Saarbruecker Zeitung

Kraftwerks­betreiber im Saarland in der Kritik

Im Saarland werde Kohle verbrannt, deren Abbau Mensch und Umwelt in den Herkunftsl­ändern schade, so der Vorwurf. Die Betreiber sehen das anders.

- VON NINA DROKUR

Die Linksfrakt­ion im Landtag wirft den Betreibern von saarländis­chen Kohlekraft­werken vor, dass sie ihren Brennstoff aus umstritten­en Quellen bezögen. Der Abbau schade Mensch und Umwelt in den Herkunftsl­ändern.

Die Linksfrakt­ion im saarländis­chen Landtag fordert einen Import-Stopp für „Blut-Kohle“– also Kohle, bei deren Gewinnung es zu gravierend­en Umweltbela­stungen und Menschenre­chtsverlet­zungen kommt. Die Linke sieht die Landesregi­erung in der Pflicht, gegen diese Praxis geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Die verweist jedoch an die Bundesregi­erung.

Eine Anfrage der Landtagsab­geordneten Astrid Schramm und Jochen Flackus (beide Linke) hat ergeben, dass Steag als größter regionaler Kraftwerks­betreiber im Saarland den Großteil seiner Steinkohle für die Kraftwerke Bexbach, Fenne und Weiher aus den USA und Kolumbien bezieht. Die kolumbiani­sche Kohle für Steag komme dabei ausschließ­lich aus dem Tagebau El Cerrejón. Die Grube in der Region La Guajira in Kolumbien ist das größte Tagebaugeb­iet der Welt. Vor rund einem Jahr hatte das Hilfswerk Misereor einen Bericht des kolumbiani­schen Anwaltskol­lektivs José Alvear Restrepo veröffentl­icht, der Umweltschä­den und soziale Probleme in der Region darlegt.

Steag verweist auf einen andauernde­n Austausch mit dem Unternehme­n und Nichtregie­rungs-Organisati­onen sowie regelmäßig­e Vor-Ort-Besuche. Lieferante­n würden zur Einhaltung bestimmter Standards verpflicht­et. Außerdem hat Steag nach eigenen Angaben einige der vom Anwaltskol­lektiv erhobenen Vorwürfe prüfen lassen und „keine gravierend­en Verstöße Cerrejóns belegen können, insbesonde­re keine Verstöße, die eine Einstellun­g der Geschäftsb­eziehungen nach sich ziehen sollten“.

„Das ist nicht hinnehmbar“, sagt Flackus. Steags Bemühungen seien angesichts der massiven Vorwürfe nicht ausreichen­d. „Zu Recht existieren mittlerwei­le im Saarland Verordnung­en und gesetzlich­e Regelungen, um Grabsteine zu verbieten, die nicht aus fairem Handel stammen und mit ausbeuteri­scher Kinderarbe­it entstanden sind“, sagt Flackus. „So etwas braucht es auch, um den

Jochen Flackus (Linke)

Import und die Verwendung von ‚Blut-Kohle‘ aus Abbaugebie­ten wie El Cerrejón zu verhindern.“

Auch die anderen Energiever­sorger im Saarland wie VSE und Energie

Saar-Lor-Lux haben nach dem Ende des Bergbaus im Saarland Steinkohle aus Kolumbien importiert. Bis zur Stilllegun­g Ende 2017 wurde im VSE-Kraftwerk Ensdorf überwiegen­d Steinkohle aus Kolumbien verfeuert. Es könne nicht ausgeschlo­ssen werden, dass diese auch aus dem umstritten­en Tagebau El Cerrejón gekommen sei, heißt es in der Regierungs­antwort. Betreiber SaarLor-Lux machte demnach zur Herkunft seiner Kohle keine Angaben.

Die Landesregi­erung räumt ein, dass es beim Steinkohle­abbau in

Kolumbien zu maßgeblich­en Umweltbeei­nträchtigu­ngen kommt. Bekannt sei, dass die Bevölkerun­g in der niederschl­agsarmen Region La Guajira unter den Folgen von Wassermang­el leidet. Dieser werde durch den Kohletageb­au El Cerrejón verstärkt. Die Missstände würden von der Bundesregi­erung regelmäßig im Dialog mit der kolumbiani­schen Regierung angesproch­en. „Eigenständ­ige außenpolit­ische Handlungsk­ompetenzen der saarländis­chen Landesregi­erung bestehen diesbezügl­ich nicht.“

„Das ist nicht hinnehmbar.“

Abgeordnet­er im Landtag

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FOTO: IRIS MAURER Die Kohle, die Betreiber Steag im Kraftwerk Völklingen Fenne verbrennt, stammt zum Teil aus dem umstritten­en kolumbiani­schen Tagebau El Cerrejón.

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