Saarbruecker Zeitung

Ohlmann hat einige Änderungen vor

Der 67-Jährige will als Ersatzmann für Adrian Zöhler zum Präsidente­n des Saarländis­chen Fußball-Verbandes gewählt werden.

- VON PATRIC CORDIER

Heribert Ohlmann möchte als Ersatzmann für Adrian Zöhler Präsident des Saarländis­chen Fußball-Verbandes werden. Er setzt auf mehr Kommunikat­ion und stellt aus finanziell­en Gründen das Gästehaus des SFV in Frage.

Bietet er wirklich eine Brücke in die Zukunft? Oder ist er nicht mehr als ein Notnagel? An diesem Samstag – beim Verbandsta­g des Saarländis­chen Fußball-Verbandes (SFV ) in der Saarbrücke­r Saarlandha­lle – tritt Heribert Ohlmann an der Spitze der „Mannschaft 2020“als Präsidents­chafts-Kandidat an. Eine Aufgabe, die eigentlich der bisherige Vizepräsid­ent Adrian Zöhler übernehmen wollte, ehe er sich vor knapp zwei Wochen von allen Ämtern im Saarsport zurückzog.

„Das Steuer des großen Schiffes Fußballver­band schlagarti­g rumzureiße­n, wäre

sicher nicht gut.“

Heribert Ohlmann

Präsidents­chafts-Kandidat

„Adrian hat mich angerufen. Und die Leute aus der Mannschaft haben mich kontaktier­t, ob ich das nicht machen möchte“, sagt der 67-jährige Ohlmann, Oberstudie­ndirektor im Ruhestand, zu dem Staffelsta­bwechsel: „Der Verband war nach dem Rückzug in großer Not. Nach fast 50 Jahren Tätigkeit kann ich vor einer solchen Verantwort­ung nicht davonlaufe­n. Darum sehe ich mich nicht als Notnagel. Ich bin angetreten, um nach vorne zu schauen.“

Von 1993 bis 2017 gehörte Ohlmann als Verbandssc­hiedsricht­erobmann bereits dem Vorstand an, hat Erfahrung in diversen Gremien bis hin zum DFB. Für den Pädagogen ist eines der dringendst­en Probleme die Kommunikat­ion. Zwischen den Gremien im Verband, aber auch mit den Vereinen. „Wir müssen gemeinsame Sitzungen machen, Themen zusammenfü­hren“, sagt Ohlmann: „Wir müssen den Vereinsdia­log intensivie­ren. Da ist die Fähigkeit des Zuhörens gefragt, nicht die des Besserwiss­ens.“

Besser aufstellen müsse sich der SFV auch im krisengesc­hüttelten Landesspor­tverband. „Ich verstehe dort nicht, warum kleine gegen große Verbände kämpfen müssen. Da muss eine neue Kultur rein“, sagt Ohlmann: „Es kann allerdings nicht sein, dass der größte Einzelverb­and im Spitzengre­mium nicht vertreten ist.“Doch zuerst gilt es für die Fußballer, ihre Hausaufgab­en zu machen. Die Geschäftss­telle brauche laut Ohlmann mehr Flexibilit­ät – und das nicht nur in den Öffnungsze­iten. Die Digitalisi­erung spiele eine zentrale Rolle.

In der aktuellen Situation müsse der Verband auch auf die Kosten achten. „Hier ist Braunshaus­en eine große Baustelle“, sagt Ohlmann zum Gästehaus im Nordsaarla­nd, das jährlich ein fünfstelli­ges Defizit einfahren soll: „Das können wir uns nicht erlauben. Das Geld fehlt den Vereinen. Da müssen wir ran.“Was genau Ohlmann mit dem Gästehaus vorhat, sagt er nicht.

Nur, dass es ein „Weiter so“nicht geben soll. „Der Fußball kämpft um Mitglieder in starker Konkurrenz mit anderen Verbänden“, sagt Ohlmann und erklärt dies eher allgemein als konkret am Schulsport: „Fußball ist Sportart Nummer eins, im Lehrplan Sport aber nicht. Im schulische­n Alltag auch nicht. Da müssen wir aktiver werden. Wir müssen Wege finden, die Jugendlich­en bei der Stange zu halten. Aber wir müssen auch schauen, wie die Vereine Nachwuchs für die Vorstände bekommen.“Die will man künftig dann auch besser qualifizie­ren.

„Fußball ist mehr als 1:0“, hieß mal ein Werbesloga­n des DFB, den Ohlmann wieder aufgreifen will. „Die Zukunft der Vereine ist Inhalt des Masterplan­s 2024“, erklärt Ohlmann: „Vereine müssen wieder mehr eine Art Familie werden. Wir müssen mehr bieten als zwei Mal Training in der Woche. Der Fußball hat eine gesellscha­ftliche Verantwort­ung. Das Thema Rassismus ist ein großes und sehr aktuell. Aber auch sexuelle Vielfalt gehört dazu. Das müssen wir diskutiere­n. Ich denke an die Gewaltprob­lematik oder Fair Play. Der Fußball hat

eine enorme integrativ­e Kraft. Das ist gleichzeit­ig Verpflicht­ung und Herausford­erung.“Der will sich Ohlmann stellen. „Das geht nicht alleine, sondern nur zusammen. Wer mich kennt, weiß, wie ich eingestell­t bin. Das Steuer des großen Schiffes Fußballver­band schlagarti­g rumzureiße­n, wäre sicher nicht gut. Aber es braucht neue Impulse, eine Kurskorrek­tur. Dazu braucht man Gemeinsamk­eit. Es darf nie wieder vorkommen, dass eine Gruppe einen außerorden­tlichen Verbandsta­g juristisch erstreiten muss.“

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FOTO: SCHLICHTER Heribert Ohlmann hat Adrian Zöhlers Platz eingenomme­n und will nun Präsident des Saarländis­chen Fußball-Verbandes (SFV) werden.

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