Messebauer kämpfen ums Überleben
Die Corona-Krise trifft die Handwerker im Regionalverband unterschiedlich. Probleme haben alle, die von Großveranstaltungen leben.
Licht und Schatten bei den Handwerkern im Regionalverband: Während einige Branchen gut durch die Corona-Krise gekommen sind, kämpfen die Messebauer ums finanzielle Überleben. Alle
Großveranstaltungen wurden verboten und abgesagt, damit haben die Messebauer „null Arbeit“, sagt Karl-Friedrich Hodapp, Landesinnungsmeister der Schreiner und Inhaber eines Schreinerbetriebs in Saarbrücken. Die Branche werde wegen Corona auch auf absehbare Zeit nichts zu tun haben, denn Messen würden so schnell nicht stattfinden können. Und die Messebauer könnten ihre Produktion auch nicht kurzfristig auf andere Produkte umstellen. Daher bräuchten sie Unterstützung von der öffentlichen Hand, sonst müssten sie am Ende Mitarbeiter
entlassen, sagt Hodapp. Kerstin Jekel, Geschäftsführerin von MBS Messebau und Ladenbau in Rilchingen-Hanweiler, ist mit ihren zwölf Mitarbeitern direkt betroffen. „Es läuft schlecht zurzeit, und wir haben keine Perspektive, wie es weitergeht“, sagt Jekel. Eine größere Messe stehe noch im September an, der Rest sei abgesagt. „Mittlerweile sind uns ungefähr zehn Aufträge entgangen, darunter vier Großaufträge. Im Moment leben wir von unseren Rücklagen. Die Soforthilfe vom Staat haben wir in Anspruch genommen, aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Jekel. Die Lage sei schwierig: „Unsere Mitarbeiter sind zurzeit in Kurzarbeit. Unsere Hoffnung ist, dass sich mit weiteren Lockerungen die Lage wieder entspannt. Es bleibt aber die Sorge, ob die Firmen die Messen künftig überhaupt besuchen, weil sie sparen müssen“, erklärt Jekel.
Die Schreiner sind dagegen nach Aussage von Landesinnungsmeister Hodapp bisher einigermaßen gut durch die Krise gekommen. Dennoch: „Wenn es jetzt wirtschaftlich nicht bergauf geht, werden einige auf der Strecke bleiben.“Saarlandweit sind in der Innung rund 330 Betriebe organisiert, davon 70 im Regionalverband. „Wichtig ist, dass die Leute wieder Geld verdienen und keine Angst um ihren Arbeitsplatz haben müssen. Dann geben sie auch wieder Geld aus, das sie an die Handwerksbetriebe weitergeben“, stellt Hodapp fest. Sein Betrieb ist weiter im Geschäft: „Wir haben uns schon vor der Krise mit Plexiglas eingedeckt – ein Glücksgriff, denn jetzt gibt es nichts mehr auf dem Markt. Plexiglas braucht man für Schutzwände, die man überall da aufstellen kann, wo Publikumsverkehr ist, zum Beispiel in Apotheken oder Arztpraxen.“Aber das sei „nur ein Mitnahmeeffekt“. Ansonsten werden er und seine Leute da gebraucht, wo die Kunden die Corona-Zeit nutzen, um um- oder auszubauen.
Martin Hurth, Rollladen- und Sonnenschutzmechatroniker sowie Landesinnungsmeister seiner Branche, ist mit seinem Betrieb auf Fensterbau spezialisiert, hat aber in den vergangenen Wochen ebenfalls Hustenschutzwände, allgemein Spuckschutz genannt, produziert. „In den letzten zwei Monaten sind wir einigermaßen gut durchgekommen, aber es stellt sich die Frage, wie es weitergeht. Wenn die Lage kritisch bleibt, werden mit Sicherheit auch Betriebe auf der Strecke bleiben.“Bernd Wegner, Präsident
der Handwerkskammer des Saarlandes, beurteilt die Aussichten für das Handwerk zwiespältig. „Die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie bremsen das saarländischen Handwerk: Das ist das Ergebnis der aktuellen Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer unter 1400 Handwerksunternehmen. Ihr zufolge hat sich das Konjunkturklima verschlechtert. Sinkende Auftragszahlen kennzeichnen das erste Quartal. Wenngleich eine Datenauswertung für den Regionalverband nicht möglich ist, dürften doch die Ergebnisse vom Grundsatz her auch für den Regionalverband gelten, in dem ja 3900 unserer Mitgliedsbetriebe ihren Sitz haben“, stellt der Präsident der
Handwerkskammer Bernd Wegner fest. Doch Wegner gibt sich zuversichtlich: „Ich bin mir sicher, dass sich die regionalen Handwerksbetriebe in der Krise als unverzichtbare wirtschaftliche Stütze erweisen.“