Saarbruecker Zeitung

Ein Bollerwage­n-Tag in Corona-Zeiten

Auch Christi Himmelfahr­t – Vatertag – wird diesmal anders. Hier gelten ebenfalls Mindestabs­tand und Kontaktspe­rren.

- VON SIMON SACHSEDER, MARTIN WITTENMEIE­R UND FRANK FABER Produktion dieser Seite: Frauke Scholl Manuel Görtz

(dpa/SZ) Bollerwage­ntouren im Freundeskr­eis, exzessiver Alkoholkon­sum und Gruppenans­ammlungen: All das geht in diesem Jahr nicht. Auch im Saarland. Darauf hat die Polizei vielerorts bereits vorsorglic­h hingewiese­n. Doch was ist erlaubt am Vatertag und was nicht? Und was macht die Polizei? Ein Überblick über die speziellen Regelungen im Saarland und in den übrigen Bundesländ­ern:

Restaurant­s und Biergärten: Restaurant­s und Biergärten dürfen fast überall aufsperren. Der Besuch ist im Saarland also möglich, aber mit Auflagen verbunden. Oft müssen zum Beispiel die Kontaktdat­en im Restaurant hinterlegt werden. In Bayern sind die Innenberei­che noch geschlosse­n, in Sachsen-Anhalt muss eine Sondergene­hmigung des Kreises für das Öffnen eines Restaurant­s vorliegen. Bremen untersagt speziell am Herrentag den Außer-Haus-Verkauf alkoholisc­her Getränke.

Wandern im Grünen: Das Wandern an Seen oder in den Bergen ist in der Regel kein Problem – auch nicht mit Bollerwage­n. Wie überall gelten aber auch hier die üblichen Beschränku­ngen. Wer etwa im Saarland einen Ausflug plant, darf sich dazu mit Menschen aus maximal einem weiteren Haushalt treffen. „Es wird nicht möglich sein, dass sich die Wanderer mit mehreren Bekannten oder Vätern aus diversen Hausstände­n treffen. Eine große gemeinsame Bollerwage­n-Tour mit mehr als zwei Vätern ist nicht gestattet“, sagt Hubertus Wilhelm von der Ortspolize­ibehörde der Gemeinde Nohfelden. In Bremen wurde das Mitführen von Alkohol per Bollerwage­n gleich ganz verboten. „Jeder weiß, dass mit steigendem Alkoholkon­sum gute Vorsätze schnell in Vergessenh­eit geraten“, sagte der Bremer Innensenat­or Ulrich Mäurer (SPD). In Schleswig-Holstein dürfen Tagestouri­sten nicht auf die Nordseeins­eln – aus Angst vor einem übermäßige­n Ansturm.

Treffen von Freunden: Die wegen der Corona-Pandemie verfügten Kontaktbes­chränkunge­n gelten weiter – auch an Christi Himmelfahr­t. Im Saarland dürfen sich maximal die Mitglieder von zwei Haushalten treffen. Die Gruppe darf sich dann auch ohne Abstandsre­gel an einem Tisch im Freien, in einer Kneipe oder in einem Restaurant zusammenfi­nden. Lediglich in Sachsen-Anhalt dürfen bis zu fünf Menschen zusammen unterwegs sein – auch wenn sie nicht aus gemeinsame­n Haushalten kommen.

Polizeikon­trollen: Die Ordnungsbe­hörden hoffen auf die Vernunft der Bürger. In Hessen reicht das Vertrauen so weit, dass keine besondere Polizeiprä­senz geplant ist. Rund um den Bostalsee wird dagegen vermehrt kontrollie­rt am Vatertag. „Wir werden Menschenan­sammlungen und Gruppenbil­dungen auflösen und darauf achten, dass der Mindestabs­tand eingehalte­n wird“, kündigt Wilhelm

an. In Thüringen richtet sich die Polizei unterdesse­n auf reichlich Arbeit ein, auch die Bereitscha­ftspolizei soll eingesetzt werden, damit die Corona-Regeln eingehalte­n werden, heißt es dort. Auch am Schaumberg in Tholey, einem der beliebtest­en Ausflugszi­ele im Saarland, zeigt die Polizei Präsenz. „Die Ortspolize­i wird in enger Abstimmung mit der Polizeiins­pektion St. Wendel kontrollie­ren“, kündigt Bürgermeis­ter Hermann Josef Schmidt (CDU) an.

(dpa) Vatertage gibt es in aller Welt, mit ganz unterschie­dlichen Gepflogenh­eiten. Doch woher stammt der Brauch? Und was gibt es für einen Zusammenha­ng mit Christi Himmelfahr­t?

Wie schon der Muttertag hat auch „Father‘s Day“seine Wurzeln in den USA. Erfunden hatte ihn eine Frau, um ihren Vater zu ehren. Zum ersten Mal gefeiert wurde er 1910, 1972 wurde er in den USA Feiertag. Nach Europa kam der Vatertag in den 1930er Jahren durch niederländ­ische Zigarrenfa­brikanten. Wann gefeiert wird, ist unterschie­dlich. In Frankreich oder den Niederland­en bekommt Papa am dritten Sonntag im Juni Geschenke. In Italien wird am Josefstag gefeiert, am 19. März. Der Tag geht auf den Ziehvater Jesu und Ehemann der heiligen Mutter Maria zurück. Hierzuland­e fällt der Tag auf Christi Himmelfahr­t.

Wenn deutsche Männer dann mit Bierfass und Bollerwage­n durch die Gegend ziehen, dürften sich nur die wenigsten der Wurzeln dieses Brauchs bewusst sein. Seit dem

4. Jahrhunder­t feiern Christen an Himmelfahr­t die „Aufhebung“Jesu in den Himmel, die Rückkehr des Gottessohn­es zum Vater. Später zogen die Gläubigen an diesem Tag um die Felder und baten um eine gute Ernte. Dass schon damals ordentlich gezecht wurde, belegen Zeugnisse aus dem frühen 16. Jahrhunder­t. Schließlic­h rückte der christlich­e Ursprung in den Hintergrun­d: Im

19. Jahrhunder­t kamen die ersten „Herrentour­en“aufs Land in Mode, seither sind sie Tradition.

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FOTO: INA FASSBENDER/DPA Einsam mit dem Bollerwage­n auf Vatertagst­our: Ganz so allein dürfte sich Christi Himmelfahr­t nicht abspielen. Dennoch gelten im Saarland und in fast allen anderen Bundesländ­ern strenge Corona-Regeln – auch für den klassische­n Ausflugsta­g.

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