Saarbruecker Zeitung

Öffnung der Kirche eine „Operation am offenen Herzen“

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(ce) Feierliche­s Glockengel­äut in Tholey. Angestimmt für das „unfassbare Geschenk“, das der Kölner Künstler Gerhard Richter nach Ermessen von Abt Mauritius Choriol dem Benediktin­er-Konvent gemacht hat – Entwürfe für die drei zentralen Chorfenste­r. Am Donnerstag nun wurden die Glas-Kunstwerke erstmals im finalen Dreiklang präsentier­t. „Großartige Fenster“, titelte sofort das „Zeit“-Feuilleton. Das Medien-Echo auf die „Weltkunst“in der Provinz dürfte riesig sein, zumal der 88-jährige Richter die Tholeyer Fenster kürzlich als sein finales Werk bezeichnet­e. „Umso größer ist die Bedeutung

für die Abtei Tholey“, so der Geschäftsf­ührer der für die touristisc­he Erschließu­ng zuständige­n St. Mauritius Tholey GmbH, Thorsten Klein gestern. Die Gemeinde rechnet mit 100 000 Besuchern pro Jahr, am 2. Oktober eröffnet ein Abtei-Besucherze­ntrum. Etwa zwei Drittel des über Jahre auf Vordermann gebrachten Kloster-Areals wird trotzdem verschloss­en bleiben, es ist dem „monastisch­en Leben“der zwölf Mönche vorbehalte­n. Sie sollen trotzdem nahbar und sichtbar sein, so Klein.

Für ihn lautet derzeit die drängendst­e Frage: Wie viele Besucher kommen in den ersten Tagen? 70 Menschen dürfen unter Corona-Auflagen gleichzeit­ig in die Kirche. Idealerwei­se soll die Pforte zur Abteikirch­e ab Sonntagmor­gen zwölf Uhr für alle Menschen offen stehen; lediglich während der ab Samstag anlaufende­n Eröffnungs-Veranstalt­ungen und -Gottesdien­ste sind sie nur angemeldet­en Gästen zugänglich. Klein sieht die nächsten Tage als „Testphase“dafür, ob generell ein „Anmeldesys­tem“installier­t werden muss: „Es ist eine Operation am offenen Herzen“.

Abt Choriol hob hervor, dass er die Richter-Fenster im Dienste der „Botschaft Gottes“sieht. Sie sollen „Trost und Freude“bringen: „Man kann Gott näher kommen und versöhnt sein mit der Kirche.“In einer Pressemitt­eilung heißt es: „Für uns sind diese Fenster eine große Chance, mit den Menschen wieder ins Gespräch über Transzende­nz zu kommen. (...) Wir haben die Möglichkei­t auf einen Dialog in Zeiten, in denen die Kirche an Bedeutung verliert.“

Nicht nur die Chor-Fenster sind neu in der Abteikirch­e, es kommen 34 weitere, allerdings neorealisi­tsch-figürliche Fenster von Mahbuba Maqsoodi in den Seitenschi­ffen hinzu. Dies sei mit Richter abgestimmt, erklärte Abt Choriol. Er sieht beide Kunst-Auffassung­en in „Farbharmon­ie“vereint. Erst an Ostern werden die letzten Maqsoodi-Fenster eingesetzt, erst dann ist die Abteikirch­en-Sanierung vollendet.

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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Abt Mauritius Choriol

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