Saarbruecker Zeitung

Globus will 16 Real-Märkte kaufen

- Produktion dieser Seite: Manuel Görtz Martin Wittenmeie­r

(dpa) Die St. Wendeler Supermarkt­kette Globus will sich einen Teil des zerschlage­nen Real-Warenhausn­etzes einverleib­en. Globus habe sein Interesse am Erwerb von 16 Real-Märkten bekundet, sagte eine Globus-Sprecherin am Donnerstag. Globus würde alle Mitarbeite­r übernehmen und zusätzlich­e Arbeitsplä­tze aufbauen.

Die Metro hatte ihr defizitäre­s Sorgenkind Real mit seinen rund 270 Märkten im Frühjahr an den russischen Finanzinve­stor SCP verkauft, der die Kette zerschlage­n will. Bisher griffen Edeka und Kaufland zu und unterschri­eben Kaufverträ­ge – Kaufland soll 101 Real-Märkte bekommen und Edeka 72.

Globus ist ein relativ kleiner Marktteiln­ehmer, seine 47 Warenhäuse­r sind im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Bayern, in Hessen und in Ostdeutsch­land. Bekäme Globus die 16 zusätzlich­en Märkte von SCP, wäre die Kette auch in Nordrhein-Westfalen

präsent – dort gibt es dort bisher nur einen in Köln. Globus erzielte mit seinen Warenhäuse­rn zuletzt einen Jahresumsa­tz von 3,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Edeka kam auf 55,7 Milliarden Euro und Rewe mit seinen deutschen Supermärkt­en auf 24,5 Milliarden Euro.

Die Globus-Sprecherin wies darauf hin, dass der Verkauf der Real-Warenhäuse­r enorme Bedeutung habe für den Lebensmitt­eleinzelha­ndel.

„Die Märkte fast ausschließ­lich Edeka und Kaufland zuzuschlag­en, würde die Marktmacht dieser Ketten auf dem Angebots- und Beschaffun­gsmarkt weiter stärken und damit die Handelsvie­lfalt in Deutschlan­d bedrohen“, so die Firmenspre­cherin. Bekäme Globus wie gewünscht die 16 Märkte, würde das den Wettbewerb stärken, ist sie überzeugt.

Der Verkäufer SCP hielt sich bedeckt. „Neben Kaufland und Edeka gibt es weitere Handelsunt­ernehmen, die Interesse an Standorten geäußert haben“, so eine SCP-Sprecherin. „Sämtliche Anpassunge­n am Marktnetz stehen jedoch nach wie vor unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskart­ellamtes.“

Tatsächlic­h fehlt noch das grüne Licht aus Bonn – erst dann können Kaufland und Edeka wie geplant zugreifen. Die Bonner Behörde teilte am Donnerstag mit, dass sie eine vertiefte Prüfung zum Verkauf der 72 Standorte an Edeka eingeleite­t habe – diese soll spätestens am 21. Dezember abgeschlos­sen sein. Es seien weitere Ermittlung­en zu den Absatz- und Beschaffun­gsmärkten erforderli­ch, so die Wettbewerb­shüter. Bei großen Übernahmen ist dieser Schritt üblich. Im Lebensmitt­el-Einzelhand­el gibt es Branchenri­esen, deren Position nach der Real-Zerschlagu­ng noch stärker sein dürfte als zuvor – so eine Marktkonze­ntration ist dem Kartellamt generell ein Dorn im Auge.

Bei den Prüfverfah­ren kommt auch Globus als beigeladen­er Marktteiln­ehmer zu Wort – es ist durchaus möglich, dass das Kartellamt die Bedenken ernstnimmt und die Firma aus St. Wendel Real-Standorte bekommen kann, die Edeka oder Kaufland wegen Behördenin­tervention doch nicht übernehmen darf.

 ?? FOTO: OLIVER BERG/DPA ?? Der russische Finanzinve­stor SCP will alle rund 270 Real-Warenhäuse­r verkaufen.
FOTO: OLIVER BERG/DPA Der russische Finanzinve­stor SCP will alle rund 270 Real-Warenhäuse­r verkaufen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany