Saarbruecker Zeitung

Emotionslo­ses Ende einer schwierige­n Ehe

Formel-1-Rennstall Ferrari bestätigt die Trennung von Sebastian Vettel am Jahresende. Sein Nachfolger könnte Carlos Sainz werden.

- VON JENS MARX

(dpa) Eine Traumehe wie bei seinem Vorbild Michael Schumacher wurde es nie, nun geht die Partnersch­aft zwischen Sebastian Vettel und Ferrari unterkühlt und emotionslo­s Ende des Jahres auseinande­r. Der 32 Jahre alte Deutsche, der beim Versuch, die Schumacher-Ära bei der Scuderia zu wiederhole­n

Mattia Binotto letztlich krachend scheiterte, wird nach sechs Jahren den traditions­reichsten Rennstall der Formel 1 nach dieser Saison verlassen.

„Das Team und ich haben gemerkt, dass es nicht mehr den gemeinsame­n Wunsch gab, über das Ende dieser Saison zusammenzu­bleiben“, sagte Vettel am Dienstag in einer Ferrari-Presseerkl­ärung: „Um die bestmöglic­hen Ergebnisse in diesem Sport zu erzielen, ist es für alle Beteiligte­n wichtig, in perfekter Harmonie zu arbeiten.“Wie sehr die Fronten verhärtet sind, belegen auch die Worte von Teamchef

Mattia Binotto: Es sei „die beste Entscheidu­ng für beide Seiten“.

Die Gespräche um einen neuen Vertrag scheiterte­n. „Das Finanziell­e hat keine Rolle gespielt“, betonte Vettel, der bei seinem Wechsel zur Saison 2015 von Red Bull zu Ferrari einen Dreijahres­vertrag unterschri­eben hatte. Bei der Verlängeru­ng konnten sich beide Seiten wieder auf drei Jahre einigen. Medienberi­chten zufolge bot Ferrari ihm nun zunächst nur einen Kontrakt über ein Jahr zu deutlich geringeren Bezügen an, dann für zwei. Was auch immer es wirklich war – in Vettels Sinn war es nicht.

Ihm ist auch nicht entgangen, dass Ferrari ohnehin auf seinen zehn Jahre jüngeren Teamkolleg­en Charles Leclerc zählt, der via Twitter aus Monaco auf das bevorstehe­nde Ende der zuletzt vergiftete­n Renngemein­schaft mit Vettel reagierte: „Ich habe nie so viel gelernt wie mit Dir als Teamkolleg­e. Danke für alles.“

Als Vettel-Nachfolger wird seit Längerem schon Carlos Sainz von McLaren gehandelt. Der Vertrag des 25 Jahre alten Spaniers beim britischen Team endet ebenfalls nach dieser Saison. Und Vettel? In der Nacht zu Dienstag hatten die Bild-Zeitung sowie die Fachportal­e Auto, Motor und Sport und Motorsport-Total.com

über die bevorstehe­nde Trennung berichtet. Geht er nun im Tausch zu McLaren? „Ich selbst werde mir die Zeit nehmen, die ich brauche, um darüber nachzudenk­en, was wirklich in meiner Zukunft zählt“, erklärte Vettel.

Was in den vergangene­n Monaten passiert sei, habe bei vielen dazu geführt, über die Prioritäte­n nachzudenk­en. Was genau Vettel damit meinte, führte er nicht aus. Vermeintli­che Indiskreti­onen über die Verhandlun­gen mit seinem Noch-Arbeitgebe­r dürften die Entscheidu­ng des dreifachen Familienva­ters gegen eine weitere Zusammenar­beit auch beeinfluss­t haben.

Fraglich ist trotz aller Beteuerung­en, wie Vettel und Ferrari die noch geplante neue Saison zusammen überstehen wollen. Zumal die bisherigen fünf Versuche, gemeinsam den Titel zu holen und die Dominanz von Mercedes und dem mittlerwei­le sechsmalig­en Champion Lewis Hamilton zu brechen, Jahr für Jahr gescheiter­t waren und Vettel sich ob einer Reihe von Fehlern auch immer wieder Kritik ausgesetzt sah. Nach vier Titeln mit Red Bull in seiner Zeit von einschließ­lich 2009 bis Ende 2014 und 39 Grand-PrixSiegen gelangen Vettel bei Ferrari bisher nur 14 Rennerfolg­e.

„Es ist die beste Entscheidu­ng

für beide Seiten.“

Teamchef von Ferrari

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FOTO: PHOTO4/LAPRESSE/DPA Sebastian Vettel wird am Jahresende seine sieben Sachen packen und den Rennstall Ferrari verlassen. Ob der 32-Jährige in der Formel 1 bleibt, also zu einem anderen Team wechselt, ist noch völlig offen.

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