Saarbruecker Zeitung

„Ich verspreche frischen Wind“

Die neue Wehrbeauft­ragte des Bundestags fordert eine genaue Untersuchu­ng der rechtsextr­emen Vorfälle beim Kommando Spezialkrä­fte.

- DIE FRAGEN STELLTE HAGEN STRAUSS

Eva Högl ist am Donnerstag als Wehrbeauft­ragte es Bundestags vereidigt worden. Die 51-Jährige kümmert sich jetzt um die Sorgen und Nöte der Soldaten. Ein Gespräch mit der SPD-Politikeri­n über ihre Ziele, über rechte Umtriebe in der Bundeswehr und ihr Verhältnis zu Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU).

Frau Högl, im Vorfeld ihrer Wahl hat es Querelen gegeben. Einer ihrer Parteifreu­nde, Johannes Kahrs, hat sogar alle Ämter hingeschmi­ssen. Ist ihr Start bereits vermasselt?

EVA HÖGL Ich hätte mir das anders gewünscht. Aber ich betrachte es dennoch als große Freude und Ehre, dass ich vorgeschla­gen und gewählt wurde und ich dieses sehr wichtige Amt jetzt ausüben darf. Ich blicke nun nach vorn.

Sie sind keine Verteidigu­ngspolitik­erin. Was qualifizie­rt Sie also für Ihre neue Aufgabe?

HÖGL Ich bin gelernte Juristin, kenne die Verwaltung, ich habe zehn Jahre im Arbeits- und Sozialmini­sterium gearbeitet. Vor allem war ich elf Jahre direkt gewählte Abgeordnet­e. Dadurch bringe ich eine ganze Menge mit, was ich als Wehrbeauft­ragte gut gebrauchen kann. Ich verspreche frischen Wind und werde Anwältin der Soldatinne­n und Soldaten sein.

Haben Sie schon mal eine Kaserne von innen gesehen?

HÖGL Selbstvers­tändlich. In meinem Wahlkreis in Berlin-Mitte liegt die Julius-Leber-Kaserne. Außerdem war ich in Afghanista­n und habe mich über den Auslandsei­nsatz der Soldaten informiert.

Wie ist ihr Verhältnis zu Verteidigu­ngsministe­rin Kramp-Karrenbaue­r?

HÖGL Wir haben bereits unseren ersten Austausch gehabt. Ich hoffe auf eine gute Zusammenar­beit in unterschie­dlichen Rollen. Meine Aufgabe wird es auch sein, die Arbeit der Ministerin und des Ministeriu­ms kritisch zu begleiten.

Bei der Bundeswehr hakt es an vielen Stellen. Wo sehen Sie die größten Baustellen?

HÖGL Ich orientiere mich an dem, was die Soldaten vortragen. Quarantäne in Corona-Zeiten, die gefährlich­en Auslandsei­nsätze, Probleme bei der Ausbildung und der Vereinbark­eit von Familie und Beruf – das sind derzeit die Anliegen, die die Soldaten haben. Und um die werde ich mich zuerst kümmern.

Zu den Herausford­erungen gehören auch rechte Umtriebe in der Truppe. Wie bewerten Sie die Vorgänge beim KSK?

HÖGL Das Thema Rechtsextr­emismus steht für mich ganz oben. Wobei mir wichtig ist, keinen Generalver­dacht aufkommen zu lassen. Die absolute Mehrheit der Soldaten steht fest auf dem Boden unseres Grundgeset­zes. Die rechtsextr­emen Vorfälle beim Kommando Spezialkrä­fte sind noch mal ein Weckruf für alle, die bisher gedacht haben, rechte Umtriebe sind kein Problem. Das muss genau untersucht werden.

Braucht die Bundeswehr mehr Geld?

HÖGL Es gibt die internatio­nale

Vereinbaru­ng des Zwei-ProzentZie­ls bei den Verteidigu­ngsausgabe­n. Und auch die Koalition will den Etat erhöhen. Ich werde dies mit dem Blick der Soldaten verfolgen. Sie müssen gut ausgebilde­t und ausgerüste­t sein für ihre Aufgaben, die Infrastruk­tur muss stimmen. In der Nach-Corona-Zeit wird es darum gehen, die Prioritäte­n richtig zu setzen.

Sind Sie auch bereit, sich dafür unter Umständen gegen ihre Partei zu stellen?

HÖGL Auch der SPD liegt das Wohl der Soldaten am Herzen. Deshalb sehe ich hier keinen Konflikt.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Die neue Wehrbeauft­ragte des Bundestags, Eva Högl (SPD).

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