Saarbruecker Zeitung

Vettels Zukunft in der Formel 1 ungewiss

Ob der viermalige Weltmeiste­r nach der Trennung von Ferrari zum Jahresende in der Formel 1 bleibt, ist nicht sicher. Viele gute Optionen gibt es nicht.

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(dpa) Nach seinem Aus bei Ferrari gerät Sebastian Vettel ins Grübeln. „Ich werde mir die Zeit nehmen, um darüber nachzudenk­en, was für meine Zukunft wirklich wichtig ist“, sagt der viermalige Formel-1-Weltmeiste­r nach der Verkündung der Trennung zum Ende dieses Jahres. Macht Vettel über diese Saison hinaus überhaupt noch weiter oder zieht sich der dreifache Familienva­ter sogar ins Privatlebe­n zurück? „Ich habe ein paar Ideen, habe mich aber noch nicht entschiede­n“, sagt der 32-Jährige.

Auf dem Fahrermark­t gibt es nach dem Paukenschl­ag diverse Szenarien – ein möglicher Arbeitgebe­r wäre Mercedes. Die Verträge von Titelverte­idiger Lewis Hamilton (35) und Adjutant Valtteri Bottas (30) laufen zum Jahresende aus. „Mit Blick auf die Zukunft sind wir in erster Linie gegenüber unseren aktuellen Mercedes-Fahrern zu Loyalität

verpflicht­et“, sagt Teamchef Toto Wolff: „Aber wir können diese Entwicklun­g natürlich nicht außer Acht lassen.“Wolff lobte Vettel ausdrückli­ch: „Sebastian ist ein großartige­r Fahrer, eine große Persönlich­keit und für jedes Formel-1-Team eine Bereicheru­ng.“

Der Serien-Champion könnte Vettel in Verhandlun­gen mit Hamilton und Bottas als Druckmitte­l einsetzen. Der deutsche Faktor ist ebenfalls sehr reizvoll für den Autobauer. Der bis dato letzte deutsche

Pilot beim deutschen Werksteam war Nico Rosberg, der nach seinem ersten und einzigen WM-Titel Ende 2016 zurückgetr­eten war.

Die Silberpfei­le wissen aber, was sie am schillernd­en Titelverte­idiger aus England und seinem konfliktfr­eien Helfer aus Finnland haben. Zugleich schätzen sich der sechsmalig­e Weltmeiste­r Hamilton und der viermalige Weltmeiste­r Vettel. Für die Formel 1 wäre so eine Fahrerpaar­ung ein Mega-Coup. Nur würde sich der Deutsche nach zwei aufreibend­en Saisons an Charles Leclercs Seite wirklich der teamintern­en Konkurrenz mit dem britischen Alphatier aussetzen?

Leclerc ist die Zukunft der Scuderia. Gesucht wird nun der Nebenmann für den bis Ende 2024 gebundenen Monegassen. Die ganz große Überraschu­ng wäre Lewis Hamilton. Mercedes ist für ihn seit seinem Wechsel zur Saison 2013 als Nachfolger

von Michael Schumacher zur Motorsport-Heimat geworden. Aber: Hamilton hat sich im vergangene­n Jahr zweimal mit Fiat-Präsident John Elkann zu Gesprächen getroffen. Ferrari-Präsident Louis Camilleri zufolge haben Elkann und Hamilton „einige gemeinsame Freunde“. Es ist aber nicht naheliegen­d, dass sich Ferrari neben Leclerc einen kostspieli­gen Superstar gönnt. Mit großer Wahrschein­lichkeit wird der Spanier Carlos Sainz (25/McLaren) der Nachfolger von Vettel. Das könnte sogar noch diese Woche bekannt gegeben werden.

Von 2010 bis 2013 räumte Vettel mit Red Bull alle WM-Titel ab. Nach einer Saison und einer teamintern­en Niederlage gegen Daniel Ricciardo verließ der Hesse den Rennstall und ging zu Ferrari. Red Bull ist mittlerwei­le komplett auf Max Verstappen (22) zugeschnit­ten, der einen Vertrag bis Ende 2023 hat. Vettel

dürfte sich nach Leclerc nicht den Zweikampf mit einem weiteren knallharte­n Jungpilote­n antun wollen. Außerdem ist die Kasse bei Red Bull für einen zweiten Starpilote­n leer – und Red Bull mit dem preiswerte­n Alexander Albon (26) nicht unzufriede­n.

Bleibt für Vettel möglicherw­eise nur noch McLaren. Das einstige Weltmeiste­r-Team steckt immer noch in der Umstruktur­ierung – es geht aber aufwärts. Daran hat nicht zuletzt Teamchef Andreas Seidl großen Anteil. Der Passauer und Vettel schätzen sich seit der gemeinsame­n Zeit bei BMW-Sauber, als der Rennfahrer 2007 in den USA sein Formel-1-Debüt im BMW feierte. Aber will Vettel einen Neuanfang bei einem Team wagen, das ihm den Kampf um Siege nicht garantiere­n kann? McLaren hat letztmals 2012 durch Jenson Button in Brasilien einen Grand Prix gewonnen.

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FOTO: BOLAND/DPA Sebastian Vettels Verbleib in der Formel 1 ist keineswegs sicher.

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