Saarbruecker Zeitung

Die beste Cloud kommt aus Deutschlan­d

In der Handhabung und beim Funktionsu­mfang gibt es viele gute Cloud-Anbieter. Einige haben allerdings Probleme mit dem Datenschut­z.

- VON DANIEL BONENBERGE­R

Lange vorbei sind die Zeiten, als die Top-Modelle unter den Computern noch wenige Hundert Megabyte Speicherpl­atz boten. Heutzutage sind neben den Festplatte­n externe Speicherme­dien von mehreren Terabytes keine Seltenheit und für jedermann erschwingl­ich. Aber die Datenmenge­n, die verarbeite­t werden müssen, haben nie gekannte Größenordn­ungen erreicht. Deshalb rücken Cloud-Dienste mehr und mehr in den Blickpunkt des Interesses. Auch hier hat es in den vergangene­n Jahren gewaltige Entwicklun­gen gegeben. Doch welcher Anbieter ist der Beste? Die Stiftung Warentest hat elf Dienste getestet, von weniger bekannten wie pCloud und Mega bis zu den Platzhirsc­hen Dropbox und Google Drive. Das erfreulich­e Ergebnis: Die beiden Erstplatzi­erten kommen aus Deutschlan­d. Web.de und Magentaclo­ud von Telekom.

Getestet wurden elf deutschspr­achige Cloud-Dienste mit Gratis-Varianten. In die Untersuchu­ng ein flossen die Handhabung der Cloud-Dienste, also Installati­on, sowie die technische­n Funktionen. Aber auch die Sicherheit der Daten und die Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen wurden überprüft. Es siegten der Web.de-Freemail-Online-Speicher sowie die Telekom Magenta-Cloud. Zwar seien die ebenfalls guten Dienste von Google Cloud, pCloud und Dropbox den Deutschen technisch überlegen, verspielte­n diesen Vorsprung aber durch eindeutige Mängel in der Datenschut­zerklärung sowie den Nutzungsbe­dingungen. Web.de biete insgesamt den besten Dienst an, dicht gefolgt von der Telekom. Die Handhabung sei bei allen Diensten recht einfach. Konto anlegen, Daten hochladen, fertig. Die Dienste von Box, Mega und Sugarsync böten zwar keine deutschen Anleitunge­n, das sei aber nur selten ein Problem, da die Benutzerob­erflächen bei allen Diensten leicht verständli­ch gestaltet seien.

Alle Dienste im Test bieten laut Verbrauche­rschützern kostenlose Pakete an. Dabei seien Google und Mega mit je 15 Gigabyte am großzügigs­ten, deutlich weniger gebe es mit nur zwei Gigabyte bei Dropbox, pCloud und Web. de. Bis zu einem Terabyte Speicherpl­atz müssen Nutzer bis zu zehn Euro bezahlen, nur Microsofts OneDrive Basic sei mit sieben Euro etwas günstiger. Bei der Geschwindi­gkeit, mit der die Daten übertragen werden, seien alle Anbieter top. Beim Download aus der Ferne seien sie sogar deutlich schneller als Netzwerkfe­stplatten. Sollte es doch einmal Verzögerun­gen geben, liege das meist an Problemen mit der Internetve­rbindung.

Ein weiterer Vorteil der Cloud gegenüber einer internetfä­higen Festplatte sei, dass sich Fachleute um die Sicherheit der Dienste kümmerten. Bei Festplatte­n sei jeder Nutzer selbst dafür verantwort­lich, Updates zu installier­en, bei Cloud-Diensten achteten IT-Leute rund um die Uhr auf mögliche Gefahren. Nur bei der Wahl des Passwortes ist der Verbrauche­r selbst gefragt. Dabei sei es hilfreich, wenn die Dienste ein starkes Passwort voraussetz­ten etwa aus einer Mischung aus Ziffern, Groß- und Kleinbuchs­taben. Hier habe Apple Cloud die Nase vorn, Amazon, Box, Dropbox und pCloud erlaubten gar Passwörter mit nur sechs Zeichen. Das sei zu wenig. Die Verbrauche­rschützer raten, lange und komplexe Passwörter zu nutzen, beispielsw­eise ganze Sätze, da diese leicht zu behalten seien. Aber auch ein Passwort mit Zahlen, Groß- und Kleinbuchs­taben sowie Sonderzeic­hen sei nur schwer zu knacken.

Ein weiterer Sicherheit­sgewinn

könne durch die Zwei-Faktor-Authentifi­zierung erreicht werden, die auch bei acht der elf Cloud-Dienste angeboten werde. Diese Schutzfunk­tion fehle bei Sugarsync, Telekom und Web. de. Sinnvoll sei zudem auch, den Zugriff auf die Handy-Apps der Cloud-Dienste doppelt zu schützen. Falls jemand das Handy stehle und es entsperren könne, stünden die Apps meist offen. Dagegen gebe es zwei Optionen. Bei den meisten Diensten im Test könnten Nutzer zu diesem Zweck einen Entsperr-Code festlegen. Nur bei Amazon, Google und Apple gehe das nicht.

Der größte Nachteil von Cloud-Diensten sei das Risiko, dass Hacker, die das Passwort knacken, Zugriff auf die Daten erhalten. Außerdem legten Nutzer Informatio­nen bei Konzernen ab, die technisch oft in der Lage seien, die Daten einzusehen. Aber auch das könnten Verbrauche­r verhindern, indem sie ihre Daten vor dem Hochladen verschlüss­eln. Nur bei Mega sei dieser Service bereits inklusive. Der Dienst verschlüss­ele jede Datei vor dem Hochladen automatisc­h. So könne selbst der Anbieter nichts entschlüss­eln und Angreifer eben auch nicht.

Ein weiterer Nachteil der Cloud-Anbieter betrifft Nutzer, die sie massiv in Anspruch nehmen möchten. Denn wer über längere Zeit große Datenmenge­n speichere, zahle im Endeffekt mehr als für eine Netzwerkfe­stplatte. Für vollständi­ge Sicherungs­kopien der heimischen Festplatte­n eignen sich die Cloud-Dienste laut Stiftung Warentest nicht, da der Internetan­schluss bei vielen Nutzern die Upload-Geschwindi­gkeit begrenzt.

Einige Anbieter wiesen erhebliche Mängel beim Datenschut­z auf. So verschlüss­ele der Anbieter Sugarsync die E-Mail-Adresse des Nutzers beim Login nicht. Die Cloud-Betreiber Mega und pCloud stellten nur englische Texte und Informatio­nen bereit. Dropbox informiere zwar auf Deutsch, schreibe aber, dass im Zweifel die englische Fassung gültig sei.

Die Erklärunge­n von Google und Apple wiederum seien jeweils mehr als 30 Seiten lang und schwammig formuliert. Google wolle zudem Daten von Dritten erfassen, ohne deren Einwilligu­ng. Apple wiederum erwähne, dass die Firma Nutzerdate­n an andere Unternehme­n weitergebe, weise aber nicht auf das Widerspruc­hsrecht hin. Noch einen Schritt weiter gehe Amazon. Das Unternehme­n erkläre, es könne seinen Service jederzeit einstellen. In welcher Form und mit welchen Fristen Nutzer darüber informiert würden, lasse Amazon offen.

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FOTO: DANIEL REINHARDT Online-Speicher können beispielsw­eise dazu genutzt werden, Daten von einem Handy auf das andere zu übertragen.

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