Saarbruecker Zeitung

Neuer Investor für Bauprojekt in Dudweiler

Am Anger in Dudweiler sollen gut 100 neue Wohnungen entstehen. Die Saarbrücke­r GIU hat das Projekt an eine Immobilien­firma aus dem Hochwald verkauft. Das erfuhr der Bezirksrat in seiner jüngsten Sitzung.

- VON MICHAEL EMMERICH

„Wohnen am Anger“, ein Dauer-Thema in Dudweiler. Pläne, die Fläche an der Theodor-Storm-Straße zu bebauen, sind mehr als 40 Jahre alt. Das Bebauungsk­onzept aus den späten 1970er-Jahren für ein Einkaufsze­ntrum, für Wohnungen und für ein Bürgerhaus stammt vom Architektu­rbüro Gottfried Böhm aus Köln. In den frühen 1980er-Jahren wurden die Pläne teilweise umgesetzt, die Dudo-Galerie, Wohnbebauu­ng an der Beethovens­traße und das Bürgerhaus entstanden. Das Gelände dazwischen ist bisher nicht bebaut.

Für diesen Bereich hat die städtische Gesellscha­ft für Innovation und Unternehme­nsförderun­g (GIU) Anfang 2017 einen städtebaul­ichen Wettbewerb unter ausgewählt­en Architektu­rbüros initiiert. Der aus diesem Wettbewerb als Sieger hervorgega­ngene Entwurf „verspricht hochwertig­en Wohnraum mit attraktive­n Bezügen zu privaten und öffentlich­en Freifläche­n im Zentrum des Stadtteils mit kurzen Wegen zur Universitä­t“, sagte Stadtpress­esprecher Thomas Blug im April 2018 der Saarbrücke­r Zeitung.

Der Stadtrat hat am 26. September 2017 die Änderung des Bebauungsp­lans „Wohnen am Anger“beschlosse­n. Die GIU teilte damals mit, 70 Wohnungen in verschiede­nen Größen bis zu 140 Quadratmet­er sollten zwischen der jetzigen Parkfläche und dem Bürgerhaus entlang der Theodor-Storm-Straße entstehen.

Und nun zur Gegenwart. In der jüngsten Sitzung des Bezirksrat­es Dudweiler am 7. Mai war Wohnen am Anger wieder einmal Thema. Annabelle Sonntag, Fraktionsv­orsitzende der FDP im Bezirksrat, zeigte sich danach verärgert über die Entwicklun­g des Projektes. Ihre Partei habe den Plänen von Vornherein kritisch gegenüberg­estanden, sagte Sonntag. „Zuletzt stimmten wir den Plänen der städtische­n GIU jedoch zu, weil diese uns glaubhaft versichert­e, dass sukzessive vermarktet und erst anschließe­nd gebaut würde.“Und nun habe die Verwaltung dem Bezirksrat bestätigt, dass die GIU das Vorhaben an einen privaten Investor abgegeben habe. Die Freien Demokraten sind mächtig sauer: „Es ist fraglich, ob ein privater Investor so auf die Wünsche und Belange der Bürgerinne­n und Bürger eingeht, wie man es von einem städtische­n Unternehme­n erwartet“, sagt Erik Schrader, der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende. Zudem erwarte die FDP von der Verwaltung, dass die Vorgehensw­eise des städtische­n Eigenbetri­ebes in dieser Sache gründlich durchleuch­tet werde.

Die Liberalen wollen wissen: Wird der neue Vorhabentr­äger die von der GIU angegebene­n architekto­nischen Pläne übernehmen und damit sicherstel­len, dass sich die neuen Gebäude optisch in die

Theodor-Storm-Straße einfügen? Ansonsten bestehe die Gefahr, dass im Ortskern Dudweilers Grünfläche verloren gehe. Auch könnte „durch dichtere und höhere Bebauung in der Mitte des Angers ein schattiger, uneinsicht­iger Ort ohne jegliche soziale Kontrolle entstehen“, befürchtet die FDP. Annabelle Sonntag: „Wir erwarten, dass Vertreter der GIU, der zuständige­n Stadtämter und der neue Investor in einer der nächsten Sitzungen im Bezirksrat vorspreche­n, um alle Unklarheit­en zu beseitigen.“

Bezirksbür­germeister Ralf-Peter Fritz (CDU) sagte auf SZ-Anfrage, er habe den neuen Projektträ­ger zur nächsten Sitzung des Bezirksrat­es Dudweiler am 4. Juni eingeladen. Bei besagtem Investor handele es sich um die IFA-Unternehme­nsgruppe, eine Gesellscha­ft für Immobilien mit Sitz in Schillinge­n im Hochwald. Bei einer Sitzung des Gestaltung­sbeirates am Montag dieser Woche habe die IFA ihre Pläne vorgestell­t, die nicht identisch mit den Vorstellun­gen der GIU seien, berichtete Fritz. So seien statt 70 nun 101 bis 105 Wohneinhei­ten vorgesehen. Dadurch würden mehr Stellplätz­e benötigt, was zu Lasten der Grünfläche­n gehe. Fritz betonte, er habe die im Bezirksrat laut gewordenen Bedenken vorgebrach­t. Der Investor habe sich aufgeschlo­ssen für Kritik gezeigt und angekündig­t, seine Pläne zu überdenken und zeitnah neue Vorschläge vorzulegen, „die mehr in Richtung der GIU-Pläne gehen“, wie es Fritz formuliert­e.

Weshalb die GIU das Projekt an die IFA verkauft hat, wollten wir von GIU-Geschäftsf­ührer Michael Sponholz wissen. „Gut 100 Wohnungen auf einen Schlag zu bauen, war für uns ein zu hohes Risiko“, antwortet Sponholz. Die GIU hätte das Projekt in mehreren Bauabschni­tten verwirklic­hen müssen, hätte die vier Gebäude nach und nach errichtet und die Wohnungen verkauft. Das sei bei der Tiefgarage darunter aber nicht möglich gewesen. Also habe man einen Partner gesucht, der das Bauvorhabe­n am Anger in einem Aufwasch realisiere­n kann. Mit der IFA fand man solch eine Firma. Die Kaufsumme will Sponholz nicht nennen, nur so viel sagt er: „Wir haben nichts verschenkt, schließlic­h haben wir ja auch schon eine Menge Arbeit in das Projekt gesteckt.“

Auch der Käufer, die IFA, hält diesen Betrag unter Verschluss. Hans-Jürgen Lichter, Beauftragt­er der Geschäftsf­ührung, nennt dafür andere Zahlen: Die Gesamtwohn­fläche in den vier Gebäuden belaufe sich nach aktueller Planung auf rund 7500 Quadratmet­er, für die zwischen 101 und 105 Wohneinhei­ten kalkuliere das Unternehme­n mit einem Verkaufsvo­lumen zwischen 23 und 24 Millionen Euro. Den Bauantrag habe die IFA eingereich­t. Lichter rechnet damit, dass er spätestens in einem halben Jahr genehmigt ist, dann könnten die Bagger noch in diesem Jahr am Anger anrollen. Eine Bauzeit von zwei Jahren sei realistisc­h.

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ARCHIVFOTO: BHK ARCHITEKTE­N Eine Luftaufnah­me des Dudweiler Angers, links oben ist die Dudo-Galerie zu sehen, rechts unten das Bürgerhaus (das runde Gebäude). Auf der Grünfläche links des Bürgerhaus­es will das Immobilien­unternehme­n IFA zwischen 101 und 105 Wohnungen bauen.
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FOTO: BECKER & BREDEL Dudweilers Bezirksbür­germeister Ralf-Peter Fritz (CDU).
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FOTO: BECKER & BREDEL Annabelle Sonntag, Fraktionsc­hefin der FDP im Bezirksrat Dudweiler.

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