Möglichkei­t, einigermaß­en sicher miteinande­r zu kommunizie­ren, Zensur zu umgehen und auf regional gesperrte Inhalte zuzugreife­n. Außerdem ermögliche das anonyme Netzwerk, gesellscha­ftliche und politische Missstände aufzudecke­n: „Die Anonymität erlaubt journalist­ischen Quellen, in einigen Fällen unerkannt zu bleiben, und Whistleblo­wern, ihre Entdeckung­en mit der Öffentlich­keit zu teilen“, erklärt das BSI.

Doch wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Immer wieder tritt das Darknet als virtueller Marktplatz für Drogendeal­er, Waffenhänd­ler und

Anbieter von Kinderporn­ografie in Erscheinun­g. So hatte der Münchner Amokläufer, der im Juli 2016 neun Menschen und sich selbst erschoss, die Tatwaffe über eine Darknet-Plattform gekauft. Und im vergangene­n Jahr haben Ermittler in einer alten Bundeswehr­anlage in Traben-Trarbach in Rheinland-Pfalz einen großen Server-Anbieter für illegale Geschäfte im Darknet ausgehoben – ein großer Erfolg, denn die Strafverfo­lgung gestaltet sich in diesem Bereich sehr schwierig.

Nach Angaben des Bundeskrim­inalamts verwenden die Nutzer nicht nur Anonymisie­rungsdiens­te, um im Geheimen agieren zu können. Sie kommunizie­ren außerdem untereinan­der ausschließ­lich mit Pseudonyme­n (Nicknames) über die jeweilige Plattform. „Die Klarnamen werden nicht ausgetausc­ht, sodass die Nutzer auch untereinan­der anonym bleiben.“Den größten Erfolg bei der Aufdeckung von Straftaten haben Ermittler deswegen durch klassische Polizeiarb­eit, etwa durch den Einsatz verdeckter Mitarbeite­r.

Sich im Darknet zu bewegen, ist nicht grundsätzl­ich illegal, erklärt das BSI. Straffälli­g werden Nutzer nur, wenn sie illegale Inhalte herunterla­den, konsumiere­n oder rechtswidr­ige Waren und Dienstleis­tungen erwerben. Allerdings bestehe für Nutzer ein höheres Sicherheit­srisiko, weil hier mehr Schadsoftw­are verbreitet werde. Zudem bestehe die Gefahr, dass Besucher auf dubiose Angebote hereinfall­en und mit kriminelle­n Organisati­onen in Kontakt kommen, warnt das BSI.

„Die Klarnamen werden nicht ausgetausc­ht, sodass die Nutzer auch untereinan­der anonym

bleiben.“

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FOTO: STEIN/DPA Kriminelle nutzen die Anonymität des Darknets, um illegale Geschäfte abzuwickel­n. Dieser Bereich des Internets bietet aber auch Chancen: In autoritäre­n Staaten kann damit etwa Zensur umgangen und sicherer kommunizie­rt werden.

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