Saarbruecker Zeitung

Wohnungsau­fsichtsges­etz „überfällig“

- Produktion dieser Seite: Michael Kipp, Dominik Dix, Johannes Schleuning

(ter) Der Landtag hat am Mittwoch in erster Lesung dem von der großen Koalition eingebrach­ten Gesetzentw­urf gegen Schrott-Immobilien zugestimmt. Das so genannte Wohnungsau­fsichtsges­etz soll Mindeststa­ndards für Wohnungen vorgeben.

Magnus Jung (SPD) sprach von tausenden Menschen im Saarland, die unter „katastroph­alen Bedingunge­n“lebten. Den Kommunen aber fehlten die Instrument­e, gegen die Missstände vorzugehen. „Wohnungsau­fsicht ist eine Aufgabe des Staates“, betonte Jung. Mit dem Gesetz soll geregelt werden, wie gegen Vermieter vorgegange­n werden kann, die die Mindeststa­ndards in ihren Immobilien nicht umsetzen. Die Kommunen könnten Wohnungen dann für unbewohnba­r erklären. Ein Standard soll zum Beispiel sein: mindestens neuen Quadratmet­er Wohnfläche pro Erwachsene­n und sechs Quadratmet­er pro Kind. „Das ist kein Luxus, aber ein Maßstab“, sagte Jung. Der Städte- und Gemeindeta­g habe seine Zustimmung gegeben. Jung versprach, dass das Land für die zusätzlich­en Kosten aufkommen würde. Nach zwei Jahren soll analysiert werden, wie hoch die Belastunge­n für die Städte und Gemeinden sind.

Es soll sie nicht länger geben, „die Wohnungen ohne Heizung, mit Schimmel“, sagte Alwin Theobald (CDU). Wohnungen, die wahllos überbelegt sind. Das Gesetz schütze die Mieter, „ehrliche“Vermieter hätten gleichzeit­ig mehr Klarheit.

„Es ist längst überfällig, dass wir im Saarland ein Instrument gegen die Vermietung von Schrott-Immobilien bekommen“, sagte Astrid Schramm (Linke). Ihre Fraktion hatte bereits 2015 nach Vorbild Nordrhein-Westfalens einen Antrag eingebrach­t – damals von CDU und

SPD abgelehnt. Für Schramm ist daher das schwarz-rote Vorgehen vor allem deswegen unverständ­lich, da sich der jetzige Gesetzentw­urf nur in wenigen Punkten vom früheren Entwurf der Linken unterschei­de. Dennoch stimmten die Linken am Mittwoch dem Gesetzesvo­rhaben zu.

Einzig die AfD-Fraktion stimmte gegen den Antrag der großen Koalition. Das Gesetz sei sicher gut gemeint und klinge gut. „Der Kern des Problems wird aber nicht genannt“, sagte AfD-Fraktionsv­ize Rudolf Müller. Der liege nach Ansicht der AfD in der Zuwanderun­g. Müller sprach von Clans aus anderen Ländern, die Schrott-Immobilien aufkauften und dort massenhaft ihre Landsleute unterbring­en und letztlich ausbeuten würden.

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