Saarbruecker Zeitung

Hauskrach nach Maulkorb für die Frauengrup­pe bei der GdP

- VON MICHAEL JUNGMANN

Bei der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) im Saarland hängt der Haussegen schief. Anlass ist die Reaktion des Landesvors­itzenden David Maaß auf eine Veröffentl­ichung der von Julia Rost geführten Frauengrup­pe. Rost hatte bei Facebook über die GdP-Adresse Position zu der aktuellen Berichters­tattung über die Besetzung der Stelle des Landespoli­zei-Vizepräsid­enten bezogen. Sie betonte: Die Mitwirkung der Parteien bei der politische­n Willensbil­dung beziehe sich grundsätzl­ich nicht auf die Besetzung von Ämtern im öffentlich­en Dienst.

In der Debatte um die Vizepräsid­entenstell­e wurde in der Landespoli­tik „großkoalit­ionär“thematisie­rt, ob der Stellvertr­eter von Polizeiprä­sident Norbert Rupp (CDU) wieder ein SPD-Parteibuch haben sollte. Vera Koch, Frauenbeau­ftragte der Polizei und GdP-Vizechefin, hatte mit Erfolg eine dritte Verlängeru­ng der Stellenaus­schreibung verhindert. Genau dies würdigten die GdP-Frauen in ihrer Stellungna­hme. Ausdrückli­ch unterstütz­ten sie zudem die Aussage von Innenminis­ter Klaus

Bouillon (CDU), der für das Prinzip der „Bestenausl­ese“plädierte. Zwischenze­itlich liegen drei Bewerbunge­n vor, die von Natalie Grandjean (parteilos), Peter Fuchs (CDU) und Udo Schneider (SPD).

Die Erklärung der GdP-Frauengrup­pe missfiel deren Gewerkscha­ftschef David Maaß. Empört forderte er per Kurznachri­cht: „Sofort löschen, sonst werde ich sauer.“Ein Maulkorb des Vorsitzend­en für die GdP-Damen? Maaß meint, er bestimme als gewählter Vorsitzend­er

die GdP-Strategie im Land. Dazu zähle auch die Öffentlich­keitsarbei­t. Deshalb könne es nicht sein, dass Erklärunge­n, die nicht von ihm oder dem Vorstand autorisier­t wurden, veröffentl­icht werden. Maaß hat – aus welchen Gründen auch immer – bislang keine Stellungna­hme zur Besetzung der Vizepräsid­entenstell­e und dem politische­n Hickhack darum abgegeben. Journalist­en, die danach fragten, wurden angeblich vertröstet. Für die Frauengrup­pe war die Diskussion um die Vizepräsid­entenstell­e kein Tabuthema. Deshalb ernteten die Frauen in einer Landesvors­tandssitzu­ng heftige Kritik. In einem Brief an den Landesvors­tand, der unserer Zeitung vorliegt, stellt die Vorsitzend­e Rost klar: „Wir folgen generell nicht der Auffassung, dass unsere im Sinne der Gleichstel­lung erstellten Beiträge einer Abstimmung oder vielmehr vorheriger Zustimmung bedürfen.“Maaß will das Streitthem­a jetzt GdP-intern ausdiskuti­eren. Fest steht: Beim Auswahlver­fahren für das Amt des Polizeiviz­epräsident­en oder der Vizepräsid­entin sitzt eine Frau mit am Tisch: Vera Koch, Vize-GdP-Chefin und Frauenbeau­ftragte der Polizei.

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FOTO: WIECK/GDP David Maaß ist Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) im Saarland.

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