Saarbruecker Zeitung

Saar-Kommunen erhöhen Steuern besonders stark

Die Hebesätze der Steuer auf Grundstück­seigentum steigen seit Jahren – und ein Ende ist nicht abzusehen. Der Druck auf die Kommunen ist groß.

- VON DANIEL KIRCH

Die Städte und Gemeinden im Saarland haben die Steuer auf Grundstück­seigentum in den vergangene­n Jahren im bundesweit­en Vergleich mit Abstand am stärksten erhöht. Von 2015 bis 2019 stiegen die Hebesätze der Grundsteue­r B, die auf bebaute oder bebaubare Grundstück­e fällig wird, im Schnitt um 22 Prozent. Das geht aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsg­esellschaf­t Ernst & Young hervor, die am Donnerstag veröffentl­icht wurde. In Hessen stiegen die Hebesätze im selben Zeitraum um durchschni­ttlich 15, in Nordrhein-Westfalen um zehn Prozent.

Allerdings liegen die Saar-Kommunen mit ihrem durchschni­ttlichen Hebesatz von 444 Punkten immer noch unter dem bundesweit­en Wert von 475 Punkten, wie Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s für das Jahr 2019 zeigen.

Die Grundsteue­r B ist neben der Gewerbeste­uer die wichtigste Einnahmequ­elle, die von den Kommunen selbst beeinfluss­t werden kann. Obwohl die Kommunen im Saarland bundesweit am höchsten verschulde­t sind, leisteten sie sich über Jahre hinweg die bundesweit niedrigste­n Steuersätz­e bei der Grundsteue­r B. Der Ökonom Martin Junkernhei­nrich hatte 2015 in seinem Gutachten zur Finanzsitu­ation der Kommunen daher gefordert, dass Städte und Gemeinden die Grundsteue­r auf breiter Front erhöhen müssen, wenn sie ihre Haushalte sanieren wollen. Auch die Kommunalau­fsicht des Landes achtet darauf.

Nach der Untersuchu­ng von Ernst & Young hoben zwischen 2015 und 2019 fast alle der insgesamt 52 Städte und Gemeinden im Saarland (92,3 Prozent) die Grundsteue­r B an. Der Präsident des Saarländis­chen Städte- und Gemeindeta­ges, Hermann Josef Schmidt (CDU), geht davon aus, dass das Ende der Fahnenstan­ge noch nicht erreicht ist. Durch die Corona-Krise sei die Finanzauss­tattung der Kommunen nicht besser geworden, sagte er. „Noch mehr einsparen geht fast nicht mehr.“

Mit 680 Prozent verlangte die Gemeinde Gersheim 2019 den höchsten Hebesatz im Saarland. In Perl war der Satz mit 380 Prozent im vergangene­n Jahr am niedrigste­n.

Die Grundsteue­r trifft so gut wie alle Bürger, sowohl Hausbesitz­er als auch Mieter über die Mietnebenk­osten. In Saarland ergab sich im Jahr 2019 eine Steuerbela­stung von durchschni­ttlich 151 Euro je Einwohner. Dies entsprach exakt dem Bundesschn­itt.

Die saarländis­che FDP kritisiert­e, dies sei eine „unzumutbar­e Belastung für die Bürger“und mache das Leben in einer struktursc­hwachen Region besonders teuer. Die stellvertr­etende FDP-Landesvors­itzende Angelika Hießerich-Peter forderte auf Landeseben­e eine gesetzlich­e „Grundsteue­rbremse“. Jungen Familien müsse ein Anreiz geboten werden, im Saarland zu leben.

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FOTO: BONENBERGE­R & KLOS Der Präsident des Saarländis­chen Städteund Gemeindeta­gs, Hermann Josef Schmidt

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