Die am schnellsten wachsende paralympische Sportart
Para Boccia auf Leistungssportniveau wird in mehr als 40 Ländern gespielt. Der im Dezember verstorbene Bundestrainer Edmund Minas hat mit Herzblut die Sportart geprägt.
(zen) Boccia ist eine im 16. Jahrhundert in Italien entwickelten Variante des Boule-Spiels. Auch dabei geht es darum, Kugeln – in diesem Fall Lederbälle – möglichst nah an einen Zielball, der Pallino oder Jackball genannt wird, zu platzieren oder die gegnerischen Kugeln von dort wegzuschießen. Dies erfordert eine gute Wurftechnik und hohe Präzision.
Seit 1984 gehört Boccia zu den paralympischen Sportarten. Die Einteilung erfolgt in Klassen der Cerebralparetiker (BC 1 und BC 2), also Menschen mit Bewegungsstörungen, deren Ursache in einer frühkindlichen Hirnschädigung liegt, und in Menschen mit schweren körperlichen Behinderungen (BC 3 und BC 4). Je kleiner die Zahl, desto schwerer ist die Beeinträchtigung der Muskelkraft aller vier Extremitäten und des Rumpfs.
Es gibt Einzel-, Doppel- und Dreier-Wettkämpfe. Mittlerweile wird Para Boccia auf Leistungssportniveau in mehr als 40 Ländern betrieben. Para-Boccia ist die aktuell am schnellsten wachsende paralympische Sportart.
Seit 2014 wurde der saarländische Nationalspieler Boris Nicolai von Edmund Minas trainiert. Edmund Minas war Trainer im Verein BRS Gersweiler-Ottenhausen, seit 2018
Cheftrainer der Para-Boccia-Nationalmannschaft und langjähriger Vize-Präsident des Behindertenund Rehabilitationssportverbandes Saarland. Im Dezember 2019 ist Edmund Minas im Alter von 67 Jahren nach kurzer, schwerer Erkrankung verstorben.
Für Boris Nicolai war Edmund Minas mehr als nur Heim- und Bundestrainer sowie Funktionär. „Wir haben Boccia quasi zusammen gelernt. Er hat sich sehr für jeden eingesetzt, hat viel organisiert, war mein Assistent, hat mich auf vielen Turnieren begleitet und sehr viel Herzblut investiert. Dafür kann ich mich nur bei ihm bedanken“, sagt Boris Nicolai und ergänzt: „Edmund war und ist für mich eine sehr wichtige Person. Er wusste alles über mich, ich wusste vieles über ihn. Wir waren nicht nur Trainer und Spieler, wir waren Kumpels. Er fehlt mir sehr.“
Nicolais Nationalmannschafts-Kollegin Anita Raguwaran ergänzt: „Wie viel Arbeit er uns weggenommen hat, wird uns erst allmählich bewusst.“Und sie sagt: „Er hat auch dafür gesorgt, dass der Teamgeist konstant gut bleibt und untereinander das Verständnis gepflegt wird. Ich hoffe, dass dies auch weiterhin funktioniert. Aber uns ist bewusst, dass ihn niemand ersetzen kann.“
Der Nachfolger von Edmund Minas als Bundestrainer wird der Landestrainer von Mecklenburg-Vorpommern, Dirk Möller. Einen neuen Trainer im BRS Gersweiler-Ottenhausen gibt es noch nicht. www.brs-gersweiler.de www.brs-saarland.de