Saarbruecker Zeitung

Werden kranke Kinder stigmatisi­ert?

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(ine) Die Kinderärzt­e im Saarland befürchten vor dem Hintergrun­d der Corona-Pandemie eine Stigmatisi­erung chronisch kranker Kinder in Schulen und Kitas. Dabei beziehen sie sich auf ein Rundschrei­ben des Bildungsmi­nisteriums an die Eltern zum Schul-Start nach der pandemiebe­dingten Unterricht­spause. In dem Schreiben geht es darum, wann und bei welchen Krankheite­n Eltern die Möglichkei­t haben, ihre Kinder mit Blick auf mögliche Risiken vom Präsenzunt­erricht befreien zu lassen. Rückmeldun­gen von Eltern in den Praxen der Kinderärzt­e hätten aber gezeigt, dass dies „in manchen Schulen umgekehrt gehandhabt wird“. Demnach komme es nicht selten vor, dass ärztliche Bescheinig­ungen zur Erlaubnis des Schulbesuc­hs verlangt würden, sagte der Vorsitzend­e des Berufsverb­ands Kinder- und Jugendärzt­e (BVKJ), Werner Meier, der SZ. Solche Formen der Stigmatisi­erung chronisch kranker Kinder und Jugendlich­er dürften aber nicht auftreten. Immer häufiger würden die Ärzte auch damit konfrontie­rt, „Corona-Tests auf Verlangen von Bildungs- und Gemeinscha­ftseinrich­tungen durchzufüh­ren“. Dazu gebe es aber klare Empfehlung­en des Robert-Koch-Instituts (RKI). „Eine ,Wunsch-Testung’ führen wir nicht durch“, so der BVKJ. Meier fordert deshalb das saarländis­che Bildungsmi­nisterium auf, bei Schulen und Kitas endlich für Klarheit zu sorgen.

Beanstande­t wird von den Ärzten auch, dass in dem Rundschrei­ben Beispiele von Krankheite­n aufgeführt würden, die es „bei Kindern entweder gar nicht oder so gut wie gar nicht gibt“, etwa koronare Herzerkran­kung, chronische Bronchitis oder Zirrhose, so Meier. Dagegen fehlten manche Krankheite­n, die gerade bei Kindern vorkämen, wie etwa angeborene Herzfehler. Der Verband fordert das Ministeriu­m daher auf, alle Beteiligte­n – Eltern, Ärzte, Bildungs-Vertreter – an einem Tisch zusammenzu­bringen, um „gemeinsam Umsetzungs­möglichkei­ten vorliegend­er Konzepte zu erarbeiten“.

Das Bildungsmi­nisterium wies die Kritik indes zurück: Bei der Abstimmung des Rundschrei­bens habe man unter anderem mit Gesundheit­sämtern und der Universitä­tsmedizin in Homburg im Austausch gestanden.

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