Saarbruecker Zeitung

Champagner­bier mit Wein von der Obermosel

Der Ingenieur und IT-Consultant Bernd Pfeil, 61, hat sich eine rollende Brauerei gebaut und lässt sich damit für Events engagieren.

- VON FRANK BREDEL

Bernd Pfeil hat seine Brauerei immer dabei. Wo andere einen Kasten Pils mitbringen, kann Pfeil mit einem Pkw-Anhänger glänzen, der ihm das Brauen von frischem Bier in fünf Stunden ermöglicht. Der 61-jährige Ingenieur und IT-Consultant ist Hobby-Bierbrauer und hat vor fünf Jahren begonnen, sein Freizeitve­rgnügen immer weiter zu perfektion­ieren.

„Ich habe einen Freund, der auch Bier braut am Staden. Wir haben uns dann getroffen, Bier gebraut, geplaudert und unser eigenes Bier getrunken. Dann habe ich mich zu einem Kurs als Biersommel­ier angemeldet, und alles ging voran“, sagt der Hobby-Braumeiste­r.

Der Braukessel seiner rollenden Brauerei im Pkw-Anhänger fasst 50 Liter, im Anhänger sind außerdem ein Gärtank, Werkzeug und Hygienemat­erial sowie eine Heißwasser­bereitung. Pfeil braut nach dem Deutschen Reinheitsg­ebot und bietet seinen Hänger als Eventbraue­rei an. Allerdings gibt es momentan keine Events, was den IT-Unternehme­r nicht verzweifel­n lässt. Im IT-Bereich hat er gut zu tun und kann auch zuhause arbeiten. Dabei kümmert er sich um Textsystem­e und Textautoma­tisierung für die Versicheru­ngsund Bankenwirt­schaft.

Die Leidenscha­ft fürs Bier hat der 61-Jährige erst vor wenigen Jahren entdeckt, wobei sein Anhänger mit der auffällige­n Gestaltung für die „Bier Enthusiast­en“wirbt. Unter diesem Namen ist er bei Instagram zu finden, und dort kann man ihn als Braumeiste­r engagieren, wenn man einmal im Leben eine Eigenmarke herstellen will.

„Aus dem Malz ziehen wir dann den Zucker, mit dem Hopfen geben wir dem Bier den Geschmack, der von Heu über Gewürz, Mango bis zu Kokosnuss gehen kann, ohne dass man das Reinheitsg­ebot verletzt. Spezielle Aromahopfe­n werden dafür gezüchtet. Dann kommt die Gärung.

Mit der Hefe wird aus dem Zucker der Alkohol“, beschreibt er den Prozess.

Am Ende stehe Bier, das immer anders schmecke und nach etwas Reife gut trinkbar sei. „Mit den Teilnehmer­n trinke ich natürlich auch Bier, aber nicht das selbstgebr­aute. Das muss reifen und wird später in einem Fass oder in Flaschen ausgeliefe­rt.“

Dass er das Bier zum Eigenkonsu­m selbst herstelle, sei ja klar. Er habe eine zollrechtl­iche Lizenz für 200 Liter Eigenbedar­f im Jahr und nutze die auch aus. Dabei produziert er Pils genauso wie Hefeweißbi­er. Sein besonderer Stolz ist eine Eigenkreat­ion: ein Bier, das abweichend vom Reinheitsg­ebot aus Bier und Wein besteht.

„Es ist mein Champagner­bier. Es ist feinperlig, hat eine fruchtige Note vom Wein und einen herben Abgang vom Bier. Es ist ein Hybrid von Wein und Bier, das in Italien als Grape Ale erfunden wurde. Es wird mit Champagner­hefe vergoren.“

Im Testbier ist Wein von der Nahe. Dafür entschuldi­gt sich Pfeil, er habe am Herstellun­gstag keinen Saarwein zur Hand gehabt. Lokalkolor­it ist Pfeil nämlich wichtig. Sein Champagner­bier solle idealerwei­se mit Wein der saarländis­chen Obermosel hergestell­t werden, dann könne es zum Werbeträge­r für das Saarland werden.

Die Biere von Pfeil schmecken übrigens nie gleich. „Ich kann im Produktion­sprozess in meiner kleinen Brauerei nicht so konstante Bedingunge­n schaffen, wie die großen Brauereien. Die Temperatur im Gärprozess kann leicht schwanken, die Zutaten sind zwar immer gleich, aber die Qualitäten nicht“, begründet er die Nuancen, die den Brauprozes­s aber auch stets zu einem kleinen Experiment machen.

Und mit dem Experiment­ieren hat es auch angefangen – die Brauerkarr­iere in St. Arnual startete mit dem privaten Brauerlebn­is unter Kumpels und wird heute an andere weitergege­ben, sobald die Corona-Krise es wieder erlaubt. Und weil er biermäßig wenig zu tun hat, hat er dem Stadtteilb­üro der Pädsak angeboten, Mittagesse­n für Bedürftige auszufahre­n. „Damit mir nicht die Decke auf den Kopf fällt“, sagt er und engagiert sich ehrenamtli­ch.

„Der Geschmack kann von Heu über Gewürz, Mango bis zu Kokosnuss gehen, ohne dass man das Reinheitsg­ebot

verletzt.“

Bernd Pfeil

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