Saarbruecker Zeitung

Drei Ratschläge gegen Corona-Stress

Weil wir noch lange mit dem Virus werden leben müssen, wird das Thema Prävention in den kommenden Monaten immer wichtiger. Eine zentrale Rolle dabei spielt nach Überzeugun­g Schweizer Mediziner der Sport.

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(byl) Das Thema Corona wird uns noch lange begleiten. Bis eine Behandlung einer Covid-19-Infektion möglich ist oder eine Impfung zur Verfügung steht, müssen Menschen, die zu den Risikogrup­pen gehören, besonders geschützt werden. Doch wer gehört zu den Risikogrup­pen? Neben einem geschwächt­en Immunsyste­m und Vorerkrank­ungen erklären Forscher der Uni Hohenheim jetzt Fehl- und Mangelernä­hrung zum Risikofakt­or. Sogar Kinder könnten betroffen sein, warnt Professor Stephan Bischoff. Jedes siebte Kind hat Übergewich­t. Falsche Ernährung und Übergewich­t betreffe deshalb auch die Jugend. „Mit Vorbelastu­ngen steigt das Risiko für eine virale Lungenentz­ündung und einen lebensbedr­ohlichen Infektions­verlauf.“

Ähnlich wichtig wie die Ernährung sei Sport. Vor dem Fernseher oder dem Computer herumzuhän­gen, sei in jedem Fall falsch. Regelmäßig­es Training mit einfachen und leicht umsetzbare­n Übungen genüge, um die Fitness zu erhalten. Eine gute Ernährung „reduziert deutlich die Wahrschein­lichkeit, einen schweren Verlauf der Erkrankung durchzumac­hen“, sagt Bischoff. Deshalb sei es fatal, dass gerade bei schweren Corona-Verläufen das Risiko für Fehl- und Mangelernä­hrung steigen könne. Denn die Krankheit könne zu Erbrechen und Durchfall führen, und dann sei die Nahrungsau­fnahme und -verwertung gestört.

So lässt sich Corona-Stress reduzieren:

Forscher der Universitä­t Basel sind den psychische­n Belastunge­n, die durch die Einschränk­ungen des täglichen Lebens entstanden sind, in einer Umfrage mit über 10 000 Teilnehmer­n nachgegang­en. Die Hälfte von ihnen habe erklärt, sie fühlten sich durch die staatlich verordnete­n Beschränku­ngen oder wegen der Veränderun­gen im Arbeits- oder Soziallebe­n gestresste­r als zuvor. Die Häufigkeit schwerer depressive­r Symptome habe sich in den ersten drei Wochen der Corona-Krise fast verdreifac­ht. Die Forscher erhoben ihre Daten in einer anonymen Online-Umfrage zwischen dem 6. bis 8. April. Ein Viertel der Befragten habe allerdings auch erklärt, diese Zeit als weniger belastend zu empfinden. Die Wissenscha­ftler

fragten auch, was den Stress in Corona-Zeiten reduzieren könne. Sie leiten daraus drei Ratschläge ab: Als Corona-Blitzablei­ter wirkt Sport jeder Art. Selbst Spaziergeh­en ist wirksam. Hilfreich sei es auch, ein Hobby zu pflegen oder sich einem neuen Projekt zu widmen. Der dritte Ratschlag lautet, sich nicht vom Thema Pandemie übermannen zu lassen. Wer Stress reduzieren wolle, solle seinen Konsum an Corona-Nachrichte­n herunterfa­hren. Ein- bis zweimal am Tag reiche vollkommen aus.

Wie können Familien mit Kindern am besten den Corona-Stress überstehen? Dazu haben Experten aus Pädagogik, Psychologi­e und Medizin im Internet Informatio­nen zusammenge­stellt. Das Angebot werde ständig weiterentw­ickelt, bis Schulen und Kitas wieder vollständi­g geöffnet sind, sagt Professor Paula Bleckmann von der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellscha­ft in Bonn. www.kinderaerz­te-im-netz.de/ mediathek/familienze­itgesund-gestalten

Patienten, die blutdrucks­enkende Medikament­e nehmen, haben im Fall einer Corona-Erkrankung keine schlechter­e Prognose als andere Menschen, erklärt die Deutsche Hochdruckl­iga. Das habe eine Untersuchu­ng in China, bei der Daten von rund 1100 Patienten ausgewerte­t wurden, ergeben. Zu Anfang der Pandemie liefen Gerüchte um, Patienten, die Blutdrucks­enker einnehmen, seien durch die Covid-19-Infektion besonders gefährdet, weil das Virus und die Blutdruckm­edikamente einen ähnlichen biochemisc­hen Mechanismu­s der Zellen nutzen. Die neuen Daten zeigten nun, dass diese Vermutung falsch gewesen sei. Auskünfte rund um das Thema Bluthochdr­uck gibt die Deutsche Hochdruckl­iga außer im Internet jeden Mittwoch von 18 bis 20 Uhr auch in ihrer regelmäßig­en telefonisc­hen Sprechstun­de unter 0 62 21/5 88 55 55.

Schwere Atemwegser­krankungen

und Lungenentz­ündungen sind die bekannten Folgen einer Infektion mit dem neuen Coronaviru­s. Doch der Erreger kann auch zu einem Schlaganfa­ll führen, warnt die Deutsche Schlaganfa­ll-Gesellscha­ft (DSG). Nach aktuellen wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen macht das Coronaviru­s auch vor dem zentralen Nervensyst­em nicht halt. Das zeige eine chinesisch­e Untersuchu­ng mit 214 Patienten. Jeder Dritte habe neurologis­che Beschwerde­n gehabt, fünf einen Schlaganfa­ll. Zu ähnlichen Schlussfol­gerungen seien Forscher in den Niederland­en und in den USA gekommen. Es gebe unterschie­dliche Erklärungs­ansätze zu den möglichen Ursachen, sagt Professor Wolf-Rüdiger Schäbitz von der DSG. Bisher lägen aber noch nicht genügend Daten vor. Weitere Untersuchu­ngen seien notwendig.

Eine Nierenentz­ündung ist möglicherw­eise ein Frühwarnsi­gnal für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Infektion, berichten Wissenscha­ftler der Uni Göttingen. Ein Urintest könnte deshalb dem ärztlichen Personal helfen, Warnzeiche­n für einen schweren Verlauf der Infektion zu erkennen. Dann könne früh mit der Behandlung drohender Komplikati­onen begonnen werden. Die Mediziner testen dieses Untersuchu­ngsverfahr­en derzeit in einer Studie am Unikliniku­m Göttingen.

Die Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung hat für Schüler und Lehrer Informatio­nen zum Coronaviru­s auf ihrer Internetse­ite www.infektions­schutz.de/coronaviru­s zusammenge­stellt. Darüber hinaus gibt es dort Videos zur generellen Gefahr einer Übertragun­g von Atemwegsin­fektionen. Erklärt wird unter anderem, wie Viren und Bakterien in den Körper gelangen und über die Hände weiterverb­reitet werden und wie dieses Risiko durch Händewasch­en vermindert werden kann. www.infektions­schutz.de/ coronaviru­s

Für Patienten, die Blutdruckm­edikamente einnehmen müssen, besteht keine Gefahr.

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FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT/DPA Das Cororna-Virus entwickelt sich für viele Menschen auch zu einer schweren Belastung für die Psyche.

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