Drittliga-Start im Mai ist vom Tisch
Weil die politische Genehmigung fehlt, tritt der DFB auf die Bremse. Nun droht eine Saison bis in den Juli – und damit neue Probleme.
Im Streit um einen Wiederbeginn der 3. Liga hat der Deutsche Fußballbund nun mitgeteilt, dass die geplante Wiederaufnahme des Spielbetriebs am 26. Mai nicht haltbar ist. Nun drohen weitere Probleme und eine Saison bis Juli.
(dpa/sid) Der Deutsche Fußball-Bund muss den geplanten Neustart der 3. Liga abblasen und sieht sich nun womöglich mit einer neuen Diskussion über die Fortsetzung der Saison konfrontiert. Der DFB teilte am Freitag mit, dass die geplante Wiederaufnahme am 26. Mai nicht haltbar sei, da „weiterhin keine politische und übergeordnete behördliche Freigabe“für den Spielbetrieb vorliege und den Mannschaften damit eine entsprechende Vorbereitungszeit fehlen würde. Der Verband legte sich nicht auf ein neues Startdatum fest, sprach aber davon, dass die Liga bei entsprechender politischer Beschlusslage kurz nach dem 26. Mai fortgesetzt werden könne.
Erst am Donnerstag hatte sich die hitzige Debatte über einen freiwilligen Abbruch der Saison etwas beruhigt. Der FC Carl Zeiss Jena hatte ein Konzept für die Zukunftsgestaltung der Liga vorgelegt, DFB-Vizepräsident Rainer Koch dies positiv aufgenommen. Der DFB will die Saison weiterhin zu Ende spielen. Der Plan, die verbleibenden elf Spieltage in ausschließlich Englischen Wochen bis Ende Juni auszutragen, ist nun aber kaum noch umsetzbar.
Der DFB hatte seine Statuten bereits dahingehend angepasst, dass die Saison auch über den 30. Juni hinaus laufen könnte. Allerdings könnten nun diverse rechtliche Fragen aufkommen, da viele Verträge am 30. Juni enden. So hat beispielsweise der FSV Zwickau seinen Leistungsträger Elias Huth vom 1. FC Kaiserslautern nur ausgeliehen. Beide Teams stecken im Abstiegskampf, Huth müsste theoretisch vom 1. Juli an wieder in Kaiserslautern sein.
Auch die Verträge der Vereine mit den Sponsoren beziehen sich in den meisten Fällen nur auf eine Spielzeit bis zum 30. Juni. Ebenfalls unklar ist, was mit Spielern ist, deren Verträge am 30. Juni auslaufen und von einer Partei eigentlich nicht verlängert werden wollen. Auf die Clubs kämen dadurch weitere Kosten zu, sie müssten Profis mit Monatsverträgen ausstatten.
Derzeit befindet sich aus unterschiedlichen Gründen nur ein Bruchteil der Drittligisten im Mannschaftstraining. In Sachen-Anhalt wird dies für den 1. FC Magdeburg und den Halleschen FC bis 25. Mai nicht möglich sein. In Thüringen hat die Landesregierung jeglichem Wettkampfsport sogar bis zum 5. Juni einen Riegel vorgeschoben, wodurch Schlusslicht FC Carl Zeiss die Hände gebunden sind.
Nach einer Schalte mit Magdeburg, Jena, Zwickau und Halle einigten sich die Landesverbände aus Thüringen und Sachsen darauf, auf dem Außerordentlichen DFB-Bundestag am 25. Mai einen Antrag zur Erweiterung der Liga auf 22 Clubs einzubringen. Dies soll künftig den fünf Regionalliga-Meistern den direkten Aufstieg ermöglichen. In dieser Saison soll es keine Absteiger geben, die Clubs auf den Plätzen eins und zwei sollen in die 2. Liga aufsteigen, aus der zwei Absteiger kommen. Aus den Regionalligen gäbe es vier Aufsteiger. 2020/21 soll die 3. Liga 24 Teams umfassen, ab 2021/22 dann 22.
Erst am Donnerstag hatte sich DFB-Präsident Fritz Keller telefonisch an Thüringens Sportminister Helmut Holter gewandt – vergeblich. „Aufgrund der aktuellen Verordnungslage kann hier derzeit kein Mannschaftstraining und kein Mannschaftssport mit großem Kontaktpotenzial stattfinden. Wir wollen den Berufs- und Breitensport gleichberechtigt behandeln“, sagte Holter. Neben dem FCC ist auch Frauenfußball-Bundesligist FF USV Jena betroffen. Holter betonte, Thüringen orientiere sich eng an den Leitplanken des Deutschen Olympischen Sportbundes und setze die Beschlüsse der Sportministerkonferenz konsequent um.
Wie die Verantwortlichen aus Jenau und Magdeburg äußerte sich bisher vor allem der auf einem Aufstiegsplatz stehende SV Waldhof Mannheim skeptisch in Sachen Spielfortsetzung. Geschäftsführer
Markus Kompp von Waldhof Mannheim legte nun nochmals nach: „Ich habe es zuletzt ganz drastisch formuliert: Der DFB jagt uns in die Insolvenz“, sagte der 37-Jährige bei Sport1. Dies sei „betriebswirtschaftlicher Nonsens“, führte Kompp weiter aus: „Es wird nur noch mehr Geld verbrannt. Das kann man nur machen, wenn eine Perspektive da ist, durch eine solche Maßnahme irgendwann mehr Geld zu erwirtschaften.“Manche Vereine hätte die Einhaltung des Hygienekonzepts bereits 800 000 Euro gekostet. Bei der Erstellung dieses Plans für die Bundesliga und 2. Liga sei aus seiner Sicht „nicht auf die Besonderheiten der 3. Liga geachtet“worden.
Aber nicht nur wirtschaftlich, auch gesellschaftlich und sportlich könne man die Saisonfortsetzung „nicht rechtfertigen“, findet der Vereinsfunktionär. Gerade sportlich liege längst eine „Wettbewerbsverzerrung“vor. „Sportlich hat das alles doch gar keinen Reiz mehr. Ich kann mich doch am Ende der Saison nicht wirklich darüber freuen, wenn ich mit meinem Club Erster werde, und weiß, dass die Hälfte der Liga nicht ordentlich trainieren konnte“, sagte Kompp. Und: Weil den Waldhöfern derzeit keine Corona-Tests vorliegen, wurde ihnen vom DFB nun das Mannschaftstraining untersagt. „Das ist fürchterlich, der DFB agiert völlig planlos“, sagte Waldhof-Trainer Bernhard Trares.
„Der DFB jagt uns in die Insolvenz.“
Markus Kompp
Geschäftsführer von Drittligist
SV Waldhof Mannheim