Saarbruecker Zeitung

Angehende Tourismusf­orscher aus ganz Europa besuchten die Hochschule für Technik und Wirtschaft.

Angehende Tourismusf­orscher aus ganz Europa waren zu Gast an der Hochschule für Technik und Wirtschaft: Für die Organisati­on dieser Projektwoc­hen ist Professor Achim Schröder mit dem saarländis­chen Landesprei­s Hochschull­ehre ausgezeich­net worden.

- VON ANNABELLE THEOBALD

Die Hochschule­n in Deutschlan­d sind längst nicht mehr nur national im Wettstreit, sie müssen sich auch mit den besten Hochschule­n anderer Länder messen. Es gilt zudem, die Studierend­en auf die zunehmend vernetzte Arbeitswel­t vorzuberei­ten. Internatio­nalisierun­g lautet daher schon geraume Zeit das Zauberwort in Forschung und Lehre. Einen Beitrag dazu leistet die internatio­nale Projektwoc­he des Hochschuln­etzwerkes „Aceept“(kurz für Associatio­n des Centres Européens d‘ Education Profession­nelle en Tourisme). Jährlich treffen sich rund 70 Studierend­e aus ganz Europa und tauschen sich zu touristisc­hen Themen aus. 2017 und 2018 fand die Projektwoc­he an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Saarbrücke­n statt. Junge Menschen aus Spanien, Belgien, Frankreich, der Türkei, der Schweiz, Italien und den Niederland­en entwickelt­en neue Konzeptide­en für den Saarlandto­urismus. Organisato­r Professor Achim Schröder wurde für die Umsetzung mit dem Landesprei­s Hochschull­ehre ausgezeich­net.

Aceept ist ein Netzwerk europäisch­er Hochschule­n, die touristisc­he Studiengän­ge anbieten, und reihum die Projektwoc­he organisier­en. Seit 2012 nimmt die HTW daran teil, seit 2014 ist sie ordentlich­es Aceept-Mitglied, wie Schröder erklärt. Er ist inzwischen auch der Präsident des Netzwerkes.

Vor zwei Jahren war von ihm Flexibilit­ät gefordert: Nachdem die Yasar University in der Türkei als Gastgeber ausschied, weil durch eine Reihe von Anschlägen die Situation für die Studierend­en zu unsicher geworden war, hatte Schröder kurzentsch­lossen die Projektwoc­he an der HTW ausgericht­et, damit es keine Unterbrech­ung gibt. So war die Welt zweimal zu Gast in Saarbrücke­n: 2017 turnusgemä­ß und im Folgejahr aus der Not geboren. Als Ausrichter konnte die HTW ihren Studierend­en die Internatio­nalisierun­g nach Hause bringen.

Bei den Projektwoc­hen werden jeweils unterschie­dliche Schwerpunk­tthemen gesetzt. 2017 ging es um „Produkte und Produktion im Tourismus“und darum, wie landwirtsc­haftliche und handwerkli­che Erzeugniss­e und Produktion­sprozesse touristisc­h genutzt werden können. Etwa, ob Touristen beim Keltern von Äpfeln auf einem Bauernhof dabei sein können. „Wir haben auch eine Marmeladen­manufaktur besucht, waren in der Völklinger Hütte und bei Villeroy und Boch“, sagt Schröder. Die Aufgabe der Studierend­en sei es, die Tourismusp­otenziale der jeweiligen Region zu aufzudecke­n und neue Impulse zu geben. Das Ziel sei dabei nicht, innerhalb einer Woche marktreife Konzepte vorzulegen. „Es geht um das Netzwerk, das dadurch entsteht. Und um die Erfahrung, mit völlig fremden Menschen zusammenzu­arbeiten. Die Studierend­en lernen die Lebens- und vor allem die Arbeitswel­t in anderen Ländern kennen. Sie müssen sich in den internatio­nalen Teams durchsetze­n und gleichzeit­ig auch andere und ihre Ideen integriere­n“, erklärt Schröder.

Schon zu Hause bereiteten sich die Studierend­en auf die Woche vor, indem sie sich in ihrer Region ansahen, was es dort an Erzeugniss­en

„Es geht um das Netzwerk, das dadurch entsteht. Und um die Erfahrung, mit völlig fremden Menschen zusammenzu­arbeiten.“

gibt, die touristisc­h vermarktet werden und wie das gemacht wird, so Schröder. „Spanier schauen sich etwa die Olivenöl-Produktion in einer Manufaktur an, Belgier besuchen Brauereien.“Sie bringen dann Beispiele aus ihrer Heimat mit zu den Projektwoc­hen und stellen diese vor. Zudem informiere­n sie sich über die Gastgeberr­egion und geben Einblicke, wie einfach oder schwierig es war, sich über das touristisc­he Angebot im Saarland zu informiere­n.

In den folgenden Tagen gibt es Exkursione­n mit Fachvorträ­gen und Aufgaben, die in den Teams zu lösen sind. Am Ende der Woche stellen die Gruppen ihre Ideen dann einer Jury aus Praktikern, Studierend­en und Lehrkräfte­n vor, die bewerten, ob die Ideen realisierb­ar sein könnten und wie kreativ sie sind. Dann werden die Siegerteam­s gekürt.

Das Programm der Projekt-Wochen sei sehr umfangreic­h, erklärt Schröder. Neben der harten Arbeit werde natürlich auch gefeiert. „Da wird dann auch im November noch geschwenkt“, sagt der Betriebswi­rtschaftle­r und Tourismusm­anager.

Die Corona-Krise habe das Konzept ins Mark getroffen. In diesem Jahr sollte die Projektwoc­he im November im italienisc­hen Rimini stattfinde­n. Es sehe derzeit allerdings nicht so aus, als ob die unter den gegebenen Umständen organisier­t und durchgefüh­rt werden könne, so Schröder. „Die Aceept-Woche lebt von der sozialen Nähe.“Innerhalb des Hochschul-Netzwerks gebe es deshalb Überlegung­en, die Teilnehmer in diesem Jahr in einer virtuellen Konferenz zusammenzu­bringen. Dort könnten sie sich über die unterschie­dlichen Sichtweise­n der Nationen auf die Krise sowie die Auswirkung­en der Pandemie auf den regionalen Tourismus austausche­n, erklärt Schröder. Das sei kein Ersatz, könne aber spannend sein.

Professor Achim Schröder Organisato­r der Aceept-Projektwoc­hen

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Professor Achim Schröder (rechts) hat in den Jahren 2017 und 2018 die Aceept-Projektwoc­he in Saarbrücke­n organisier­t. Gemeinsam mit internatio­nalen Studierend­en wurden dabei Ideen für den regionalen Tourismus entwickelt. Die angehenden Tourismusf­orscher Eva-Marie Nowotny, Svenja Kany, Celina Herges und Elena Wolfram (von links) haben ihm bei den Vorbereitu­ngen geholfen.
FOTO: IRIS MAURER Professor Achim Schröder (rechts) hat in den Jahren 2017 und 2018 die Aceept-Projektwoc­he in Saarbrücke­n organisier­t. Gemeinsam mit internatio­nalen Studierend­en wurden dabei Ideen für den regionalen Tourismus entwickelt. Die angehenden Tourismusf­orscher Eva-Marie Nowotny, Svenja Kany, Celina Herges und Elena Wolfram (von links) haben ihm bei den Vorbereitu­ngen geholfen.

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