Kammermusik, Corona – und Konzerte in der Kneipe
Pietari Inkinen, Chefdirigent der Deutschen Radio Philharmonie, hat seinen Vertrag bis 2025 verlängert. Wie geht die DRP in der kommenden Saison mit Corona um?
Der Finne bleibt an der Saar. Pietari Inkinen, Chefdirigent der Deutschen Radio Philharmonie, wird bis 2025 am Pult der DRP stehen. Die Vertragsverlängerung um fünf Jahre ist am Freitag bei einer Pressekonferenz des Orchesters verkündet worden, coronagemäß per körperloser Konferenzschaltung. „Ich freue mich sehr auf unsere weiteren gemeinsamen Jahre“, sagte Inkinen, seit 2017 bei der DRP, die Arbeit sei „fantastisch“. SR-Intendant Thomas Kleist zeigte sich hochzufrieden und verwies auf den „Ritterschlag“, der Inkinen (und somit auch der DRP) zuteil wurde, als die Bayreuther Festspiele ihn für eine Neueinstudierung des „Ring des Nibelungen“engagierten – auch wenn der Finne den „Ring“wohl erst 2022 aufpolieren wird, Corona wegen.
Die Pandemie ist ein bestimmendes Thema – wie geht ein großes
Orchester etwa mit Abstandsregeln um? Die erste „Schockstarre“habe man schnell hinter sich gebracht, sagt DRP-Managerin Maria Grätzel, nun würde das Orchester sogar aus der Situation „Funken schlagen“. Etwa mit Kammermusik, dank kleiner Besetzung auch jetzt umsetzbar: Bis Anfang Juli werden 39 Produktionen
eingespielt sein und im SR laufen. Doch wie sieht es mit Konzerten in voller Besetzung aus? Bis zum Saisonbeginn (erstes Konzert am 13. September) werde man ein Konzept erarbeiten. Grundsätzlich gilt: „Wir werden flexibel sein müssen“, sagt Grätzel, „und gegebenfalls Programme adaptieren, wenn wir sie doch nicht in vollumfänglicher Orchestergröße spielen können.“
Von Corona unbeinträchtigt sind neue DRP-Angebote: Die Reihe „Hin und Hör!“soll ab 2. Oktober eine „entspannte Konzertstunde am frühen Freitagabend“bieten. Für Grätzel ist da die Saarbrücker Congresshalle ideal, „ohne Garderobenbereich, ohne Catering“. Und falls man Beethovens 5. Sinfonie nicht spielen kann, weil nicht die ganze DRP auf die Bühne darf, „spielen wir eben die 1. Sinfonie. Die braucht weniger Blechbläser“. Beim neuen Format „DRP-Allez!“werden maximal vier Musikerinnen oder Musiker Miniaturen von Brahms und Bernstein spielen – in Saarbrücker Kneipen. Für den 29. Januar ist ein Orchesterkonzert mit dem Soulsänger Stefan Gwildis in der Congresshalle geplant (in Kooperation mit SR 3); am 12. Februar ist der Stummfilmklassiker „Metropolis“mit sinfonischer Musik im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu erleben.
Auf eingeschränkte Publikumszahlen will das Orchester mit mehr Auftritten reagieren. „Wenn wir nicht vor 1200 Menschen spielen dürfen“, sagt Grätzel, „dann spielen wir eben zwei Mal oder vier Mal vor weniger Menschen“. Auch öffentliche Generalproben sind geplant.
2020/21 konzentriert sich die DRP auf das sinfonische Werk von Béla Bartók und Anton Bruckner; zwei der großen letzten Sinfonien von Antonín Dvorák werden auf CD eingespielt. Auch Jean Sibelius steht auf dem Programm – Inkinen will fast jedes seiner Programme mit Sibelius-Raritäten veredeln.
„Artist in Residence“ist die Mezzosopranistin Elisabeth Kulman. Sie wird bei vier Konzeren unter anderem Mahlers „Kindertotenlieder“singen, „Sea Pictures“von Edward Elgar, Operettenarien und Filmschlager der 1930er und 1940er Jahre.
Geplant sind auch einige Konzerte außerhalb der DRP-Heimatorte
Saarbrücken und Kaiserslautern: Gastspiele etwa beim Brucknerfest Linz, in Erlangen, im Rosengarten Mannheim, im Arsenal Metz, im Festspielhaus Baden-Baden und in der Rheingoldhalle Mainz. Auch ein erstmaliges gemeinsames Projekt mit dem Landes-Jugend-Symphonie-Orchester Saar ist vorgesehen: Bei „Side by Side“spielen die Nachwuchsmusikerinnen und -musiker neben den Profis der DRP.
Solisten der kommenden Saison sind unter anderem die Pianisten Olli Mustonen und Saleem Ashkar, Geiger Pinchas Zukerman, Cellistin Amanda Forsyth, Geiger Sergey Khachatryan und der Bratschist Nils Mönkemeyer – er wird am 22. Januar mit dem Countertenor Andreas Scholl und dem WDR Rundfunkchor ein neues Werk von Roland Kunz uraufführen – unter dem Titel „Voix“.