Mehr Hausmüll in Corona-Zeiten
Saarbrücken und Völklingen verzeichnen Abfall-Anstieg. Für den übrigen Regionalverband ist die Datenlage schwierig.
„Abfall ist das, was im Einzelnen abfällt und dann in rauen Mengen anfällt“, brachte es mal die Schweizer Autorin Brigitte Fuchs auf den Punkt. Nach Meldungen über steigendes Hausmüll-Aufkommen in Folge von Corona wollten wir wissen, ob es im Regionalverband eine ähnliche Entwicklung gibt. Das zu beantworten ist aber nicht ganz einfach: Für das Einsammeln ist in den meisten saarländischen Kommunen der Entsorgungsverband Saar (EVS) zuständig, aber nicht in allen. Im Regionalverband haben die Städte Saarbrücken und Völklingen das Leeren der Mülltonnen in eigener Regie behalten – Saarbrücken über den „Zentralen kommunalen Entsorgungsbetrieb“(ZKE), Völklingen über den „Entsorgungszweckverband Völklingen“(EZV ). Das Einsammeln der Gelben Säcke wiederum obliegt dem „Dualen System“, das eigenständig Unternehmen mit dem Sammeln der Säcke beauftragt. Zudem sind für den EVS mehrere privatwirtschaftliche Firmen im Einsatz, die das Einsammeln übernehmen.
Ist der Restmüll („Graue Tonne“) aber gesammelt, dann landet auch der Müll aus Saarbrücken und Völklingen letztlich wieder beim EVS, denn der betreibt die Müllverbrennungsanlage in Velsen, und dort ist Endstation für fast den kompletten saarländischen Müll.
Klare Daten können, da genau für ihr jeweiliges Gebiet zuständig, die Städte Saarbrücken und Völklingen liefern. So ist in Völklingen sowohl das Hausmüll- als auch das Biomüll-Aufkommen im März und April im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum um etwa zehn Prozent gestiegen. Für die Landeshauptstadt schildert ZKE-Bereichsleiterin Judith Pirrot, dass die Restmüllmengen in Saarbrücken im März um acht Prozent, im April um vier Prozent höher als im Vorjahr waren. Beim Biomüll sei sogar ein Anstieg um je 20 Prozent zum Vorjahr zu verzeichnen.
Der EVS kann lediglich Tendenzen benennen, zumal ein Auflisten der Abfallmengen nach Kommunen schon deshalb nicht möglich ist, weil die Gebiete der Subunternehmer nicht mit den Gemeindegrenzen identisch sind. Als Tendenz lasse sich feststellen, dass es landesweit beim Restmüll eher keine „Ausreißer“in Folge des Corona-Virus gegeben habe, das Gesamtaufkommen eher stabil sei. Beim Biomüll („Biogut“) habe es zwar einen deutlichen Anstieg gegeben, das könne aber auch Wetter- und Jahreszeitlich bedingt sein, möglicherweise auch indirekt durch Corona: Vermutlich sei, als die Grüngut-Annahmestellen geschlossen hatten, mehr Grünschnitt in der Biotonne gelandet.
Einen deutlichen Mengenanstieg habe es allerdings beim Sperrmüll gegeben: Die vorigen Wochen seien oft zum Entrümpeln genutzt worden, „was stark erhöhte Sperrabfallmengen mit sich brachte“, schreibt EVS-Pressesprecherin Marianne Lehmann. Für die Verbrennungsanlage in Velsen sei das aber kein Problem gewesen, so die Pressesprecherin, die auch an eine durch Corona besonders geforderte Berufsgruppe erinnert: „Für die Abfuhrunternehmen, beziehungsweise für die städtischen Fuhrparks brachte die Corona-Thematik insgesamt starke zusätzliche Belastungen. Denn die Einsammlung von Restabfall und Biogut ist im Sinne der Stadthygiene systemrelevant. Das heißt, Dienstplanung und die Abläufe mussten zumeist aufwändig angepasst werden, um jederzeit sicherstellen zu können, dass die Abfallabfuhr gewährleistet ist.“Neben Haushaltsmüll gibt es auch noch den Gewerbemüll. Da das Gewerbe in Folge der Corona-Pandemie in vielen Bereichen zurückgefahren wurde, ist ein deutlicher Rückgang des Gewerbemülls sehr naheliegend, aber auch nicht einfach zu
AVA Velsen: Da in der Anlage in Velsen die Müllverbrennung über Dampfturbinen auch zur Stromerzeugung genutzt wird, spricht der EVS nicht von „Müllverbrennungsanlage“sondern von „Abfallheizkraftwerk“und auch nicht von „Verbrennung“sondern von „thermischer Verwertung“. Nach Angabe der AVA reicht der so produzierte Strom zum Betrieb der Anlage und für etwa 30 000 Haushalte. Die AVA Velsen steht auf Saarbrücker
beziffern. So heißt es zum Beispiel von der Stadtpressestelle Völklingen: „Zum Gewerbemüll kann der EZV insofern keine belastbare Aussage treffen, da der Wertstoffhof vier Wochen geschlossen war und erst am 20. April wieder geöffnet hat. Zudem umfasst das Einzugsgebiet
Gebiet, unmittelbar angrenzend an Großrosseln und Völklingen. Der gesamte saarländische Restabfall aus Privathaushalten und Teile des Gewerbeabfalls werden in Velsen „thermisch behandelt“. Die eine Anlage reicht auch deshalb für das ganze Saarland, weil die Müllmenge aus Privathaushalten seit 2011 – nachdem die mengenabhängigen Gebühren eingeführt wurden – deutlich gesunken ist. Dass Haushaltsmüll, wie in früheren Jahren, auf Deponien gebracht wird, ist seit 2005 aus Umweltschutzgründen verboten.
nicht nur die Stadt Völklingen, sondern zum Beispiel auch die Gemeinde Großrosseln oder einzelne Stadtteile Saarbrückens. Seit Wiedereröffnung ist die Nachfrage aber durchaus hoch.“Hinzu kommt: Manche Unternehmen bringen ihren Abfall direkt nach Velsen.