Ohlmann hat einige Änderungen vor
Der 67-Jährige will als Ersatzmann für Adrian Zöhler zum Präsidenten des Saarländischen Fußball-Verbandes gewählt werden.
Heribert Ohlmann möchte als Ersatzmann für Adrian Zöhler Präsident des Saarländischen Fußball-Verbandes werden. Er setzt auf mehr Kommunikation und stellt aus finanziellen Gründen das Gästehaus des SFV in Frage.
Bietet er wirklich eine Brücke in die Zukunft? Oder ist er nicht mehr als ein Notnagel? An diesem Samstag – beim Verbandstag des Saarländischen Fußball-Verbandes (SFV ) in der Saarbrücker Saarlandhalle – tritt Heribert Ohlmann an der Spitze der „Mannschaft 2020“als Präsidentschafts-Kandidat an. Eine Aufgabe, die eigentlich der bisherige Vizepräsident Adrian Zöhler übernehmen wollte, ehe er sich vor knapp zwei Wochen von allen Ämtern im Saarsport zurückzog.
„Das Steuer des großen Schiffes Fußballverband schlagartig rumzureißen, wäre
sicher nicht gut.“
Heribert Ohlmann
Präsidentschafts-Kandidat
„Adrian hat mich angerufen. Und die Leute aus der Mannschaft haben mich kontaktiert, ob ich das nicht machen möchte“, sagt der 67-jährige Ohlmann, Oberstudiendirektor im Ruhestand, zu dem Staffelstabwechsel: „Der Verband war nach dem Rückzug in großer Not. Nach fast 50 Jahren Tätigkeit kann ich vor einer solchen Verantwortung nicht davonlaufen. Darum sehe ich mich nicht als Notnagel. Ich bin angetreten, um nach vorne zu schauen.“
Von 1993 bis 2017 gehörte Ohlmann als Verbandsschiedsrichterobmann bereits dem Vorstand an, hat Erfahrung in diversen Gremien bis hin zum DFB. Für den Pädagogen ist eines der dringendsten Probleme die Kommunikation. Zwischen den Gremien im Verband, aber auch mit den Vereinen. „Wir müssen gemeinsame Sitzungen machen, Themen zusammenführen“, sagt Ohlmann: „Wir müssen den Vereinsdialog intensivieren. Da ist die Fähigkeit des Zuhörens gefragt, nicht die des Besserwissens.“
Besser aufstellen müsse sich der SFV auch im krisengeschüttelten Landessportverband. „Ich verstehe dort nicht, warum kleine gegen große Verbände kämpfen müssen. Da muss eine neue Kultur rein“, sagt Ohlmann: „Es kann allerdings nicht sein, dass der größte Einzelverband im Spitzengremium nicht vertreten ist.“Doch zuerst gilt es für die Fußballer, ihre Hausaufgaben zu machen. Die Geschäftsstelle brauche laut Ohlmann mehr Flexibilität – und das nicht nur in den Öffnungszeiten. Die Digitalisierung spiele eine zentrale Rolle.
In der aktuellen Situation müsse der Verband auch auf die Kosten achten. „Hier ist Braunshausen eine große Baustelle“, sagt Ohlmann zum Gästehaus im Nordsaarland, das jährlich ein fünfstelliges Defizit einfahren soll: „Das können wir uns nicht erlauben. Das Geld fehlt den Vereinen. Da müssen wir ran.“Was genau Ohlmann mit dem Gästehaus vorhat, sagt er nicht.
Nur, dass es ein „Weiter so“nicht geben soll. „Der Fußball kämpft um Mitglieder in starker Konkurrenz mit anderen Verbänden“, sagt Ohlmann und erklärt dies eher allgemein als konkret am Schulsport: „Fußball ist Sportart Nummer eins, im Lehrplan Sport aber nicht. Im schulischen Alltag auch nicht. Da müssen wir aktiver werden. Wir müssen Wege finden, die Jugendlichen bei der Stange zu halten. Aber wir müssen auch schauen, wie die Vereine Nachwuchs für die Vorstände bekommen.“Die will man künftig dann auch besser qualifizieren.
„Fußball ist mehr als 1:0“, hieß mal ein Werbeslogan des DFB, den Ohlmann wieder aufgreifen will. „Die Zukunft der Vereine ist Inhalt des Masterplans 2024“, erklärt Ohlmann: „Vereine müssen wieder mehr eine Art Familie werden. Wir müssen mehr bieten als zwei Mal Training in der Woche. Der Fußball hat eine gesellschaftliche Verantwortung. Das Thema Rassismus ist ein großes und sehr aktuell. Aber auch sexuelle Vielfalt gehört dazu. Das müssen wir diskutieren. Ich denke an die Gewaltproblematik oder Fair Play. Der Fußball hat
eine enorme integrative Kraft. Das ist gleichzeitig Verpflichtung und Herausforderung.“Der will sich Ohlmann stellen. „Das geht nicht alleine, sondern nur zusammen. Wer mich kennt, weiß, wie ich eingestellt bin. Das Steuer des großen Schiffes Fußballverband schlagartig rumzureißen, wäre sicher nicht gut. Aber es braucht neue Impulse, eine Kurskorrektur. Dazu braucht man Gemeinsamkeit. Es darf nie wieder vorkommen, dass eine Gruppe einen außerordentlichen Verbandstag juristisch erstreiten muss.“