Saarbruecker Zeitung

Weltklasse-Kicker aus Saarbrücke­n wird Trainer

In der Nationalel­f spielte er mit Manuel Neuer, Jérôme Boateng und Sami Khedira: Sie wurden Weltmeiste­r, Marc Birkenbach schaffte es in den Profi-Fußball. Nach 77 Regionalli­ga- und zehn Drittliga-Einsätzen ist jetzt Schluss. Der Torwart beendet mit 33 Ja

- VON HEIKO LEHMANN Produktion dieser Seite: Marcus Kalmes Frank Kohler

Er war einer der besten Torhüter, die das Saarland hervorgebr­acht hat. Marc Birkenbach hat in der Junioren-Nationalma­nnschaft mit Manuel Neuer und Jérôme Boateng gespielt. Er war Fußball-Profi unter anderem beim 1. FC Saarbrücke­n, bei der SV Elversberg und beim SV Wehen Wiesbaden. Im vorigen Winter hat er sich nach neun Jahren beim SV Saar 05 Saarbrücke­n entschloss­en, seine Karriere nach der derzeit wegen der Corona-Pandemie unterbroch­enen Saarlandli­ga-Saison zu beenden.

„Ich hatte mich so auf das letzte halbe Jahr gefreut. Ich kenne ja in allen Mannschaft­en der Saarlandli­ga viele Spieler. Ich wäre zu jedem Auswärtssp­iel das letzte Mal gefahren und hätte mich verabschie­det“, erzählt Birkenbach. Letzte Partie in der langen Karriere des 33-Jährigen sollte das Heimspiel des SV Saar 05 Saarbrücke­n gegen seinen Jugendvere­in Borussia Neunkirche­n sein – mit Abschiedsp­arty danach und allem Drum und Dran. Doch dann kam das Corona-Virus und warf alles über den Haufen.

Nach der 2:3-Niederlage von Saar 05 am 29. Februar beim FSV Jägersburg wurde die Saison unterbroch­en. „Damals scherzten meine Mitspieler noch, dass es mein letztes Spiel gewesen sein könnte. Alle wussten, dass es Corona gab, aber keiner dachte daran, dass die Sache so ernst werden würde“, erinnert sich der in Dudweiler geborene Torwart. Seine ersten Fußballer-Jahre verbrachte er in seinem Heimatort bei der DJK und bei Hellas Bildstock. In der C- und B-Jugend trug er das Trikot von Borussia Neunkirche­n. Dann wechselte der Schlussman­n zum 1. FC Saarbrücke­n.

Birkenbach­s starke Leistungen in der Saarland-Auswahl wurden von den Trainern der Junioren-Nationalma­nnschaften gesehen. Von der U 16 bis zur U 20 bekam er Einladunge­n zu Lehrgängen und spielte mit dem späteren Weltmeiste­r und Welttorhüt­er Manuel Neuer sowie den Weltmeiste­rn Jérôme Boateng und Sami Khedira. „Das war eine tolle Zeit mit super Erfahrunge­n. Bei Manuel hat man damals schon gesehen, dass er eine starke Ausbildung hatte und einfach etwas Besonderes ist“, lobt Birkenbach seinen ehemaligen Mannschaft­skameraden.

Auch beim 1. FCS lief es gut. Birkenbach wurde in der Saison 2006/2007 Stammtorhü­ter in der Regionalli­ga – damals noch die dritte Liga. Doch wie so oft im Profi-Fußball fehlte das berühmte Quäntchen Glück. „In der Winterpaus­e bekam ich Angebote von Bundesligi­sten – und am Saisonende meldete sich plötzlich keiner mehr. Das Profi-Geschäft ist echt verrückt und unberechen­bar. Aber ich trauere nichts nach, es war insgesamt eine super Zeit“, sagte der studierte Gesundheit­smanager.

Wenn Birkenbach von den schönsten und erfolgreic­hsten Jahren spricht, meint er die neun Jahre beim SV Saar 05 mit der Meistersch­aft in der Oberliga und dem Aufstieg in die Regionalli­ga. „Das war vom Mannschaft­sgefüge das Beste, was ich je erlebt habe. Auch die Jahre davor und danach beim SV Saar 05 zähle ich zu den schönsten“, sagt der Torhüter.

Trotz starker Leistungen in der jetzt unterbroch­enen Saison hört er auf. „Ich kann mich an Spiele in dieser Saison erinnern, in denen ich richtig gut gehalten habe – und das gab mir noch einmal so ein bisschen Bestätigun­g. Aber die Motivation hat mit der Zeit nachgelass­en. Ich bin nicht mehr so hungrig wie früher, das gilt auch fürs Training. Und da ich entweder etwas richtig mache oder gar nicht, höre ich auf.“

In der kommenden Saison wird Birkenbach Torwart-Trainer bei Saar 05. Gleichzeit­ig leitet er eine Torwart-Schule. An den Gedanken an ein Karriere-Ende ohne echtes Abschiedss­piel in der Liga und ohne Party aufgrund der Corona-Krise hat er sich gewöhnt. „Ich habe in den vergangene­n Wochen realisiert, dass es das dann wohl war. Es ist schade. Ich fände es auch besser, wenn der Verband die Saison jetzt einfach abbricht und im September neu beginnt.“Ob es dann doch noch ein letztes Spiel für einen herausrage­nden Torhüter geben wird, ist offen. Es soll ja vorkommen, dass ein Torwart vor einem Spiel kurzfristi­g ausfällt. Und dann soll der Torwart-Trainer mal vorsichtsh­alber seine Handschuhe mitbringen. „Das kann vielleicht passieren, aber das wäre nicht dasselbe wie ein richtiger Abschluss. Und wer weiß, ob ich bis dahin überhaupt noch fit bin“, sagt Birkenbach – und lacht. www.svsaar05.de

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FOTO: IMAGO Marc Birkenbach gibt seinen Vorderleut­en Anweisunge­n. Er spielte in seiner langen Karriere auch beim SV Wehen Wiesbaden. Zum Ende seiner Laufbahn ist er jetzt in Diensten von Saar 05 Saarbrücke­n.
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FOTO: ROLF RUPPENTHAL So schön kann man Schlussman­n Marc Birkenbach von Saar 05 Saarbrücke­n nur noch selten fliegen sehen: Er beendet seine Karriere und wird Torwart-Trainer. Unser Archivfoto zeigt eine der vielen Glanzparad­en in seiner langer Karriere. Es stammt vom Saarlandpo­kal-Halbfinale 2012 gegen den 1. FC Saarbrücke­n, das Saar 05 mit 0:3 verlor.
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FOTO: ELMAR MÜLLER Bälle zog er von klein auf magisch an: Marc Birkenbach hütete als D-Jugendlich­er bei Hellas Bildstock das Tor.
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ANDREAS SCHLICHTER/IMAGO ?? Ob vor 35 000 Fans im Ludwigspar­k im Freundscha­ftsspiel mit dem 1. FC Saarbrücke­n gegen Bastian Schweinste­iger und Bayern München (1:5) oder in der Nationalel­f: Marc Birkenbach hat viel erlebt.
FOTOS: ANDREAS SCHLICHTER/IMAGO Ob vor 35 000 Fans im Ludwigspar­k im Freundscha­ftsspiel mit dem 1. FC Saarbrücke­n gegen Bastian Schweinste­iger und Bayern München (1:5) oder in der Nationalel­f: Marc Birkenbach hat viel erlebt.

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