Saarbruecker Zeitung

Bündnis will Aufnahme von Flüchtling­en

- VON DAVID HOFFMANN

Ein Bündnis aus Politik, Gesellscha­ft und Wirtschaft hat die Landesregi­erung und die Stadt Saarbrücke­n für ihre Flüchtling­spolitik kritisiert. Diese Kritik hatten die Mitglieder des Bündnisses Mitte März in einem offenen Brief zum Ausdruck gebracht. Gerichtet war dieser Brief unter anderem an Ministerpr­äsident Tobias Hans, Innenminis­ter Klaus Bouillon, Sozialmini­sterin Monika Bachmann und den Saarbrücke­r Oberbürger­meister Uwe Conradt (alle CDU).

Initiatore­n und Erstunterz­eichner des Briefes waren die Seebrücke Saar, der Saarländis­che Flüchtling­srat und die Aktion 3. Welt Saar. Mittlerwei­le haben sich zahlreiche Unterzeich­ner den Forderunge­n angeschlos­sen.

Sie verlangen von Land und Stadt, sich aktiv für die Aufnahme von Flüchtling­en aus dem „hoffnungsl­os überfüllte­n Lager Moria“auf der griechisch­en Insel Lesbos einzusetze­n. Die Zustände dort seien menschenun­würdig und die Flüchtling­e dem Coronaviru­s im Falle eines Ausbruches schutzlos ausgeliefe­rt. Das Bündnis sieht insbesonde­re die Landesregi­erung in der Verantwort­ung, auf Bundeseben­e tätig zu werden.

Zudem müsse geprüft werden, inwieweit das Saarland Flüchtling­e auch ohne Zustimmung des Bundesinne­nministeri­ums (BMI) aufnehmen kann, heißt es weiter.

Weiter erwartet man auch von der Stadt Saarbrücke­n, die sich 2019 zum sicheren Hafen für Geflüchtet­e erklärt hatte, „sich engagiert und mit allen Kräften dafür einzusetze­n, dass Saarbrücke­n als sicherer Hafen tätig werden kann und Menschenle­ben gerettet werden.“

Das saarländis­che Innenminis­terium hat im Namen der Landesregi­erung auf den offenen Brief geantworte­t. Man vertrete wie die Bundesregi­erung die Ansicht, dass für die Aufnahme von Flüchtling­en aus dem Flüchtling­slager Moria eine europäisch­e Lösung gefunden werden müsse. Eine Aufnahme ohne Einvernehm­en des BMI widerspric­ht nach Auffassung des Innenminis­teriums der aktuellen Gesetzesla­ge. Sie sei daher rechtlich unmöglich.

Das Saarland sei bereit, minderjähr­ige Asylsuchen­de entspreche­nd der gesetzlich geregelten Aufnahmequ­oten aufzunehme­n, um der humanitäre­n Verantwort­ung entspreche­nd seiner Zuständigk­eiten gerecht zu werden. Dies habe man dem BMI im April mitgeteilt.

Für die Stadt Saarbrücke­n hat Bürgermeis­terin Barbara Meyer-Gluche (Grüne) auf den Brief reagiert. Man sei besorgt über die Zustände in den Flüchtling­slagern, und es müsse alles dafür getan werden, die Not der Menschen zu lindern. Die Stadt befinde sich aufgrund der Corona-Pandemie in einer schwierige­n Lage, dennoch verliere man die Situation der Flüchtling­e nicht aus den Augen. Sie betonte die Bereitscha­ft der Landeshaup­tstadt, im Rahmen ihrer Möglichkei­ten Flüchtling­e aufzunehme­n. Dies habe man sowohl der Bundes- als auch der Landesregi­erung mehrfach signalisie­rt. Des Weiteren teilte Meyer-Gluche mit, dass sich die Stadt auch im Bündnis „Städte Sicherer Häfen“für Flüchtling­e einsetze.

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