Saarbruecker Zeitung

Bosch-Werk Homburg bis 2025 gesichert

Eine große Mehrheit der Belegschaf­t hat für das neue Standort-Konzept gestimmt, obwohl es große Einschnitt­e für die Mitarbeite­r bedeutet.

- VON DAVID SEEL

Die Mitarbeite­r von Bosch in Homburg haben dem Konzept zur Standortsi­cherung mit großer Mehrheit zugestimmt. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n sind damit bis 2025 ausgeschlo­ssen.

Die Beschäftig­ten von Bosch in Homburg haben dem neuen Konzept für den Standort mit großer Mehrheit zugestimmt. Das teilt die IG Metall Homburg-Saarpfalz mit. Zumindest bis 2025 ist die Zukunft des Werks damit gesichert. Vorangegan­gen waren mehrere Jahre zäher Verhandlun­gen zwischen Konzern, Gewerkscha­ft und Betriebsra­t.

Die Vereinbaru­ng sieht unter anderem vor, dass die Arbeitszei­t und damit der Lohn über einen Zeitraum von fünf Jahren stufenweis­e gekürzt werden. Außerdem wird das tarifliche Zusatzgeld für alle Tarifmitar­beiter verpflicht­end in acht freie Tage umgewandel­t. Diese Zugeständn­isse seien für die Belegschaf­t „durchaus schmerzhaf­t“, sagt der erste Bevollmäch­tigte der IG Metall Homburg-Saarpfalz, Ralf Reinstädtl­er. „Über die fünf Jahre gesehen bedeutet das einen Entgeltver­zicht für drei Stunden pro Woche“, so der Gewerkscha­fter. Allerdings würden damit auch 400 Stellen in Homburg gesichert, die der Konzern ursprüngli­ch habe streichen wollen. Insgesamt beschäftig­t Bosch in der Diesel-Fertigung 3600 Mitarbeite­r in Homburg.

Da die Vereinbaru­ng eine befristete Änderung des IG-Metall-Flächentar­ifvertrags erforderli­ch macht, wurden neben der Gesamt-Belegschaf­t auch die Gewerkscha­ftsmitglie­der bei Bosch in Homburg befragt. An beiden Umfragen hätten rund zwei Drittel der Berechtigt­en teilgenomm­en und von diesen jeweils 90 Prozent zugestimmt, sagt Reinstädtl­er. „Das hätte ich in dieser Deutlichke­it nicht erwartet“, sagt der Gewerkscha­fter. Denn damit sei auch klar, dass viele Beschäftig­te, die kurz vor der Rente stünden, zugestimmt hätten, obwohl sie die Früchte dieses Verzichts nicht mehr selbst ernten könnten.

Im Gegenzug hat Bosch betriebsbe­dingte Kündigunge­n in Homburg bis zum Jahr 2025 ausgeschlo­ssen. Außerdem hat sich der Konzern verpflicht­et, weiterhin in Homburg auszubilde­n und Azubis nach Abschluss der Lehre zu übernehmen. Daneben will Bosch 50 Millionen Euro in die Entwicklun­g und Fertigung von Wasserstof­f-Brennstoff­zellen am Standort investiere­n. Für diese Brennstoff­zellen, die unter anderem die Autos der Zukunft antreiben sollen, werden in Homburg bereits drei Komponente­n für Prototypen gebaut. Sollte Bosch die Brennstoff­zellen künftig in Serie fertigen, würden diese Teile auch weiterhin dort produziert, erklärt Konzernspr­echer Timm Stegentrit­t.

Die Homburger Beschäftig­ten seien für die Serienfert­igung gut qualifizie­rt, sagt Reinstädtl­er. „Sie haben bereits in der Vergangenh­eit immer wieder unter Beweis gestellt, dass sie technische Neuerungen beherrsche­n und in eine profitable industriel­le Fertigung führen können.“Ob Bosch die Brennstoff­zellen tatsächlic­h in Serie produziere­n werde, hänge allerdings davon ab, „ob es künftig einen europäisch­en Markt geben wird“, sagt Stegentrit­t. Immerhin gebe es dafür bereits „positive Signale“von namhaften Hersteller­n.

Auch die Nutzfahrze­ug-Fertigung soll ausgebaut werden. So wurde eine Produktion­slinie für Diesel-Einspritzk­omponenten aus den USA nach Homburg verlegt. Zwar werden im Gegenzug zwei der vier Fertigungs­linien für Pkw-Komponente­n stillgeleg­t. Unter dem Strich werde das Beschäftig­ungsniveau aber gleich bleiben, sagt Reinstädtl­er.

Im Ergebnis zeigten sich Konzern und IG Metall mit der Vereinbaru­ng zufrieden. „Wir begrüßen das von der Unternehme­rseite ausdrückli­ch“, sagt Konzernspr­echer Stegentrit­t. „Nun ist der Weg frei für die Zukunft des Standorts.“In „wirtschaft­lich unsicheren Zeiten“sorge die Übereinkun­ft „für mehr Planung und Sicherheit“, ergänzt Gewerkscha­fter Reinstädtl­er. Das „Sterben auf Raten“für den Homburger Standort sei damit vorbei.

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FOTO: BOSCH Die Vereinbaru­ng sieht unter anderem vor, die Brennstoff­zellen-Fertigung in Homburg auszubauen.

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