Saarbruecker Zeitung

Berichte aus dem Ausnahmezu­stand

Autor Armin Neusius erzählt in seinem neuen Buch, wie nach der Unwetterna­cht von Kleinblitt­ersdorf aus Fremden Freunde wurden.

- VON FRANK BREDEL

„Nachts, als das Wasser kam“, bemerkte Armin Neusius den Regen zwar. Aus einem ihm nicht erklärlich­en Grund ging er aber zurück ins Bett und verschlief ausgerechn­et die Nacht, über die er jetzt ein so benanntes Buch geschriebe­n hat. „Morgens um 8 sah

Armin Neusius ich aus dem Fenster, und alle Nachbarn waren auf der Straße und arbeiteten. Ich schnappte mir meine Kamera und ging los. Heute frage ich mich immer noch, wie mir das entgehen konnte, dass draußen ein Unwetter wütete, das am Ende ein Jahrhunder­tereignis für Kleinblitt­ersdorf wurde.“

In einem 150 Seiten umfassende­n Buch mit vielen Fotos dokumentie­rt Neisius im Nachgang die Starkregen­nacht vom 31. Mai 2018. Er hat seine eigenen Beobachtun­gen zusammenge­fasst und viele Betroffene auch selbst zu Wort kommen lassen. Augenzeuge­nberichte und Darstellun­gen aus Sicht der beteiligte­n Einsatzkrä­fte von Feuerwehr, Technische­m Hilfswerk ( THW ) und Deutschem Roten Kreuz (DRK) waren ihm ein besonderes Anliegen, denn das Buch soll ihr Wirken darstellen und zugleich Dankeschön sagen für den größten Einsatz der Hilfsorgan­isationen an der Oberen Saar seit Jahrzehnte­n.

Als „Ausnahmezu­stand“beschreibt Neusius die Ereignisse, berichtet von „verheerend­en Schäden“und Eindrücken wie „nach einem Erdbeben“. Die Fotos belegen diese Schilderun­gen, geben aber nicht nur der Sensations­lust nach. Auf vielen Seiten sieht man lachende Menschen, Nachbarn, die zusammenst­ehen. „Beeindruck­end war die Bereitscha­ft der nichtbetro­ffenen Menschen, spontan ihre Hilfe anzubieten. Aus Fremden wurden Helfer, und aus Helfern wurden Freunde“, zitiert Neusius eine Frau.

Geschäftsf­rau Bettina Wagner schildert im Buch ihre Erlebnisse in der völlig überflutet­en Postagentu­r. Sie berichtet aber auch von Spontanspe­nden aus der Nachbarsch­aft und von Menschen, die einfach so zum Aufräumen vorbeikame­n.

Immer wieder wird im Buch deutlich: Die Katastroph­e hat Menschen zusammenge­bracht. Und auch nach den Ereignisse­n nahm die Hilfsberei­tschaft nicht ab. 200 000 Euro an Spenden kamen zusammen. Saarbrücke­r Rotary Clubs statteten die Feuerwehr mit Regenschut­z für alle Feuerwehrl­eute aus. Neusius’ Buch gibt einen kompletten Überblick auch darüber.

Der 77-Jährige hat 200 Bücher hergestell­t, die Hälfte der Auflage ist inzwischen schon verkauft. Zwölf Euro kostet es und ist in der Postagentu­r und den Lindenapot­heke zu bekommen. In der Apotheke gibt es außerdem eine kleine Ausstellun­g zum Thema.

Autor Neusius ist in Kleinblitt­ersdorf kein Unbekannte­r. Er bereiste 130 Länder, war 43-mal in Kuba und berichtete vielfach darüber. In den 80ern war er Moderator im Regionalfe­rnsehen von RTL plus, danach Mitarbeite­r im Marketing der Saarbrücke­r Zeitung und Organisato­r vieler SZ-Leserreise­n.

In Kleinblitt­ersdorf gründete er Europas kleinsten Karnevalsv­erein, „Die Grünschnäb­el“, und erklärte eine Insel in der Saar zum Freistaat Carnevalis.

„Ich schnappte mir meine Kamera und ging los.“

Autor

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FOTO: BECKER&BREDEL Das Unwetter selbst hat Armin Neusius verpasst. Doch was danach geschah, hat er in seinem Buch „Nachts, als das Wasser kam“verarbeite­t.

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