Bosch-Werk Homburg bis 2025 gesichert
Eine große Mehrheit der Belegschaft hat für das neue Standort-Konzept gestimmt, obwohl es große Einschnitte für die Mitarbeiter bedeutet.
Die Mitarbeiter von Bosch in Homburg haben dem Konzept zur Standortsicherung mit großer Mehrheit zugestimmt. Betriebsbedingte Kündigungen sind damit bis 2025 ausgeschlossen.
Die Beschäftigten von Bosch in Homburg haben dem neuen Konzept für den Standort mit großer Mehrheit zugestimmt. Das teilt die IG Metall Homburg-Saarpfalz mit. Zumindest bis 2025 ist die Zukunft des Werks damit gesichert. Vorangegangen waren mehrere Jahre zäher Verhandlungen zwischen Konzern, Gewerkschaft und Betriebsrat.
Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass die Arbeitszeit und damit der Lohn über einen Zeitraum von fünf Jahren stufenweise gekürzt werden. Außerdem wird das tarifliche Zusatzgeld für alle Tarifmitarbeiter verpflichtend in acht freie Tage umgewandelt. Diese Zugeständnisse seien für die Belegschaft „durchaus schmerzhaft“, sagt der erste Bevollmächtigte der IG Metall Homburg-Saarpfalz, Ralf Reinstädtler. „Über die fünf Jahre gesehen bedeutet das einen Entgeltverzicht für drei Stunden pro Woche“, so der Gewerkschafter. Allerdings würden damit auch 400 Stellen in Homburg gesichert, die der Konzern ursprünglich habe streichen wollen. Insgesamt beschäftigt Bosch in der Diesel-Fertigung 3600 Mitarbeiter in Homburg.
Da die Vereinbarung eine befristete Änderung des IG-Metall-Flächentarifvertrags erforderlich macht, wurden neben der Gesamt-Belegschaft auch die Gewerkschaftsmitglieder bei Bosch in Homburg befragt. An beiden Umfragen hätten rund zwei Drittel der Berechtigten teilgenommen und von diesen jeweils 90 Prozent zugestimmt, sagt Reinstädtler. „Das hätte ich in dieser Deutlichkeit nicht erwartet“, sagt der Gewerkschafter. Denn damit sei auch klar, dass viele Beschäftigte, die kurz vor der Rente stünden, zugestimmt hätten, obwohl sie die Früchte dieses Verzichts nicht mehr selbst ernten könnten.
Im Gegenzug hat Bosch betriebsbedingte Kündigungen in Homburg bis zum Jahr 2025 ausgeschlossen. Außerdem hat sich der Konzern verpflichtet, weiterhin in Homburg auszubilden und Azubis nach Abschluss der Lehre zu übernehmen. Daneben will Bosch 50 Millionen Euro in die Entwicklung und Fertigung von Wasserstoff-Brennstoffzellen am Standort investieren. Für diese Brennstoffzellen, die unter anderem die Autos der Zukunft antreiben sollen, werden in Homburg bereits drei Komponenten für Prototypen gebaut. Sollte Bosch die Brennstoffzellen künftig in Serie fertigen, würden diese Teile auch weiterhin dort produziert, erklärt Konzernsprecher Timm Stegentritt.
Die Homburger Beschäftigten seien für die Serienfertigung gut qualifiziert, sagt Reinstädtler. „Sie haben bereits in der Vergangenheit immer wieder unter Beweis gestellt, dass sie technische Neuerungen beherrschen und in eine profitable industrielle Fertigung führen können.“Ob Bosch die Brennstoffzellen tatsächlich in Serie produzieren werde, hänge allerdings davon ab, „ob es künftig einen europäischen Markt geben wird“, sagt Stegentritt. Immerhin gebe es dafür bereits „positive Signale“von namhaften Herstellern.
Auch die Nutzfahrzeug-Fertigung soll ausgebaut werden. So wurde eine Produktionslinie für Diesel-Einspritzkomponenten aus den USA nach Homburg verlegt. Zwar werden im Gegenzug zwei der vier Fertigungslinien für Pkw-Komponenten stillgelegt. Unter dem Strich werde das Beschäftigungsniveau aber gleich bleiben, sagt Reinstädtler.
Im Ergebnis zeigten sich Konzern und IG Metall mit der Vereinbarung zufrieden. „Wir begrüßen das von der Unternehmerseite ausdrücklich“, sagt Konzernsprecher Stegentritt. „Nun ist der Weg frei für die Zukunft des Standorts.“In „wirtschaftlich unsicheren Zeiten“sorge die Übereinkunft „für mehr Planung und Sicherheit“, ergänzt Gewerkschafter Reinstädtler. Das „Sterben auf Raten“für den Homburger Standort sei damit vorbei.