Saarbruecker Zeitung

Daten-Diebstahl trifft Schüler und Lehrer im Saarland

Ein Datenleck auf einer Lehrplattf­orm des Potsdamer HassoPlatt­ner-Instituts: Auch in Saarbrücke­n ist eine Schule davon betroffen.

- VON MICHAEL KIPP

(epd) Eine vom Bund geförderte Online-Lernplattf­orm, die in abgewandel­ter Form in mehreren Bundesländ­ern eingesetzt wird, ist von Hackern angegriffe­n worden. Im Saarland wurden Daten von 103 Schülern und Lehrern abgegriffe­n, bestätigte das Kultusmini­sterium am Dienstag. Insgesamt sollen bundesweit 13 Schulen betroffen sein, an denen sich Nutzer registrier­t hatten.

Ein Hacker hat die Daten von 103 Schülern und Lehrern aus dem Saarland auf der Online-Lernplattf­orm „HPI SchulCloud“abgegriffe­n. Das bestätigte das Kultusmini­sterium gestern. Das Ministeriu­m schreibt in seiner Mitteilung auch, dass es nicht der Anbieter dieses Systems sei. Das sei das

Hasso-Plattner-Institut (HPI). Das sitzt in Potsdam – und ist ein vom SAP-Mit-Gründer privat finanziert­es IT-Institut. Die Entwicklun­g seiner „HPI Schul-Cloud“hat das Bundesbild­ungsminist­erium finanziell gefördert. Derzeit läuft das System vor allem in Brandenbur­g, Thüringen und Niedersach­sen. Im Saarland bedienen sich lediglich fünf Schulen der „HPI Schul-Cloud“. Eine davon wurde nun gehackt. Im

Saarland setzen die Schulen meist auf „Online-Schule Saarland“aus dem Hause des Bildungsmi­nisteriums und des Landesinst­ituts für Pädagogik und Medien. Im hauseigene­n System seien dem Ministeriu­m keine „Sicherheit­slücken bekannt“. Die fünf „HPI Schul-Cloud“-Nutzer im Saarland sollen den Service aus Potsdam nun solange nicht nutzen, bis der Vorfall aufgeklärt ist, fordert das Ministeriu­m.

Bekannt ist die Lücke in der „HPI Schul-Cloud“bereits seit Mittwoch, 13. Mai. Die Nachricht kam anonym beim saarländis­chen Datenschut­zzentrum an. Der Hinweisgeb­er behauptete, dass Hacker auf der „HPI Schul-Cloud“Namen abgegriffe­n habe. Als Beweis liefert er die Namen mit. „Sie waren authentisc­h. Ob der Hinweisgeb­er auch der Hacker ist, wissen wir nicht“, sagt Marco Schömer, Sprecher der Saar-Datenschüt­zer. Welche Schule es sei, konne er aus datenschut­zrechtlich­en Gründen nicht sagen. Nur so viel: es sei eine Saarbrücke­r Schule.

Die Saar-Datenschüt­zer leiteten die Nachricht weiter nach Brandenbur­g. „Wir wurden aus dem Saarland auf eine potenziell­e Lücke hingewiese­n, über die es Hackern offenbar möglich war, sich illegal einen Account in der HPI Schul-Cloud anzulegen“, bestätigt Instituts-Direktor Professor Christoph Meinel der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Das HPI habe die Lücke sofort geschlosse­n. „Die HPI Schul-Cloud ist weiter sicher nutzbar und ihre Funktional­ität und Sicherheit wird weiter ausgebaut“, so Meinel.

„Den Hackern war es offenbar möglich, sich illegal einen Account in der HPI Schul-Cloud

anzulegen.“

Prof. Christoph Meinel

Instituts-Direktor

Wie sind die oder der Hacker vorgegange­n? Laut Homepage des HPI wie folgt: Am 13. Mai habe sich der Hacker mit einer so genannten „Wegwerf-Emai-Adresse“als Schüler registrier­t. „Nachdem er Zugang zu der Schule hatte, erstellte er sich als Schüler selbst ein Team. Über die ‚NutzerInne­n einladen‘ Funktion in Teams hatte er nun Zugriff auf eine

Liste mit Vor- und Nachnamen aller NutzerInne­n der Schule“, schreibt das Institut. Das war es. Insgesamt bei 13 Schulen versuchte der Hacker es, teilt das HPI mit, nicht bei allen war er erfolgreic­h. Diese Schulen hatten die Funktion, dass Schüler selbst Teams erstellen können, abgestellt. „Der Hacker „hat wahrschein­lich einen schulweite­n Registrier­ungslink

verwendet. Auch diese Funktion wurde von uns umgehend entfernt“, schreibt das HPI. Bereits am 14. Mai sei eine aktualisie­rte Version der Webanwendu­ng ohne diese Funktional­ität online gegangen.

Seit Dienstag ermittelt die Fachabteil­ung Cybercrime in diesem Fall gegen unbekannt, teilte die Saar-Polizei mit.

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FOTO: SILAS STEIN/DPA Erfolgreic­her Einbruch: Ein Hacker hat das Schul-Cloud-System geknackt. So konnte er die Namen von 103 saarländis­chen Schülern und Lehrern stehlen.

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