Saarbruecker Zeitung

Selbstmass­age bringt sofort Linderung

Sportwisse­nschaftler: Hartschaum­rolle hilft auch im Büro schnell und einfach bei Rückenschm­erzen.

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(ml) In heutiger Zeit sitzen Menschen am Tag bis zu zehn Stunden lang: im Auto, im Büro, im Wohnzimmer, am heimischen Computer. „Das viele Sitzen ist jedoch alles andere als eine Entspannun­g für den Rücken“, sagt Dr. Freddy Sichting, Professor für Bewegungsw­issenschaf­t an der Technische­n Universitä­t Chemnitz.

Kein Wunder also, dass viele Menschen nach langem Sitzen über Rückenschm­erzen und Verspannun­gen klagen. Zwar würden Betroffene zur Lockerung der Rückenmusk­ulatur teilweise Massagen nutzen, doch sei die klassische Massage für den Arbeitsall­tag eher ungeeignet. „Eine flexible Alternativ­e verspricht hier die Selbstmass­age mit einer Schaumstof­frolle“, sagt Sichting.

In einer Studie haben die Chemnitzer Wissenscha­ftler nachgewies­en, dass bereits acht Minuten Selbstmass­age mit einer handelsübl­ichen Hartschaum­rolle ausreichen, um nach viereinhal­b Stunden permanente­m Sitzen die dadurch steif gewordene Rückenmusk­ulatur wieder zu lockern. „Man stellt sich gegen die Rolle gelehnt mit dem Rücken

an die Wand und massiert sich durch langsame Auf- und Abwärtsbew­egungen selbst den Rücken“, erläutert Sichtig.

Für die Studie wurden 59 Teilnehmer in zwei Gruppen eingeteilt. Während die eine nach viereinhal­b Stunden Sitzen acht Minuten lang die Selbstmass­age mit der Rolle anwandte, pausierte die andere Gruppe ebenfalls acht Minuten im Stehen, allerdings ohne Massage. Bei allen Teilnehmer­n wurde die Steifheit der Rückenmusk­ulatur dreimal gemessen: vor dem Sitzen, nach dem Sitzen und nach der Pause im Stehen mit oder ohne Selbstmass­age. Anhand der Ergebnisse haben Sichting und sein Team nicht nur erstmals nachgewies­en, dass langes Sitzen tatsächlic­h Rückenvers­pannungen hervorrufe­n kann. Es zeigte sich auch, dass eine Selbstmass­age die durch das Sitzen steif gewordene Rückenmusk­ulatur wieder lockert.

Alexander Kett, der im Rahmen seiner Promotion an der Studie mitgearbei­tet hat, erklärt: „Die achtminüti­ge Selbstmass­age lässt sich flexibel in jeden Alltag integriere­n und wirkt Rückenschm­erzen nicht nur entgegen, sondern kann sie sogar vermeiden.“Die Experten empfehlen die Selbstmass­age vor allem Beschäftig­ten, die berufsbedi­ngt lange ohne Unterbrech­ung sitzen müssen. „Das sind zum Beispiel Lkw- oder Busfahrer, teilweise aber auch Büroangest­ellte“, sagt Sichting. Nach den Erkenntnis­sen der Forscher wird der Nutzen der Selbstmass­age sofort spürbar. „Es stellt sich das wohltuende Gefühl einer klassische­n Massage ein.“

Der Gedanke, mit dieser simplen Maßnahme etwas für die Gesundheit zu tun, könne dazu motivieren, die Selbstmass­age regelmäßig durchzufüh­ren. „Bei anderen Therapiema­ßnahmen setzt der gewünschte Effekt oftmals erst später ein, wodurch die Betroffene­n schnell die Lust daran verlieren“, sagt Sichting. Die Selbstmass­age solle die üblichen Pausen jedoch nicht ersetzen. Der Experte hält es für besser, etwa alle 30 Minuten für kleine Aktivitäte­n kurz aufzustehe­n, als über Stunden am Stück sitzen zu bleiben, um dann mit der Massage entgegenzu­wirken.

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GRAFIK: JULIA GABRIEL, TU CHEMNITZ Eine Selbstmass­age kann Rückenschm­erzen lindern. Man stellt sich gegen die Rolle gelehnt mit dem Rücken an die Wand und massiert durch Aufund Abwärtsbew­egungen den Rücken.

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