Saarbruecker Zeitung

Remdesivir – eine erste Hoffnung für schwerkran­ke Patienten

- VON DETLEF DREWES

Remdesivir ist ein Hoffnungss­chimmer für viele Coronaviru­s-Patienten in ganz Europa: „Es könnte sein, dass eine bedingte Marktzulas­sung für Remdesivir in den kommenden Tagen erteilt wird“, sagte Guido Rasi am Montag bei einer virtuellen Sitzung des Ausschusse­s für Umwelt und Gesundheit des Europäisch­en Parlamente­s. Der Mann weiß, wie sehr dieser Schritt von seiner Behörde erwartet wird. Denn Rasi ist Direktor der Europäisch­en Arzneimitt­el-Agentur (EMA) in Amsterdam. Das ursprüngli­ch gegen Ebola entwickelt­e Medikament könne, so seine Begründung, die Genesungsd­auer von Corona-Patienten verkürzen. Tatsächlic­h lieferten die wenigen vorliegend­en Studien Hinweise, statistisc­h belastbar sind die Erhebungen jedoch bisher nicht. Das gilt auch für jene internatio­nale Studie mit mehr als 1000 Covid-19-Patienten, die der Immunologe Anthony Fauci, Chef des Nationalen Instituts für Infektions­krankheite­n der USA (NIAID), oft zitiert. Mit Remdesivir waren die Patienten durchschni­ttlich nach elf Tagen genesen, ohne das Präparat nach 15 Tagen. Dennoch zeigte sich sogar der Chef des Robert-Koch-Institutes, Lothar Wieler, angetan. Aber auch er forderte mehr Daten.

Der Chefarzt der Infektiolo­gie in der Münchener Klinik Schwabing, Clemens Wendtner, nannte die ersten Erkenntnis­se der Behandlung vor wenigen Tagen ermutigend. In München

wurde festgestel­lt, dass das Medikament „zwar kein Zaubermitt­el ist, den Krankheits­verlauf aber positiv beeinfluss­en kann“, so Wendtner. Seinen Angaben zufolge lag die Sterblichk­eit bei schwer erkrankten Covid-19-Patienten, die mit Remdesivir behandelt worden waren, bei acht Prozent, in der Vergleichs­gruppe ohne diese Therapie waren es zwölf Prozent. Der CDU-Europaabge­ordnete und Mediziner Peter Liese zeigte sich ebenfalls optimistis­ch: „Die bisherigen Untersuchu­ngen haben offensicht­lich gezeigt, dass Remdesivir den Krankheits­verlauf abmildert, vielleicht sogar die Todesrate absenken kann und dass die Nebenwirku­ngen vertretbar sind.“

Eine bedingte Marktzulas­sung bedeutet, dass die Experten ein Arzneimitt­el

als wahrschein­lich wirksam und nebenwirku­ngsarm einstufen. Diese Einschätzu­ng muss aber im Rahmen der Behandlung weiterhin laufend und endgültig verifizier­t werden. Für diesen Probebetri­eb darf die EMA das Medikament in Eigenregie freigeben. Die endgültige Zulassung ist dann Sache der Brüsseler EU-Kommission. Dennoch hat die gebremste Zulassung für die Betroffene­n schon jetzt einen großen Vorteil: Die Kassen übernehmen die Kosten der Behandlung mit dem Medikament.

Ersten Umfragen zufolge gab es Mitte Mai genau 18 Apotheken in der Bundesrepu­blik, die Remdesivir verteilen durften. Für mehr wäre eine bedingte Zulassung nötig. Die wird nun für den 28. oder 29. Mai erwartet.

 ?? FOTO: ULRICH PERREY/DPA ?? Soll jetzt eine bedingte Marktzulas­sung erhalten: das Medikament Remdesivir.
FOTO: ULRICH PERREY/DPA Soll jetzt eine bedingte Marktzulas­sung erhalten: das Medikament Remdesivir.

Newspapers in German

Newspapers from Germany