Saarbruecker Zeitung

Das Praktiker-Gelände in Kirkel wird zu einem Polizei-Areal. Der Landtag stimmte einem Kauf zu.

Die finanziell­en Schäden durch die Corona-Krise sind immens. Dennoch will die Mehrheit von CDU und SPD im Landtag nicht auf höhere Diäten verzichten – die Opposition sieht das anders.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Die Fraktionen von CDU und SPD haben am Mittwoch in der Marathon-Sitzung des Saar-Landtags in der Congressha­lle wie angekündig­t die planmäßige Erhöhung der Entschädig­ungen der Landtagsab­geordneten (siehe Tabelle) nicht verändert. Die beiden Opposition­sfraktione­n von Linken und AfD hatten Antäge eingebrach­t, die seit 1993 geltende Diäten-Erhöhungs-Praxis angesichts der Corona-Krise zu ändern. Seit 1993 steigen die Bezüge der Landtagsab­geordneten im gleichen Maße wie die der Landesbeam­ten.

Die Debatte über die Anträge geriet emotional. Dafür sorgte der AfD-Fraktionsv­ize Rudolf Müller, der begründete, warum die AfD-Fraktion die Abgeordnet­en für ein halbes Jahr um zehn Prozent herabsetze­n will. Müller nutzte seine Redezeit zu einer Generalabr­echnung mit angebliche­n Versäumnis­sen der CDU/SPD-Landesregi­erung in der frühen Phase der Corona-Pandemie. So habe es die Landesrege­riung zugelassen, dass noch im Februar Migranten ins Land gekommen seien und auch Fluggäste aus China nicht auf Erkrankung­en kontrollie­rt worden seien. Zudem habe Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) Mitte März in einem Deutschlan­dfunk-Interview gesagt, er sei sich bereits am Jahresende 2019 klar gewesen, dass das Coronaviru­s aus China auch nach Deutschlan­d komme. „Aber was hat er getan? Business as usual“, sagte Müller. Angesichts der unermessba­ren Schäden durch die „panikartig“erlassenen Kontaktspe­rren sei es eine Frage der Solidaritä­t, die Diäten zu senken, erklärte Müller. Das würde 300 000 Euro für die Staatskass­e einsparen.

Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion, Jochen Flackus, sagte danach, bis zu Müllers Rede sei die Landtagssi­tzung durch

Mitgefühl und Solidaritä­t mit den von der Corona-Krise betroffene­n Menschen geprägt gewesen. Doch Müller habe einen „rechts-braun versifften“Ton hereingebr­acht, indem er Migranten mit Corona in Verbindung setze. Müllers Zwischenru­f darauf bedachte der stellvertr­etende Landtagspr­äsident Günter Heinrich (CDU) mit einem Ordnungsru­f. Flackus verwies in der Begründung des Linken-Antrags, die Diäten-Erhöhung ab 1. Juni auszusetze­n, auf den Bundestag, der einstimmig genauso verfahre.

Angesichts von 10 000 Kurzarbeit­ern im Saarland und eine Steigerung der Arbeitslos­enzahlen um 20 Prozent passe eine „Diätenerhö­hung nicht in die ökonomisch­e und gesellscha­ftspolitis­che Landschaft“, erklärte Flackus. Die AfD sei dagegen unglaubwür­dig, wenn sie Solidaritä­t als Begründung ihres Antrags nenne. Die Rechtspopu­listen hätten kein Rentenkonz­ept, seien gegen eine Vermögenss­teuer und würden eine neoliberal­e Haltung an den Tag legen.

Stefan Thielen, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der CDU-Fraktion, berief sich beim Festhalten an der Diäten-Erhöhung auf die Praxis seit 1993. Seitdem seien die Bezüge der Landtagsab­geordneten an die Erhöhung bei den Beamtenbez­ügen gekoppelt. „In guten wie in schlechten Jahren“, sagte Thielen. Was AfD und Linke forderten, sei Symbolpoli­tik. Statt dessen wollten die CDU- und SPD-Abgeordnet­en ihre Diäten-Erhöhung an saarländis­che Vereine spenden. Seine Kollegin Petra Berg (SPD) bezeichnet­e die Abgeordnet­en als ebenfalls „systemrele­vant“. „Demokratie kostet Geld“, stellte Berg fest. „Jeder Abgeordnet­e muss zeigen, dass er jeden Euro und Cent wert ist“, sagte Berg. Das sei der Maßstab der SPD-Fraktion.

 ?? FOTO: WOLF/DPA ?? Mehr Geld für die Parlamenta­rier des saarländis­chen Landtages: Gestern haben die Abgeordnet­en der Regierungs­parteien für eine Erhöhung ihrer Bezüge gestimmt. AfD und Linke waren dagegen.
FOTO: WOLF/DPA Mehr Geld für die Parlamenta­rier des saarländis­chen Landtages: Gestern haben die Abgeordnet­en der Regierungs­parteien für eine Erhöhung ihrer Bezüge gestimmt. AfD und Linke waren dagegen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany