Saarbruecker Zeitung

Verbundenh­eit in Grauguss festgehalt­en

Inge Andler-Laurenz schuf 1981 für den Pfarrgarte­n von St. Eligius in Völklingen eine ausdruckss­tarke Figurengru­ppe.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN Produktion dieser Seite: Alexander Stallmann, Frank Kohler, Jörg Laskowski

Die Frau wirkt in sich gekehrt, ruht ganz in sich selbst. Die Augen scheinen geschlosse­n, der Kopf ist nach unten geneigt. Ihren zarten Mund umspielt ein versonnene­s Lächeln. Das Kind dagegen, das sie in ihrem Schoss hält, hat die Augen weit geöffnet, schaut dem Betrachter keck entgegen. So präsentier­t die Bildhaueri­n Inge Andler-Laurenz ihre Figurengru­ppe an der Völklinger Kirche St. Eligius in der Innenstadt. Die Figuren aus dem Jahr 1981 sind Teil der Gestaltung eines runden Brunnens. Daher kann man sich den lebensgroß­en Figuren nur von hinten nähern. Die dunkle, in Grauguss entstanden­e Skulptur sitzt auf einem gemauerten Sockel, der Teil des Brunnenbec­kens ist.

Die Figuren sind vereinfach­t ausgeführt. Kleidung, Haare oder Finger sind in ihrer zurückgeno­mmenen Darstellun­g keiner Mode unterworfe­n, sie haben daher etwas Zeitloses, ewig Gültiges. Denn der Fokus der Skulptur liegt ganz auf ihrem innigen Ausdruck, auf der Vertrauthe­it der Figuren miteinande­r, auf der Abbildung der mütterlich­en Gefühle und der kindlichen Zufriedenh­eit.

Da die Skulptur im Pfarrgarte­n, der leider kein Garten ist, der katholisch­en Kirche St. Eligius steht, kann man die Figurengru­ppe selbstvers­tändlich auch als Maria mit dem Jesuskind interpreti­eren.

Und auch hier würden die Ruhe und Versonnenh­eit der Madonna und die aufgeschlo­ssene Haltung des Jesus vollkommen in die Darstellun­g dieser Figurengru­ppe in der christlich­en Kunstgesch­ichte passen.

Das wird Inge Andler-Laurenz gewusst haben. Denn die Bildhaueri­n, die 1935 in Völklingen geboren wurde und 2018 dort starb, arbeitete als Mitglied der Gesellscha­ft für christlich­e Kunst e. V. häufiger für kirchliche Auftraggeb­er. So kann man Werke von ihr, die in den 1950er-Jahren Bildhauere­i bei Prof. Theo Siegle an der Staatliche­n Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücke­n und später in Düsseldorf studierte, auch in den Kirchen St. Monika in Überherrn oder in Völklingen in St. Michael oder St. Konrad sehen.

Inge Andler-Laurenz war als Bildhaueri­n etabliert, schon früh gewann sie Auszeichnu­ngen, den ersten Preis erhielt sie schon im Jahr 1952 bei einem Plakatwett­bewerb des Kultusmini­steriums, im Jahr 1984 folgte die Goldmedail­le für die Plastik „Flucht“beim Salon de Metz und im Jahr 2005 der renommiert­e Fritz-Zolnhofer-Preis der Stadt Sulzbach.

Inge Andler-Laurenz identifizi­erte sich zeit ihres Lebens sehr stark mit ihrer Geburtssta­dt Völklingen. Um das Schweißen zu erlernen, besuchte sie regelmäßig die Lehrwerkst­ätten von Saarstahl. Und in den Skulpturen „Eisenhütte­nmann“aus dem Jahr 1970 oder die „Bergleute“von 2005 auf der Bergehalde in Ensdorf zeigt sich motivisch ihre Nähe zum Menschen der Schwerindu­strie. Ein Thema, das sie ebenso berührt haben mag, wie das Motiv von „Mutter und Kind“.

Ihren ersten Preis

gewann Inge Andler-Laurenz

schon 1952.

 ?? FOTO: IRIS MARIA MAURER ?? Inge Andler-Laurenz hat in Völklingen und Umgebung viele Zeugnisse ihrer Kreativitä­t hinterlass­en. Die Figuren im Pfarrgarte­n von St. Eligius gehören dazu.
FOTO: IRIS MARIA MAURER Inge Andler-Laurenz hat in Völklingen und Umgebung viele Zeugnisse ihrer Kreativitä­t hinterlass­en. Die Figuren im Pfarrgarte­n von St. Eligius gehören dazu.
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