Saarbruecker Zeitung

Krankenhau­s Lebach soll doch nicht schließen

Der Träger macht den Mitarbeite­rn plötzlich wieder Hoffnung – nennt für den Weiterbetr­ieb der Klinik aber klare Bedingunge­n.

- VON DANIEL KIRCH

Die Proteste der Politik und der Mitarbeite­r gegen die geplante Schließung des Lebacher Caritas-Krankenhau­ses zeigen Wirkung. Die Cusanus-Trägergese­llschaft Trier (ctt) ist nun doch bereit, den Betrieb der Klinik fortzuführ­en – wenn die Politik mehr Geld für den erforderli­chen Neubau gibt. Das geht aus einem Brief des Vorstandes der Trierer Hildegard-Stiftung – also des Gesellscha­fters der ctt – an die rund 500 Mitarbeite­r in Lebach hervor. Im Gegensatz zu den bisherigen Verlautbar­ungen der Stiftung hat das Schreiben einen optimistis­chen Grundton.

„Seitens der Politik wurde auf allen Ebenen öffentlich­keitswirks­am gefordert, das

Krankenhau­s in Lebach nicht zu schließen, die Versorgung der Bevölkerun­g sicherzust­ellen und Arbeitsplä­tze zu erhalten. Diese vehementen Forderunge­n der Politik ermutigen den Träger und die Geschäftsf­ührung, die Fortführun­g des Krankenhau­sbetriebes anzustrebe­n“, heißt es in dem Schreiben der Stiftungss­pitze um den Vorsitzend­en Rüdiger Fuchs. „Natürlich erwarten wir, dass seitens der Politik den lauten öffentlich­en Forderunge­n dann auch tatsächlic­h finanziell­e Förderunge­n folgen.“

Die wochenlang­e Hängeparti­e, in der die Mitarbeite­r im Unklaren

über die Zukunft des Krankenhau­ses gelassen wurde, erklärt der Stiftungsv­orstand damit, dass er in dieser Zeit unter Ausschluss der Öffentlich­keit mit der Geschäftsf­ührung intensiv Alternativ­en zu einer Schließung geprüft hat.

Mit dem Gesundheit­sministeri­um soll nun verhandelt werden – über Medizinkon­zepte und über Geld. Das Land hatte der ctt bisher 24 Millionen Euro für einen Klinik-Neubau zugesagt. Das bestehende Bettenhaus aus dem Jahr 1976 ist kaum noch wirtschaft­lich zu sanieren, der Investitio­nsstau vor allem beim Brandschut­z wird auf 18 Millionen Euro beziffert. Die ctt sah sich jedoch nicht in der Lage, den Eigenantei­l für den Neubau von 24 bis 36 Millionen Euro zu stemmen. Dies war einer der Gründe, der zu dem Aufsichtsr­atsbeschlu­ss vom 5. März geführt hatte, mit der Mitarbeite­rvertretun­g ein „Schließung­sszenario“zu verhandeln.

Fuchs hatte damals auch die jahrelange­n Millionen-Verluste in Lebach, die schwache Auslastung und die allgemein schwierige­n Rahmenbedi­ngungen für kleine Kliniken beklagt – und befürchtet, dass ohne Schließung die gesamte ctt-Gruppe ins Wanken gerät. Wobei die Mitarbeite­rvertretun­g stets darauf hinwies, dass sich die wirtschaft­liche Lage vor Monaten deutlich verbessert habe.

Nun also die Wende, von einer Schließung ist in dem Brief an die Mitarbeite­r keine Rede mehr – auch wenn der Stiftungsv­orstand erneut betont, der Beschluss vom 5. März sei wirtschaft­lich im Sinne des Gesamtunte­rnehmens ctt „zwingend geboten und auch unter rechtliche­n Aspekten unabdingba­r“gewesen. Stellt sich die Frage, was sich seither geändert hat? Hier nennt der Stiftungsv­orstand vor allem zwei Gründe. Zum einen, dass sich trotz intensiver Suche kein Investor für den Neubau einer Nordsaarla­ndklinik gefunden hat. Man sehe sich nunmehr in der Lage, „ein wirklich konkurrenz­fähiges Angebot einzubring­en“, schreibt der Stiftungsv­orstand. Und zweitens hoffe man aufgrund der konkreten Erfahrunge­n im Umgang mit einer Pandemie auf ein Umdenken der Bundes- und Landespoli­tik: „Wahrschein­lich wird sich der Stellenwer­t kleiner Krankenhäu­ser in ländlichen Regionen vor diesem Hintergrun­d deutlich verändern.“

Dem Gesundheit­sministeri­um soll nun ein neues Medizinkon­zept vorgelegt werden, das von der Beratungsg­esellschaf­t Roland Berger und der ctt-Geschäftsf­ührung erarbeitet werden soll. Möglicherw­eise wird auch geprüft, wie der Neubau etwas günstiger ausfallen könnte als bisher geplant. Wobei der Stiftungsv­orstand klarmacht, dass die vom Land zugesagten 24 Millionen Euro nicht ausreichen werden. Unabdingba­r seien zudem „die politische und ggf. finanziell­e Förderung“durch den Landkreis Saarlouis und die Stadt Lebach.

Landrat Patrik Lauer (SPD) versprach am Donnerstag umgehend: „Wir werden alles dafür tun, dass Lebach bleibt.“Lebach könne die neue Nordsaarla­ndklinik werden. Das Land müsse aber mehr Mittel bereitstel­len.

Nicht zuletzt, so schreibt der Vorstand, vertraue man auf die Mitwirkung aller Mitarbeite­r und deren Bereitscha­ft, auch Neuerungen und Veränderun­gen mitzutrage­n. „Dann kann die Weiterführ­ung und Entwicklun­g des Caritas-Krankenhau­ses in Lebach gelingen!“

Die Mitarbeite­rvertretun­g schöpft nun wieder mehr Hoffnung. „Die ersten Hürden zu einer Weiterführ­ung des Krankenhau­ses sind genommen“, sagte der Vorsitzend­e Gerhard Sauer. Aber bis klar ist, dass die Klinik bleibt, sei es noch ein weiter Weg.

„Die ersten Hürden zu einer Weiterführ­ung des Krankenhau­ses sind genommen.“

Gerhard Sauer

Vorsitzend­er Mitarbeite­rvertretun­g des Lebacher Caritas-Krankenhau­ses

 ?? FOTO: BECKER&BREDEL ?? Das Krankenhau­s in Lebach soll nach dem Willen des Trägers am Netz bleiben. Allerdings muss das marode Bettenhaus ersetzt werden. Ob dafür das Geld ausreicht, ist aber noch nicht klar.
FOTO: BECKER&BREDEL Das Krankenhau­s in Lebach soll nach dem Willen des Trägers am Netz bleiben. Allerdings muss das marode Bettenhaus ersetzt werden. Ob dafür das Geld ausreicht, ist aber noch nicht klar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany