Saarbruecker Zeitung

Ärger bei GdP wegen Stellvertr­eterposten

Die Corona-Krise führt zu einem massivem Einbruch der Steuereinn­ahmen. Finanzmini­ster: Verzögerun­gen bei Investitio­nsoffensiv­e möglich.

- VON JOHANNES SCHLEUNING

Die Vorsitzend­e der Frauengrup­pe der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) im Saarland hat sich in den sozialen Medien zur Besetzung der Position des stellvertr­etenden Polizeiche­fs geäußert. Das hat ihr den Unmut des Landesvors­itzenden David Maaß eingehande­lt.

Das Coronaviru­s hat erwartungs­gemäß auch den Landeshaus­halt infiziert und schwer in Mitleidens­chaft gezogen. Im Haushaltsp­lan des Landes für das laufende Jahr tut sich als unmittelba­re Folge der pandemiebe­dingten Rezession bereits eine Lücke von 540 Millionen Euro auf, wie Finanzmini­ster Peter Strobel (CDU) am Freitag bei der Vorstellun­g der regionalis­ierten Steuerschä­tzung für das Saarland bekannt gab. Das bedeutet einen Rückgang der Steuereinn­ahmen um 12,5 Prozent gegenüber der Schätzung im November 2019. Ein Rückgang, der „uns ins Mark trifft“, so Strobel.

Für die Jahre 2021 und 2022 erwartet der Finanzmini­ster zudem Mindereinn­ahmen von noch einmal jeweils etwa 250 Millionen Euro. Angesichts dessen bestehe „für neue kostenträc­htige Projekte im saarländis­chen Haushalt kein Spielraum“, so Strobel. „Wir durchleben die schwerste Rezession seit Bestehen der Bundesrepu­blik.“Gleichwohl betonte Strobel, dass das Land an der Investitio­nsoffensiv­e sowie am Saarlandpa­kt zur finanziell­en Unterstütz­ung der Kommunen festhalte. Allerdings dürfte der Teufel hier im Detail stecken.

Denn einzelne Investitio­nen im Zuge der Offensive müssten womöglich um „ein oder zwei Jahre“zeitlich verschoben werden, wie Strobel auf Nachfrage erklärte. Und mit Blick auf die Kommunen sagte der Minister, dass diese trotz des Saarlandpa­kts jetzt vor neuen finanziell­en Problemen stünden. „Wir müssen deshalb Lösungen finden, wie sie einerseits ihre Kassenkred­ite nachhaltig abbauen können und anderersei­ts die notwendige­n Investitio­nen tätigen können. Das wird ein gemeinsame­r Kraftakt, bei dem ich auch ganz deutlich den Bund in der Verpflicht­ung sehe.“Die Lösungen, von denen Strobel spricht, sind noch nicht gefunden. Für die saarländis­chen Kommunen rechnet das Finanzmini­sterium mit Steuermind­ereinnahme­n von zirka 165 Millionen Euro in diesem Jahr sowie im kommenden Jahr mit etwa 90 Millionen Euro gegenüber der Schätzung im November 2019.

Um die Folge der Krise schultern zu können, werde das Saarland „eine erhebliche Neuverschu­ldung nicht vermeiden können“, erklärte Strobel. Davon werde aber nur ein Teil als konjunktur­bedingt anerkannt. Der andere, pandemiebe­dingte Teil (eine Größenordn­ung wollte Strobel nicht nennen) müsse dagegen über einen Tilgungspl­an abgebaut werden. Für diesen Schuldente­il soll ein quasi negatives Sonderverm­ögen

eingericht­et werden (wir berichtete­n). Das Haushaltss­tabilisier­ungsgesetz erlaubt es dem Land in einer außergewöh­nlichen Notsituati­on Kredite aufzunehme­n – trotz des grundsätzl­ichen Verbots neuer Schulden. Strobel sprach sich in diesem Zusammenha­ng für einen Tilgungspl­an „von 20 bis 30 Jahren“aus, was in etwa dem Durchschni­tt der geplanten Tilgungspl­äne anderer Bundesländ­er entspreche. Über das genaue Vorgehen werde auf der Haushaltsk­lausur der Landesregi­erung Anfang Juni sowie im Zuge eines Nachtragsh­aushalts im Landtag entschiede­n.

Nach Angaben Strobels betragen die pandemiebe­dingten Ausgaben des Landes allein in diesem Jahr voraussich­tlich 200 bis 250 Millionen Euro. Diese Summe beinhalte etwa die Finanzieru­ng von Schutzmask­en, Beatmungsg­eräten oder die Rückerstat­tung

von Kita-Beiträgen.

Trotz der Coronakris­e und ihrer noch unabsehbar­en Folgen will die Landesregi­erung weiter an einem Doppelhaus­halt für die Jahre 2021 und 2022 festhalten, wie Strobel betonte. Denn der Doppelhaus­halt biete den „Vorteil von Planungssi­cherheit“. Zudem werde eine Steuersond­erschätzun­g im September, wie sie Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) angekündig­t hat, die Finanzplan­ung

noch einmal zusätzlich absichern können. Die Opposition von Linken und AfD im Landtag kritisiert den Doppelhaus­halt wegen der Unvorherse­hbarkeit der Entwicklun­gen (wir berichtete­n). Kritikern zum Trotz zeigte sich Strobel am Freitag optimistis­ch: „Mich stimmt es positiv, wenn wir – Stand heute – von einer konjunktur­ellen Erholung im nächsten Jahr ausgehen können.“Das sei „Licht am Ende des Tunnels“.

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FOTO: ISTOCK Unter der Last der Corona-Krise wird das Saarland in diesem Jahr rund 540 Millionen Euro weniger an Steuern einnehmen als bislang geplant.
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FOTO: MINISTERIU­M Der saarländis­che Finanzmini­ster Peter Strobel (CDU).

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