Die beste Cloud kommt aus Deutschland
In der Handhabung und beim Funktionsumfang gibt es viele gute Cloud-Anbieter. Einige haben allerdings Probleme mit dem Datenschutz.
Lange vorbei sind die Zeiten, als die Top-Modelle unter den Computern noch wenige Hundert Megabyte Speicherplatz boten. Heutzutage sind neben den Festplatten externe Speichermedien von mehreren Terabytes keine Seltenheit und für jedermann erschwinglich. Aber die Datenmengen, die verarbeitet werden müssen, haben nie gekannte Größenordnungen erreicht. Deshalb rücken Cloud-Dienste mehr und mehr in den Blickpunkt des Interesses. Auch hier hat es in den vergangenen Jahren gewaltige Entwicklungen gegeben. Doch welcher Anbieter ist der Beste? Die Stiftung Warentest hat elf Dienste getestet, von weniger bekannten wie pCloud und Mega bis zu den Platzhirschen Dropbox und Google Drive. Das erfreuliche Ergebnis: Die beiden Erstplatzierten kommen aus Deutschland. Web.de und Magentacloud von Telekom.
Getestet wurden elf deutschsprachige Cloud-Dienste mit Gratis-Varianten. In die Untersuchung ein flossen die Handhabung der Cloud-Dienste, also Installation, sowie die technischen Funktionen. Aber auch die Sicherheit der Daten und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen wurden überprüft. Es siegten der Web.de-Freemail-Online-Speicher sowie die Telekom Magenta-Cloud. Zwar seien die ebenfalls guten Dienste von Google Cloud, pCloud und Dropbox den Deutschen technisch überlegen, verspielten diesen Vorsprung aber durch eindeutige Mängel in der Datenschutzerklärung sowie den Nutzungsbedingungen. Web.de biete insgesamt den besten Dienst an, dicht gefolgt von der Telekom. Die Handhabung sei bei allen Diensten recht einfach. Konto anlegen, Daten hochladen, fertig. Die Dienste von Box, Mega und Sugarsync böten zwar keine deutschen Anleitungen, das sei aber nur selten ein Problem, da die Benutzeroberflächen bei allen Diensten leicht verständlich gestaltet seien.
Alle Dienste im Test bieten laut Verbraucherschützern kostenlose Pakete an. Dabei seien Google und Mega mit je 15 Gigabyte am großzügigsten, deutlich weniger gebe es mit nur zwei Gigabyte bei Dropbox, pCloud und Web. de. Bis zu einem Terabyte Speicherplatz müssen Nutzer bis zu zehn Euro bezahlen, nur Microsofts OneDrive Basic sei mit sieben Euro etwas günstiger. Bei der Geschwindigkeit, mit der die Daten übertragen werden, seien alle Anbieter top. Beim Download aus der Ferne seien sie sogar deutlich schneller als Netzwerkfestplatten. Sollte es doch einmal Verzögerungen geben, liege das meist an Problemen mit der Internetverbindung.
Ein weiterer Vorteil der Cloud gegenüber einer internetfähigen Festplatte sei, dass sich Fachleute um die Sicherheit der Dienste kümmerten. Bei Festplatten sei jeder Nutzer selbst dafür verantwortlich, Updates zu installieren, bei Cloud-Diensten achteten IT-Leute rund um die Uhr auf mögliche Gefahren. Nur bei der Wahl des Passwortes ist der Verbraucher selbst gefragt. Dabei sei es hilfreich, wenn die Dienste ein starkes Passwort voraussetzten etwa aus einer Mischung aus Ziffern, Groß- und Kleinbuchstaben. Hier habe Apple Cloud die Nase vorn, Amazon, Box, Dropbox und pCloud erlaubten gar Passwörter mit nur sechs Zeichen. Das sei zu wenig. Die Verbraucherschützer raten, lange und komplexe Passwörter zu nutzen, beispielsweise ganze Sätze, da diese leicht zu behalten seien. Aber auch ein Passwort mit Zahlen, Groß- und Kleinbuchstaben sowie Sonderzeichen sei nur schwer zu knacken.
Ein weiterer Sicherheitsgewinn
könne durch die Zwei-Faktor-Authentifizierung erreicht werden, die auch bei acht der elf Cloud-Dienste angeboten werde. Diese Schutzfunktion fehle bei Sugarsync, Telekom und Web. de. Sinnvoll sei zudem auch, den Zugriff auf die Handy-Apps der Cloud-Dienste doppelt zu schützen. Falls jemand das Handy stehle und es entsperren könne, stünden die Apps meist offen. Dagegen gebe es zwei Optionen. Bei den meisten Diensten im Test könnten Nutzer zu diesem Zweck einen Entsperr-Code festlegen. Nur bei Amazon, Google und Apple gehe das nicht.
Der größte Nachteil von Cloud-Diensten sei das Risiko, dass Hacker, die das Passwort knacken, Zugriff auf die Daten erhalten. Außerdem legten Nutzer Informationen bei Konzernen ab, die technisch oft in der Lage seien, die Daten einzusehen. Aber auch das könnten Verbraucher verhindern, indem sie ihre Daten vor dem Hochladen verschlüsseln. Nur bei Mega sei dieser Service bereits inklusive. Der Dienst verschlüssele jede Datei vor dem Hochladen automatisch. So könne selbst der Anbieter nichts entschlüsseln und Angreifer eben auch nicht.
Ein weiterer Nachteil der Cloud-Anbieter betrifft Nutzer, die sie massiv in Anspruch nehmen möchten. Denn wer über längere Zeit große Datenmengen speichere, zahle im Endeffekt mehr als für eine Netzwerkfestplatte. Für vollständige Sicherungskopien der heimischen Festplatten eignen sich die Cloud-Dienste laut Stiftung Warentest nicht, da der Internetanschluss bei vielen Nutzern die Upload-Geschwindigkeit begrenzt.
Einige Anbieter wiesen erhebliche Mängel beim Datenschutz auf. So verschlüssele der Anbieter Sugarsync die E-Mail-Adresse des Nutzers beim Login nicht. Die Cloud-Betreiber Mega und pCloud stellten nur englische Texte und Informationen bereit. Dropbox informiere zwar auf Deutsch, schreibe aber, dass im Zweifel die englische Fassung gültig sei.
Die Erklärungen von Google und Apple wiederum seien jeweils mehr als 30 Seiten lang und schwammig formuliert. Google wolle zudem Daten von Dritten erfassen, ohne deren Einwilligung. Apple wiederum erwähne, dass die Firma Nutzerdaten an andere Unternehmen weitergebe, weise aber nicht auf das Widerspruchsrecht hin. Noch einen Schritt weiter gehe Amazon. Das Unternehmen erkläre, es könne seinen Service jederzeit einstellen. In welcher Form und mit welchen Fristen Nutzer darüber informiert würden, lasse Amazon offen.