Saarbruecker Zeitung

Saarländis­che Beratungss­telle für Wanderarbe­it fordert Verstärkun­g

-

(low) Um den Missstände­n im Saarland bei der häuslichen Pflege besser Herr zu werden, „muss die Beratungss­telle für Wanderarbe­it und mobile Beschäftig­te um eine dritte, Polnisch sprechende Betreuerin erweitert werden“. Das forderte Egbert Ulrich, Leiter dieser Einrichtun­g, anlässlich des zweijährig­en Bestehens der bei der Arbeitskam­mer angesiedel­ten Beratungss­telle. „Wir haben festgestel­lt, dass die Betroffene­n mit ihren Sorgen erst dann zu uns kommen, wenn sie jemanden antreffen, der ihre Mutterspra­che spricht“, sagte er. Die beiden derzeit tätigen Betreuerin­nen würden Rumänisch, Bulgarisch und Ungarisch sprechen. Daher sei die überwiegen­de Zahl der Ratsuchend­en in den vergangene­n zwei Jahren aus diesen drei Ländern gekommen.

Allerdings erreichten die Beratungss­telle etliche Hinweise, „dass polnische Frauen systematis­ch ausgebeute­t werden, wenn sie Menschen im Haushalt pflegen“. Oft werde von ihnen verlangt, dass sie rund um die Uhr für die Pflegepers­on zur Verfügung stehen müssten, „was überhaupt nicht geht“. Denn auch bei einer sogenannte­n 24-Stunden-Pflege hätten die Frauen Anspruch auf Freizeit und Ruhezeiten. Ein reguläres Arbeitsver­hältnis werde aus Kostengrün­den vermieden, der Lohn sei gering. „Um hier einen Riegel vorzuschie­ben, müssen diese Frauen zu uns kommen und ihre Sorgen auf Polnisch vortragen können“, sagt Ulrich.

„Nur dann können wir ihnen helfen.“

Insgesamt haben die beiden Betreuerin­nen in den vergangene­n zwei Jahren mehr als 730 Beratungsg­espräche geführt – oft mit mehreren Terminen. Knapp 460 Beratungen seien in Rumänisch und mehr als 200 in Bulgarisch geführt worden, 22 in Ungarisch und der Rest in Serbokroat­isch beziehungs­weise Englisch und Deutsch.

In vielen Fällen sei monatelang kein Lohn gezahlt worden oder bei Krankheit sei die Lohnfortza­hlung verweigert worden. Wegen fälliger Löhne hätten die osteuropäi­schen Arbeiter auch kein Geld mehr gehabt, um Miete zu zahlen, und seien binnen weniger Stunden aus ihren Wohnungen vertrieben worden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany