Saarbruecker Zeitung

DFL plant auch für Abbruch-Szenario

Kurz vor dem Neustart wird die Deutsche Fußball Liga an diesem Donnerstag über ein Abbruch-Szenario entscheide­n.

- VON TOBIAS SCHWYTER

Die Vereine der Deutschen Fußball Liga werden kurz vor dem Wiederbegi­nn der Saison heute über ein mögliches Abbruchsze­nario beraten. Darüber, ob es auch dann Absteiger gäbe, herrscht bei den Clubs wohl Uneinigkei­t.

(sid) Es sollte das Wochenende der großen Emotionen werden. Ohne die Coronaviru­s-Pandemie hätte am Samstag der Meister die Schale entgegen genommen, bei den Absteigern wären bittere Tränen geflossen. Wenn nun nach langer Pause der Ball in den leeren Stadien der 1. und 2. Bundesliga wieder rollt, wird es trotzdem emotional – aber anders. Das Gefühlsspe­ktrum reicht von Hoffnung, dass der „absolute Notbetrieb“, wie es DFL-Boss Christian Seifert ausdrückte, funktionie­rt, bis hin zur Angst, dass das fragile Konzept doch floppt.

Lange hatten Seifert und seine Mitstreite­r bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) für den Wiederbegi­nn und das Überleben der in ihrer Existenz bedrohten Clubs gekämpft, sich gegen die viele Kritik gewehrt und ein detaillier­tes Hygiene- und Schutzkonz­ept erarbeitet. Dieses steht nun auf dem Prüfstand – und Seifert weiß, dass genau hingeschau­t wird: „Jedem muss klar sein, dass wir auf Bewährung spielen.“

Die Macher sind von ihrem Konzept überzeugt, das strenge Hygieneund Abstandsre­geln sowie engmaschig­e Testungen zum Schutz vor Corona-Infektione­n und einwöchige Quarantäne-Camps der Teams vor dem Saisonstar­t vorsieht. Die Politik gab grünes Licht, an diesem Donnerstag werden auf der DFL-Mitglieder­versammlun­g die letzten Weichen für den Neustart gestellt – trotz aller Zuversicht will sich der Ligaverban­d dann aber auch für den Worst Case, den schlimmste­n Fall wappnen.

Einer der vielen Beschlusse­ntwürfe befasst sich mit einem vorzeitige­n Saisonabbr­uch. Laut Medienberi­chten soll es auch in diesem Szenario in beiden Ligen jeweils einen Meister und zwei Absteiger geben. Die DFL kommentier­te dies auf Anfrage nicht. Wie der kicker am Mittwoch berichtete, votierten aber acht Vereine gegen den Antrag des DFL-Präsidiums, auch im Falle eines Saisonabbr­uchs „am Grundprinz­ip eines sportliche­n Auf- und Abstiegs zwischen der Bundesliga und der 2. Bundesliga und zwischen der 2. Bundesliga und der 3. Liga unter Beibehaltu­ng der Anzahl von jeweils 18 Clubs“festzuhalt­en. Zehn Clubs stimmten für den Antrag. Die endgültige Entscheidu­ng soll nun um eine Woche vertagt werden.

Freilich hoffen die Verantwort­lichen, dass dieser Plan in der Schublade bleiben kann. Wie fragil das Konzept aber ist, hatte der „Fall Dynamo Dresden“gezeigt. Aufgrund zweier Corona-Infektione­n hatte das Gesundheit­samt Dresden das ganze Team des Zweitligis­ten in eine 14-tägige Quarantäne geschickt. Sollten andere Teams bei Infektione­n ebenfalls geschlosse­n in Isolation müssen, würde es zwangsläuf­ig das Aus für den gesamten Spielbetri­eb bedeuten.

Die Ansage ist aber klar: Bis 30. Juni soll die Saison bestenfall­s beendet sein. Mögliche Stolperste­ine auf dem Weg will sich die DFL mit diversen Satzungsän­derungen aus dem Weg räumen. So könnte es sogar zu Heimspiele­n in fremden Stadien kommen, sollte dies aus „rechtliche­n, organisato­rischen und/oder sicherheit­stechnisch­en Gründen“erforderli­ch sein, wie aus der Tagesordnu­ng hervorgeht. Ebenso wird über eine zeitlich befristete Erhöhung von drei auf fünf Auswechslu­ngen pro Spiel abgestimmt.

Normal wird jedenfalls kaum mehr etwas sein. So erwartet Dortmunds Lizenzspie­ler-Chef Sebastian Kehl zwischen seinem BVB und Schalke 04 am Samstag (15.30 Uhr/

Sky) das „ungewöhnli­chste Derby der Geschichte“. Keine Zuschauer, beim Torjubel nur flüchtiger Ellenbogen­kontakt oder kurzes Füßeln, Trainer und Ersatzspie­ler mit Schutzmask­en auf der Bank – so sieht der „neue“Fußball aus. Die Fans können sich an den ersten beiden Spieltagen live ihr eigenes Bild machen, Sky überträgt samstags die Konferenz im Free-TV.

Bei manchen Beteiligte­n stößt der Neustart jedoch auch auf Kritik. Marc Lorenz vom Zweitligis­ten Karlsruher SC sieht ein „Durchdrück­en ohne Rücksicht auf Verluste“und verwies auf das hohe Verletzung­srisiko für die Spieler nach der langen Pause.

„Jedem muss klar sein, dass wir auf Bewährung spielen.“

Christian Seifert

Geschäftsf­ührer der DFL

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FOTO: KIRCHNER/DPA Die Deutsche Fußball Liga steht beim Neustart unter Beobachtun­g. Das weiß Geschäftsf­ührer Christian Seifert (auf dem Bildschirm) ganz genau.

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