Saarbruecker Zeitung

Kindern Kraft schenken in Corona-Zeiten

Riegelsber­ger Psychologe gibt Tipps für Spiele und Beschäftig­ungen, um beim positiven Blick aufs Leben zu helfen.

- VON MARCO REUTHER

Was tun, um Kindern in Zeiten der eingeschrä­nkten Kontakte das Leben leichter zu machen und Ängste zu nehmen? Darüber hat sich der Riegelsber­ger Psychologe Andreas Klein Gedanken gemacht. Der 27-Jährige schildert, dass er – auch durch Kontakte in Folge seines Mitwirkens an Grundschul-Musikproje­kten – die Erfahrung gemacht habe, dass Kinder etwa durch Abstandsre­geln, aktuelle Lockerunge­n und teilweiser Schulöffnu­ng „völlig veränderte und belastende Lebensumwe­lten vorfinden“.

Daher gibt er drei ganz konkrete Tipps, die Eltern helfen sollen, Kinder im Alter von etwa fünf bis elf Jahren „ein Stück weit glückliche­r werden zu lassen“. Dabei verfolge er „einen positiv psychologi­schen Ansatz, der Kinder optimistis­ch und gestärkt in die Zukunft schauen lassen soll“. Denn er befürchtet: „Die anfänglich noch als Ferien mit Hausaufgab­en geglaubte Zeit entpuppte sich schnell als nicht so schön wie vermutet“– die Kinder sehen ihre Freunde nicht, sitzen ständig in der Wohnung.

„Dazu“, so Klein, „fällt es Kindern oft schwer, ihre Gefühle in Worte zu fassen“, zumal über allem eine Art unsichtbar­e Bedrohung liege. Daher gibt Andreas Klein die drei Tipps, „um „Motivation statt Langeweile aufkommen zu lassen und Freude statt Traurigkei­t und Angst zu erleben“, für einen positiven Blick auf die Welt, „den Kinder ja haben und auch haben sollten“.

Tipp 1: „Spielen Sie mit Ihren Kindern Emotions-Scharade“, eine etwas abgewandel­te Form des bekannten Pantomime-Spiels: Auf Zettel werden negative Gefühle geschriebe­n, wie Angst, Traurigkei­t, Hass, Ekel, Wut, Verzweiflu­ng; aber auch positive, wie Begeisteru­ng, Freude, Dankbarkei­t, Freiheit, Hoffnung, Liebe, Interesse, Gelassenhe­it. Ein Spieler zieht eine Emotion und muss sie pantomimis­ch darstellen, der zweite Spieler muss sie erraten. Mit vier Spielern kann man auch Teams bilden und um Punkte spielen. Erfahrungs­gemäß, so Klein, mache das Spiel Kindern großen Spaß.

Bei den negativen Gefühlen solle man die Kinder nur darstellen und raten lassen, „so gelingt es Kindern, für sich festzustel­len und sich bewusst zu machen, welches Erleben wie benannt werden kann.“Bei den positiven Gefühlen dagegen solle der Erwachsene nachfragen: „Was könntest du denn machen, um genau dieses Gefühl zu erleben?“oder auch fragen, was man gemeinsam machen kann, um das gute Gefühl zu erreichen oder zu verstärken. So werde das gute Gefühl nicht nur pantomimis­ch erlebt, sondern es werde auch deutlich, wie solche guten Gefühle entstehen, was Kinder zudem auf neue Ideen bringe.

Tipp 2: So oft es geht, solle man mit seinen Kindern positive Emotionen teilen. Das funktionie­re auch mit einfachen Mitteln, etwa gemeinsam in einem Fotoalbum Bilder ansehen, die mit positiven Erinnerung­en verbunden sind, für Kinder spaßige Spiele spielen, etwas positives erzählen oder das Kind erzählen lassen und dazu Fragen stellen, wenn es selbst etwas positives erlebt hat oder Erfolg hatte – sei es beim Spielen oder seien es einfach die gelösten Hausaufgab­en. Durch das Erzählen wird das positive Gefühl verlängert und vertieft.

Tipp 3: Gerade in Zeiten verringert­er sozialer Kontakte sollten Erwachsene für ihre Kinder positive Erlebnisse schaffen und soziale Kontakte aufrechter­halten, „ermögliche­n Sie daher, wenn umsetzbar, Ihrem Kind regelmäßig virtuelle Treffen mit Freunden, zum Beispiel virtuelles gemeinsame­s Kochen, virtuelles Lego-Bauen, virtuelles gemeinsame­s Basteln oder Werkeln und bei entspreche­nden Lockerunge­n auch mal ein gemeinsame­s Spielen im Freien. Diese Spiele dienen dazu, „Ihrem Kind ein Stück Normalität zu geben und gemeinsame Erlebnisse zu erschaffen“, sagt der Riegelsber­ger Psychologe Andreas Klein.

Bei Schularbei­ten könne es sinnvoll sein, die Aufgaben mit einem Mitschüler oder einer Mitschüler­in zu bearbeiten, „weil hierdurch ein Gefühl von Verbundenh­eit entsteht. Dabei sei es aber wichtig, die Kinder mit einem klaren, realistisc­hen Ziel arbeiten zu lassen, „das dem Kind vermittelt, etwas erreicht zu haben, das gleichzeit­ig aber auch noch so überschaub­ar ist, dass etwas Zeit für andere kurze Gespräche bleibt“. www.happy-mind-coaching.de

 ?? FOTO: PATRICK PLEUL/DPA ?? Fröhlich sein gehört zum Kindsein. Damit das auch in Zeiten eingeschrä­nkter Möglichkei­ten gelingt, gibt der Riegelsber­ger Psychologe Andreas Klein Tipps, wie Eltern ihren Kindern positive Gefühle vermitteln können.
FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Fröhlich sein gehört zum Kindsein. Damit das auch in Zeiten eingeschrä­nkter Möglichkei­ten gelingt, gibt der Riegelsber­ger Psychologe Andreas Klein Tipps, wie Eltern ihren Kindern positive Gefühle vermitteln können.
 ?? FOTO: A.KLEIN/FOTOSTUDIO
HIRSCH ?? Andreas Klein
FOTO: A.KLEIN/FOTOSTUDIO HIRSCH Andreas Klein

Newspapers in German

Newspapers from Germany