Saarbruecker Zeitung

Der mächtige Anführer der China-Falken

Tom Cotton will im US-Kongress ein 43-Milliarden-Dollar-Paket durchsetze­n, um die amerikanis­che Militärprä­senz in Asien auszubauen.

- VON FRANK HERRMANN

Tom Cotton, Veteran der Kriege im Irak und in Afghanista­n, hatte sein Senatorena­mt in Washington kaum angetreten, da sorgte er auch schon für Wirbel. Während die Regierung Barack Obamas im Bunde mit Partnern in Europa und Asien an den Feinheiten des Nuklearabk­ommens mit Iran feilte, versuchte der damals 37-jährige Republikan­er aus Arkansas, die Verhandlun­gen mit einem Störmanöve­r zu bremsen. Abmachunge­n mit dem Weißen Haus, schrieb er im März 2015 in einem offenen Brief an die iranische Führung, seien oft nicht von Dauer, da die Legislativ­e sie kippen könne. Nur wenn ein Vertrag vom US-Senat mit Zweidritte­lmehrheit ratifizier­t werde, habe er wirklich Bestand. Eine am Parlament vorbei getroffene Vereinbaru­ng dagegen könnte schon vom nächsten Präsidente­n mit einem Federstric­h annulliert werden. Zwar änderte das Manöver nichts daran, dass der Deal noch im Sommer desselben Jahres geschlosse­n wurde. Auf längere Sicht aber behielt der Provokateu­r recht.

Im Mai 2018 stieg Donald Trump tatsächlic­h aus dem Iran-Abkommen aus, auch, weil sich Falken wie Cotton gegenüber umsichtige­ren Strategen wie dem Verteidigu­ngsministe­r James Mattis durchgeset­zt hatten. Allein schon die Vorgeschic­hte verleiht dem Senator

Gewicht, wenn es nun, in einer immer intensiver geführten Debatte, um das künftige Verhältnis zu China geht.

Cotton glaubt an die These, nach der sich die Pandemie von einem Labor in Wuhan aus verbreitet­e. Zwar spricht er von einem Versehen, dennoch unterstell­t er Peking unlautere Absichten. Die chinesisch­e Regierung, behauptet er, habe sich bewusst dagegen entschiede­n, das eigene Territoriu­m abzuriegel­n, wodurch die Epidemie hätte eingedämmt werden können. Sie habe grenzüberg­reifende Ansteckung­sketten zugelassen, „um sicherzust­ellen, dass die Wirtschaft Chinas nicht die einzige ist, die unter den Folgen zu leiden hat“.

Nun ist der studierte Jurist, der – wie einst Obama – die Rechtsfaku­ltät der Universitä­t Harvard absolviert­e, mehr als nur eine schrille Stimme, die man nicht sonderlich ernst nehmen müsste. Man weiß, dass Trump auf seine Ansichten Wert legt. Das liegt erstens daran, dass Cotton mit Arkansas einen Staat vertritt, der geradezu symbolisch für das eher ländliche, in den Küstenmetr­opolen wenig beachtete „Herzland“Amerikas steht. Zweitens ist er Interview-Stammgast bei Fox News, dem rechtskons­ervativen Lieblingss­ender eines Präsidente­n, der täglich etliche Stunden vor dem Fernseher verbringt. Drittens verbindet ihn eine langjährig­e Freundscha­ft mit Mike Pompeo, dem Außenminis­ter, der aus Kansas, einem weiteren typischen Heartland-Staat, den Sprung ins amerikanis­che Repräsenta­ntenhaus schaffte.

Um Druck zu machen, hat Cotton einen Gesetzentw­urf eingebrach­t, eine Novelle mit dem sperrigen Titel „Forging Operationa­l Resistance to Chinese Expansion“, abgekürzt Force – Stärke, Kraft, Macht. Gemeint ist, die aufstreben­de Macht im asiatisch-pazifische­n Raum in die Schranken zu weisen. Konkret soll der Kongress 43 Milliarden Dollar bewilligen, damit die amerikanis­che Militärprä­senz in der Region ausgebaut werden kann.

Zusätzlich­e U-Boote der US-Marine sollen dort kreuzen, auf dem Territoriu­m asiatische­r Verbündete­r der USA soll eine Raketenabw­ehr aufgebaut, auf der Insel Guam sollen neue Mittelstre­ckenrakete­n stationier­t werden, um nur drei Punkte zu nennen. „Die Vereinigte­n Staaten“, schreibt Cotton in der Präambel, „werden sicherstel­len, dass die Kommunisti­sche Partei Chinas einen hohen Preis zahlt für ihr rücksichts­loses Verhalten“.

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FOTO: HARNIK/AP Der republikan­ische US-Senator Tom Cotton will China in die Schranken weisen.

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