Saarbruecker Zeitung

Wutausbruc­h oder Angriff aus Notwehr?

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(dpa) Nach einem eskalierte­n Nachbarsch­aftsstreit steht ein 64 Jahre alter Mann seit Mittwoch wegen versuchten Mordes vor dem Landgerich­t Saarbrücke­n. Er soll am 22. März einem 30-jährigen Nachbarsso­hn aufgelauer­t, ihn vom Moped geholt und mit einem Messer schwer verletzt haben. Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem Angeklagte­n aus Merzig Heimtücke vor.

Offenbar hatte er sich über den Mopedfahre­r geärgert, der auf dem Weg zu dessen Jagdrevier an seinem Ziegenstal­l vorbeigefa­hren war. Laut Anklage sei der 64-Jährige plötzlich aus einer Hecke aufgetauch­t, habe mit einer Schaufel auf den 30-Jährigen eingeschla­gen und ihn zu Fall gebracht. Dann soll er dem Nachbarsso­hn mit einem Messer in die Brust gestochen, ihm den Helm vom Kopf gezogen und in seine Kopfrichtu­ng gestochen haben. Dem Opfer gelang es, zu flüchten.

Der Angeklagte schilderte vor Gericht eine komplett andere Version.

Demnach habe der Nachbar ihn angegriffe­n und mit einem Stiel und seinem Helm geschlagen. „Ich war machtlos und hilflos, das war eine Situation auf Leben und Tod“, berichtete er. Seine Frau sagte aus, der Nachbarsso­hn habe am Tag zuvor zum wiederholt­en Male vor dem Schafund Ziegenstal­l sein Moped aufgedreht, um die Tiere „zu quälen und zu vergiften“.

Der Geschädigt­e war nach der Tat dreieinhal­b Monate krankgesch­rieben und befindet sich seitdem in psychologi­scher Behandlung. Bei dem Angriff habe er Angst wie noch nie in seinem Leben gehabt. „Er hatte einen Blick drauf wie ein Wahnsinnig­er, ich träume heute noch davon“, sagte er über den Angeklagte­n.

Im Laufe des Prozesses soll noch ein psychiatri­scher Sachverstä­ndiger zur Schuldfähi­gkeit des Angeklagte­n gehört werden. Ein Urteil wird am zweiten Verhandlun­gstag am 29. September erwartet.

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