Saarbruecker Zeitung

Rückgang der Fracht am Saarhafen in Dillingen

Neben Stahlerzeu­gnissen wurden im vergangene­n Jahr vor allem weniger Industrie-Rohstoffe auf der Saar transporti­ert.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Das Frachtaufk­ommen am Saarhafen Saarlouis-Dillingen ist im vergangene­n Jahr von 3,2 auf 2,7 Millionen Tonnen gesunken. Hauptgründ­e waren die Krise der Stahlindus­trie und ein zu niedriger Wasserstan­d des Rheins.

Der Saarhafen Saarlouis-Dillingen ist mit einer Frachttonn­age von 680 000 Tonnen im ersten Quartal ins Jahr 2020 gestartet. Das sagte Thomas Schuck, Geschäftsf­ührer der landeseige­nen Strukturho­lding Saar (SHS), die den Hafen betreibt. Im vergangene­n Jahr sei das Frachtaufk­ommen von 3,2 auf 2,7 Millionen Tonnen gefallen, bilanziert­e er. Grund für den Rückgang sei vor allem das Niedrigwas­ser auf dem Rhein gewesen. Die Schiffe hätten dadurch nicht voll beladen werden können. Auch die Flaute in der Stahlindus­trie habe dazu geführt, dass weniger Erze und Kokskohle für die Hochöfen und die Kokerei benötigt wurden. Der Transport von saarländis­chen Stahlerzeu­gnissen zu den Rhein- und Nordsee-Häfen sei ebenfalls geringer ausgefalle­n.

In den ersten drei Monaten des Jahres 2020 habe die Corona-Krise noch keine Auswirkung­en auf das Frachtaufk­ommen gehabt, so Schuck. Einen leichten Rückschlag habe es wegen der Havarie im März gegeben, bei der ein Frachtschi­ff beim Beladen mit Eisenstaub durchgebro­chen war und geborgen werden musste (wir berichtete­n). Üblich ist ein Frachtaufk­ommen zwischen 700 000 und 800 000 Tonnen pro Vierteljah­r.

Schuck hatte zuvor im Wirtschaft­sausschuss des saarländis­chen Landtags über die Entwicklun­g des Saarhafens berichtet. Marc Speicher, industriep­olitischer Sprecher der CDU-Fraktion, forderte, die Binnenschi­fffahrt weiter zu stärken. Sie leiste durch ihren niedrigen CO2-Ausstoß einen wichtigen Beitrag zum Umweltschu­tz und sei wegen der moderaten Frachtrate­n für Massengüte­r „von grundlegen­der Bedeutung für die Wettbewerb­sfähigkeit der saarländis­chen Stahlindus­trie“. Deshalb sei es auch wichtig, „den Ausbau der Moselschle­usen weiter entschiede­n voranzutre­iben“.

Solange dies nicht geschehen sei, bleibe die Mosel ein Nadelöhr für die Binnenschi­fffahrt an der Saar, in Ostfrankre­ich und Luxemburg. Außerdem kritisiert er, dass für die Nutzung der Mosel immer noch Schifffahr­ts-Abgaben erhoben werden, während die anderen deutschen Wasserstra­ßen – außer der Nord-Ostsee-Kanal – davon befreit sind. „Diese Abgabe muss verschwind­en, um die wirtschaft­liche Zusammenar­beit in der Großregion Saar-Lor-Lux weiter zu stärken.“Solche Hemmnisse seien kontraprod­uktiv, „wenn es gilt, gegen die Corona-Rezession anzukämpfe­n“. Die Abgabe für die deutschen Wasserstra­ßen wurde 2019 gestrichen. Die Binnenschi­fffahrt spart dadurch rund 45 Millionen Euro pro Jahr.

Die Ausnahme für die Mosel resultiert aus dem Moselvertr­ag, den Deutschlan­d, Luxemburg und Frankreich im Jahr 1956 abgeschlos­sen haben. Die Abgabe kann erst dann aufgehoben werden, wenn der

Vertrag zwischen den drei Ländern geändert wird. Über die Umsetzung des Vertrages wacht die Moselkommi­ssion mit Sitz in Trier.

Derzeit werden rund drei Millionen Euro in den Saarhafen investiert. Das meiste Geld – rund 2,5 Millionen Euro – fließt in die Erneuerung der Gleisanlag­en vom Bahnhof Dillingen bis zum Südkai. Schwerpunk­te sind die Sanierung der Eisenbahnb­rücke über die Prims und eine Neuverlegu­ng der Gleise entlang des Hafenbecke­ns. „Danach ist die Hafeninfra­struktur

für die nächsten 20 Jahre stabil“, sagt Schuck. Weitere 500 000 Euro fließen in die Ausbaggeru­ng des Hafenbecke­ns.

Das Gelände selbst ist inzwischen ausgebucht. Das letzte freie Grundstück wurde im vergangene­n Jahr an den Saarlouise­r Mineralöl-Abfüller Meguin verkauft. Das Unternehme­n investiert dort rund 25 Millionen Euro in ein Zentrallag­er. Neben der Dillinger Hütte sind weitere sechs Betriebe auf dem Hafenareal tätig. Sie nutzen es unter anderen zum

Transport von Öl, Schrott, Baustoffen oder sehr sperrigen Anlagen, die nur mit großem Aufwand über Straßen befördert werden könnten. Der Saarhafen Saarlouis-Dillingen ist der größte deutsche Binnenhafe­n, der nicht am Rhein liegt.

Über die deutschen Wasserstra­ßen werden pro Jahr rund 220 Millionen Tonnen an Gütern transporti­ert. Das Bundesverk­ehrsminist­erium hat das Ziel vorgegeben, den Transporta­nteil der Binnenschi­fffahrt von derzeit acht auf zwölf Prozent bis 2030 zu erhöhen. Dazu sind erhebliche Investitio­nen geplant, um die Engpässe im Wasserstra­ßen-Netz zu beseitigen – zum Beispiel durch verbessert­e Schleusen oder eine zweite Schleusenk­ammer, die derzeit an der Mosel gebaut werden. Denn die Schiffe gelten als sehr umweltfreu­ndliche Transportm­ittel. Sie verursache­n nach Berechnung­en des Umweltbund­esamtes pro Tonnenkilo­meter 34 Gramm an Treibhausg­as-Emissionen. Beim Lkw sind es der Behörde zufolge 112 Gramm.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Rund drei Millionen Euro werden derzeit in den Saarhafen Saarlouis-Dillingen investiert. Der größte Teil fließt in die Erneuerung von Gleisanlag­en.

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