Südtirol prescht bei Lockerungen im Alleingang vor
(jmm) Im Bozener Wirtshaus Vögele klingt es so, als sei schon wieder Hochbetrieb. Am Telefon antwortet Juniorchef Damian Alber und verströmt Optimismus. „Endlich ist wieder Leben in der Stadt und es wird jeden Tag mehr, auch bei uns“, sagt er. Seit vergangenen Montag ist das Traditionslokal wieder geöffnet, zuvor konnten die Bozener bereits Essen zum Mitnehmen bestellen. Der Südtiroler Landtag hat es mit seinem Alleingang möglich gemacht. Während in ganz Italien erst ab kommendem Montag Restaurants, Bars, Geschäfte und Friseure ihre Arbeit wieder aufnehmen dürfen, war Südtirol eine Woche früher dran.
Der „Südtiroler Sonderweg“wurde vor einer Woche in einer 15-stündigen Marathonsitzung verabschiedet. Seit vergangenen Freitag ist das Landesgesetz 52/20 in Kraft, unmittelbar danach durften die Geschäfte in der autonomen Region wieder öffnen, sogar bis 22 Uhr, um wenigstens einen Teil der verlorenen Einnahmen aus der Phase des Lockdowns wieder aufzuholen. Südtirol steht in der Covid-19-Statistik gut da, registriert wurden bislang rund 2500 Fälle, Neuansteckungen gibt es laut Statistik so gut wie nicht mehr. Die Landesregierung entschied sich, nicht auf die Bedenkenträger in Rom zu warten, sondern die eigene Initiative zu ergreifen.
Auch Industrie, Handel und Handwerk haben die Arbeit seit einer Woche wieder aufgenommen. Museen und Bibliotheken sind offen, Kindergärten und Grundschulen bieten eine Notbetreuung an. Die große Frage bleibt, wie es mit dem Tourismus weitergeht, der 17 Prozent des Südtiroler Bruttosozialproduktes ausmacht. Zwar dürfen Hotels und andere Herbergen sowie die Seilbahnen dem Sonderweg zufolge ab dem 25. Mai wieder Gäste empfangen. Die Landesgrenzen, etwa zu Österreich, bleiben jedoch bis auf weiteres geschlossen. Urlauber aus dem Norden, die einen großen Teil der Touristen ausmachen, dürfen nicht einreisen. Was bislang bleibt, sind die italienischen Touristen, aber auch denen hat die Zentralregierung in Rom noch kein grünes Licht gegeben. Noch ist es in Italien nicht erlaubt, die eigene Region zu verlassen.