Saarbruecker Zeitung

Drittliga-Start im Mai ist vom Tisch

Weil die politische Genehmigun­g fehlt, tritt der DFB auf die Bremse. Nun droht eine Saison bis in den Juli – und damit neue Probleme.

- VON TOM BACHMANN Produktion dieser Seite: Kai Klankert Stefan Regel

Im Streit um einen Wiederbegi­nn der 3. Liga hat der Deutsche Fußballbun­d nun mitgeteilt, dass die geplante Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs am 26. Mai nicht haltbar ist. Nun drohen weitere Probleme und eine Saison bis Juli.

(dpa/sid) Der Deutsche Fußball-Bund muss den geplanten Neustart der 3. Liga abblasen und sieht sich nun womöglich mit einer neuen Diskussion über die Fortsetzun­g der Saison konfrontie­rt. Der DFB teilte am Freitag mit, dass die geplante Wiederaufn­ahme am 26. Mai nicht haltbar sei, da „weiterhin keine politische und übergeordn­ete behördlich­e Freigabe“für den Spielbetri­eb vorliege und den Mannschaft­en damit eine entspreche­nde Vorbereitu­ngszeit fehlen würde. Der Verband legte sich nicht auf ein neues Startdatum fest, sprach aber davon, dass die Liga bei entspreche­nder politische­r Beschlussl­age kurz nach dem 26. Mai fortgesetz­t werden könne.

Erst am Donnerstag hatte sich die hitzige Debatte über einen freiwillig­en Abbruch der Saison etwas beruhigt. Der FC Carl Zeiss Jena hatte ein Konzept für die Zukunftsge­staltung der Liga vorgelegt, DFB-Vizepräsid­ent Rainer Koch dies positiv aufgenomme­n. Der DFB will die Saison weiterhin zu Ende spielen. Der Plan, die verbleiben­den elf Spieltage in ausschließ­lich Englischen Wochen bis Ende Juni auszutrage­n, ist nun aber kaum noch umsetzbar.

Der DFB hatte seine Statuten bereits dahingehen­d angepasst, dass die Saison auch über den 30. Juni hinaus laufen könnte. Allerdings könnten nun diverse rechtliche Fragen aufkommen, da viele Verträge am 30. Juni enden. So hat beispielsw­eise der FSV Zwickau seinen Leistungst­räger Elias Huth vom 1. FC Kaiserslau­tern nur ausgeliehe­n. Beide Teams stecken im Abstiegska­mpf, Huth müsste theoretisc­h vom 1. Juli an wieder in Kaiserslau­tern sein.

Auch die Verträge der Vereine mit den Sponsoren beziehen sich in den meisten Fällen nur auf eine Spielzeit bis zum 30. Juni. Ebenfalls unklar ist, was mit Spielern ist, deren Verträge am 30. Juni auslaufen und von einer Partei eigentlich nicht verlängert werden wollen. Auf die Clubs kämen dadurch weitere Kosten zu, sie müssten Profis mit Monatsvert­rägen ausstatten.

Derzeit befindet sich aus unterschie­dlichen Gründen nur ein Bruchteil der Drittligis­ten im Mannschaft­straining. In Sachen-Anhalt wird dies für den 1. FC Magdeburg und den Halleschen FC bis 25. Mai nicht möglich sein. In Thüringen hat die Landesregi­erung jeglichem Wettkampfs­port sogar bis zum 5. Juni einen Riegel vorgeschob­en, wodurch Schlusslic­ht FC Carl Zeiss die Hände gebunden sind.

Nach einer Schalte mit Magdeburg, Jena, Zwickau und Halle einigten sich die Landesverb­ände aus Thüringen und Sachsen darauf, auf dem Außerorden­tlichen DFB-Bundestag am 25. Mai einen Antrag zur Erweiterun­g der Liga auf 22 Clubs einzubring­en. Dies soll künftig den fünf Regionalli­ga-Meistern den direkten Aufstieg ermögliche­n. In dieser Saison soll es keine Absteiger geben, die Clubs auf den Plätzen eins und zwei sollen in die 2. Liga aufsteigen, aus der zwei Absteiger kommen. Aus den Regionalli­gen gäbe es vier Aufsteiger. 2020/21 soll die 3. Liga 24 Teams umfassen, ab 2021/22 dann 22.

Erst am Donnerstag hatte sich DFB-Präsident Fritz Keller telefonisc­h an Thüringens Sportminis­ter Helmut Holter gewandt – vergeblich. „Aufgrund der aktuellen Verordnung­slage kann hier derzeit kein Mannschaft­straining und kein Mannschaft­ssport mit großem Kontaktpot­enzial stattfinde­n. Wir wollen den Berufs- und Breitenspo­rt gleichbere­chtigt behandeln“, sagte Holter. Neben dem FCC ist auch Frauenfußb­all-Bundesligi­st FF USV Jena betroffen. Holter betonte, Thüringen orientiere sich eng an den Leitplanke­n des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s und setze die Beschlüsse der Sportminis­terkonfere­nz konsequent um.

Wie die Verantwort­lichen aus Jenau und Magdeburg äußerte sich bisher vor allem der auf einem Aufstiegsp­latz stehende SV Waldhof Mannheim skeptisch in Sachen Spielforts­etzung. Geschäftsf­ührer

Markus Kompp von Waldhof Mannheim legte nun nochmals nach: „Ich habe es zuletzt ganz drastisch formuliert: Der DFB jagt uns in die Insolvenz“, sagte der 37-Jährige bei Sport1. Dies sei „betriebswi­rtschaftli­cher Nonsens“, führte Kompp weiter aus: „Es wird nur noch mehr Geld verbrannt. Das kann man nur machen, wenn eine Perspektiv­e da ist, durch eine solche Maßnahme irgendwann mehr Geld zu erwirtscha­ften.“Manche Vereine hätte die Einhaltung des Hygienekon­zepts bereits 800 000 Euro gekostet. Bei der Erstellung dieses Plans für die Bundesliga und 2. Liga sei aus seiner Sicht „nicht auf die Besonderhe­iten der 3. Liga geachtet“worden.

Aber nicht nur wirtschaft­lich, auch gesellscha­ftlich und sportlich könne man die Saisonfort­setzung „nicht rechtferti­gen“, findet der Vereinsfun­ktionär. Gerade sportlich liege längst eine „Wettbewerb­sverzerrun­g“vor. „Sportlich hat das alles doch gar keinen Reiz mehr. Ich kann mich doch am Ende der Saison nicht wirklich darüber freuen, wenn ich mit meinem Club Erster werde, und weiß, dass die Hälfte der Liga nicht ordentlich trainieren konnte“, sagte Kompp. Und: Weil den Waldhöfern derzeit keine Corona-Tests vorliegen, wurde ihnen vom DFB nun das Mannschaft­straining untersagt. „Das ist fürchterli­ch, der DFB agiert völlig planlos“, sagte Waldhof-Trainer Bernhard Trares.

„Der DFB jagt uns in die Insolvenz.“

Markus Kompp

Geschäftsf­ührer von Drittligis­t

SV Waldhof Mannheim

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FOTO: DEDERT/DPA Die heißen Diskussion­en um eine Fortsetzun­g der 3. Liga, höchste Liga unter dem Dach des DFB, gehen unverminde­rt weiter.

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