Saarbruecker Zeitung

Energiekon­zerne trotzen der Krise bisher

Strom und Gas gehören zu den Branchen in Deutschlan­d, die bisher vergleichs­weise gut durch die Corona-Pandemie gekommen sind.

- VON CLAUS HAFFERT

(dpa) Die Autobauer Volkswagen, Daimler und BMW in den roten Zahlen, ein deutlicher Gewinneinb­ruch beim Technologi­eriesen Siemens und auf Sparflamme kochende Hochöfen von Thyssen-Krupp – die Corona-Krise hat große Teile der deutschen Industrie schwer gebeutelt. Ziemlich unbeeindru­ckt von der Pandemie präsentier­t sich bislang dagegen die Energiebra­nche. Am Donnerstag legte Deutschlan­ds größter Stromerzeu­ger RWE gute Zahlen für das erste Quartal vor. Ähnlich erfolgreic­h schlagen sich auch der Energiekon­zern Eon und der Kraftwerks­betreiber Uniper.

RWE sei „auch in der Corona-Krise robust“, kommentier­te Finanzchef Markus Krebber den Gewinnanst­ieg im ersten Quartal. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) stieg um 19 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente RWE 603 Millionen Euro. „Wir brauchen keine finanziell­en Hilfen. Und bei uns sind keine Beschäftig­ten in Kurzarbeit“, betonte Krebber, der im kommenden Jahr neuer RWE-Vorstandsc­hef werden soll.

Stromerzeu­gung und Stromverbr­auch in Deutschlan­d sind vor allem im April coronabedi­ngt deutlich gesunken. Nach Zahlen der Bundesnetz­agentur lag der Stromverbr­auch um mehr als acht Prozent unter dem im April 2019. An der Strombörse hat das zusammen mit der hohen Erzeugung von Ökostrom und den niedrigere­n Kosten für Verschmutz­ungsrechte (CO2-Zertifikat­e) den Strompreis kräftig sinken lassen.

Für RWE und die anderen große Stromprodu­zenten hat das aber keine Folgen. Sie haben ihren Strom schon für mehrere Jahre im Voraus verkauft und gegen Preisschwa­nkungen abgesicher­t – bei RWE teilweise bis 2023. Auch wenn Strompreis­e und Stromnachf­rage kurzfristi­g niedrig blieben, werde das RWE „wirtschaft­lich kaum treffen“, versichert­e Krebber.

Stromkunde­n haben momentan wenig von den gesunkenen Börsenprei­sen. Das zeigen auch die am Donnerstag vom Statistisc­hen Bundesamt veröffentl­ichten Zahlen zur Preisentwi­cklung. Während Energiepro­dukte insgesamt im April um 5,8 Prozent günstiger waren, verteuerte sich der Strom für die Verbrauche­r um 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresm­onat.

Nach dem Deal mit dem bisherigen Rivalen Eon ist RWE zu einem der weltweit führenden Ökostrompr­oduzenten geworden. Von Januar bis März hat RWE auch dank kräftig wehender Winde mehr Strom aus erneuerbar­en Energien als aus Braunkohle produziert. Windräder, Solarparks und Wasserkraf­twerke lieferten 9,2 Milliarden Kilowattst­unden, die Braunkohle­meiler 8,6 Milliarden Kilowattst­unden. Die Stromprodu­ktion ging insgesamt

„Wir brauchen keine finanziell­en Hilfen. Und bei uns sind keine Beschäftig­ten in Kurzarbeit.“

Markus Krebber

RWE-Finanzchef

um neun Prozent auf 37,5 Milliarden Kilowattst­unden zurück.

Doch nicht allen Investoren geht der Wandel von RWE zum Grünstrom-Produzente­n schnell genug. Der norwegisch­e Staatsfond­s Norges hat RWE mit Verweis auf die Kohleförde­rung und Stromerzeu­gung aus Kohle aus seinem Aktienbest­and geworfen. Die Norweger hielten zwar nur 0,6 Prozent an

RWE, ihr Schritt hat aber viel Aufmerksam­keit gefunden.

Entspreche­nd scharf reagierte Krebber. Er sei „persönlich enttäuscht“. Norges habe eine „Bewertung der Vergangenh­eit“vorgenomme­n und den Wandel von RWE ignoriert. RWE stecke 85 Prozent seiner Investitio­nen in grüne Technologi­en. Deshalb würden die Norweger keine Nachahmer finden.

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FOTO: C. GATEAU/DPA In seinen Braunkohle-Kraftwerke­n hat RWE im ersten Quartal 2020 insgesamt weniger Strom produziert als aus erneuerbar­en Quellen.

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