Neuer Investor für Bauprojekt in Dudweiler
Am Anger in Dudweiler sollen gut 100 neue Wohnungen entstehen. Die Saarbrücker GIU hat das Projekt an eine Immobilienfirma aus dem Hochwald verkauft. Das erfuhr der Bezirksrat in seiner jüngsten Sitzung.
„Wohnen am Anger“, ein Dauer-Thema in Dudweiler. Pläne, die Fläche an der Theodor-Storm-Straße zu bebauen, sind mehr als 40 Jahre alt. Das Bebauungskonzept aus den späten 1970er-Jahren für ein Einkaufszentrum, für Wohnungen und für ein Bürgerhaus stammt vom Architekturbüro Gottfried Böhm aus Köln. In den frühen 1980er-Jahren wurden die Pläne teilweise umgesetzt, die Dudo-Galerie, Wohnbebauung an der Beethovenstraße und das Bürgerhaus entstanden. Das Gelände dazwischen ist bisher nicht bebaut.
Für diesen Bereich hat die städtische Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung (GIU) Anfang 2017 einen städtebaulichen Wettbewerb unter ausgewählten Architekturbüros initiiert. Der aus diesem Wettbewerb als Sieger hervorgegangene Entwurf „verspricht hochwertigen Wohnraum mit attraktiven Bezügen zu privaten und öffentlichen Freiflächen im Zentrum des Stadtteils mit kurzen Wegen zur Universität“, sagte Stadtpressesprecher Thomas Blug im April 2018 der Saarbrücker Zeitung.
Der Stadtrat hat am 26. September 2017 die Änderung des Bebauungsplans „Wohnen am Anger“beschlossen. Die GIU teilte damals mit, 70 Wohnungen in verschiedenen Größen bis zu 140 Quadratmeter sollten zwischen der jetzigen Parkfläche und dem Bürgerhaus entlang der Theodor-Storm-Straße entstehen.
Und nun zur Gegenwart. In der jüngsten Sitzung des Bezirksrates Dudweiler am 7. Mai war Wohnen am Anger wieder einmal Thema. Annabelle Sonntag, Fraktionsvorsitzende der FDP im Bezirksrat, zeigte sich danach verärgert über die Entwicklung des Projektes. Ihre Partei habe den Plänen von Vornherein kritisch gegenübergestanden, sagte Sonntag. „Zuletzt stimmten wir den Plänen der städtischen GIU jedoch zu, weil diese uns glaubhaft versicherte, dass sukzessive vermarktet und erst anschließend gebaut würde.“Und nun habe die Verwaltung dem Bezirksrat bestätigt, dass die GIU das Vorhaben an einen privaten Investor abgegeben habe. Die Freien Demokraten sind mächtig sauer: „Es ist fraglich, ob ein privater Investor so auf die Wünsche und Belange der Bürgerinnen und Bürger eingeht, wie man es von einem städtischen Unternehmen erwartet“, sagt Erik Schrader, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Zudem erwarte die FDP von der Verwaltung, dass die Vorgehensweise des städtischen Eigenbetriebes in dieser Sache gründlich durchleuchtet werde.
Die Liberalen wollen wissen: Wird der neue Vorhabenträger die von der GIU angegebenen architektonischen Pläne übernehmen und damit sicherstellen, dass sich die neuen Gebäude optisch in die
Theodor-Storm-Straße einfügen? Ansonsten bestehe die Gefahr, dass im Ortskern Dudweilers Grünfläche verloren gehe. Auch könnte „durch dichtere und höhere Bebauung in der Mitte des Angers ein schattiger, uneinsichtiger Ort ohne jegliche soziale Kontrolle entstehen“, befürchtet die FDP. Annabelle Sonntag: „Wir erwarten, dass Vertreter der GIU, der zuständigen Stadtämter und der neue Investor in einer der nächsten Sitzungen im Bezirksrat vorsprechen, um alle Unklarheiten zu beseitigen.“
Bezirksbürgermeister Ralf-Peter Fritz (CDU) sagte auf SZ-Anfrage, er habe den neuen Projektträger zur nächsten Sitzung des Bezirksrates Dudweiler am 4. Juni eingeladen. Bei besagtem Investor handele es sich um die IFA-Unternehmensgruppe, eine Gesellschaft für Immobilien mit Sitz in Schillingen im Hochwald. Bei einer Sitzung des Gestaltungsbeirates am Montag dieser Woche habe die IFA ihre Pläne vorgestellt, die nicht identisch mit den Vorstellungen der GIU seien, berichtete Fritz. So seien statt 70 nun 101 bis 105 Wohneinheiten vorgesehen. Dadurch würden mehr Stellplätze benötigt, was zu Lasten der Grünflächen gehe. Fritz betonte, er habe die im Bezirksrat laut gewordenen Bedenken vorgebracht. Der Investor habe sich aufgeschlossen für Kritik gezeigt und angekündigt, seine Pläne zu überdenken und zeitnah neue Vorschläge vorzulegen, „die mehr in Richtung der GIU-Pläne gehen“, wie es Fritz formulierte.
Weshalb die GIU das Projekt an die IFA verkauft hat, wollten wir von GIU-Geschäftsführer Michael Sponholz wissen. „Gut 100 Wohnungen auf einen Schlag zu bauen, war für uns ein zu hohes Risiko“, antwortet Sponholz. Die GIU hätte das Projekt in mehreren Bauabschnitten verwirklichen müssen, hätte die vier Gebäude nach und nach errichtet und die Wohnungen verkauft. Das sei bei der Tiefgarage darunter aber nicht möglich gewesen. Also habe man einen Partner gesucht, der das Bauvorhaben am Anger in einem Aufwasch realisieren kann. Mit der IFA fand man solch eine Firma. Die Kaufsumme will Sponholz nicht nennen, nur so viel sagt er: „Wir haben nichts verschenkt, schließlich haben wir ja auch schon eine Menge Arbeit in das Projekt gesteckt.“
Auch der Käufer, die IFA, hält diesen Betrag unter Verschluss. Hans-Jürgen Lichter, Beauftragter der Geschäftsführung, nennt dafür andere Zahlen: Die Gesamtwohnfläche in den vier Gebäuden belaufe sich nach aktueller Planung auf rund 7500 Quadratmeter, für die zwischen 101 und 105 Wohneinheiten kalkuliere das Unternehmen mit einem Verkaufsvolumen zwischen 23 und 24 Millionen Euro. Den Bauantrag habe die IFA eingereicht. Lichter rechnet damit, dass er spätestens in einem halben Jahr genehmigt ist, dann könnten die Bagger noch in diesem Jahr am Anger anrollen. Eine Bauzeit von zwei Jahren sei realistisch.