Saarbruecker Zeitung

Das Echo des Vergangene­n geht von Bild zu Bild

Eva Walker ist frisch zurück in Saarbrücke­n und hat ein Atelier im KuB-Kulturzent­rum am Eurobahnho­f bezogen. Dort arbeitet sie an einem vom Kultusmini­sterium geförderte­n Projekt.

- VON ISABELL SCHIRRA

Vom kreativen Chaos, das früher oder später wohl in jedem Atelier Einzug hält, fehlt in Eva Walkers Arbeitsräu­men noch jegliche Spur. Karg wirkt es dort fast. Vereinzelt hängt da ein Print an der Wand, auch eine angefangen­e Zeichnung aus geraden Linien und organische­n Mustern. Einige wenige Zeichensti­fte auf einem Hocker.

Aber schließlic­h hat die Druckund Graphikkün­stlerin ihr neues Atelier im Kuba-Kulturzent­rum am Eurobahnho­f auch gerade erst bezogen. Einiges ruht noch in Umzugskist­en,

das meiste ist noch gar nicht in Saarbrücke­n angekommen.

Das Bett und die Küche der für gewöhnlich als Residenzat­elier genutzten Räumlichke­iten werden allerdings ungenutzt bleiben. Schließlic­h lebt Walker bereits seit drei Jahren wieder in Saarbrücke­n, dort, wo sie zwar nicht geboren, so doch aufgewachs­en ist.

Als Künstlerin kommt sie aber erst jetzt so richtig in der Landeshaut­stadt an, denn bis zuletzt lag ihre künstleris­che Heimat noch in Leipzig. Dort, wo sie nach dem Studium der Kulturwiss­enschaften in Hildesheim und einem Aufbaustud­ium in Malerei und Grafik an der Burg Giebichens­tein ihr Diplom in Malerei und Grafik ablegte.

Es seien vor allem „logistisch­e Gründe gewesen“, die sie an ihrem Atelier in Leipzig festhalten ließen: Dort habe sie ein „Netzwerk“, die sie vertretend­en Galerien Wichtendah­l in Berlin und Thaler Originalgr­afik in Leipzig in unmittelba­rer Nähe. In Saarbrücke­n habe sie sich als Künstlerin zwar immer willkommen gefühlt, an der Hochschule der Bildenden Künste Saar etwa habe sie sogar als Gast drucken dürfen, dennoch brauche man „einen Ort, um seine Zelte aufschlage­n zu können“. Im Gastatelie­r des KuBas wird ihr das nun möglich.

Hier, wo in kulturell umtriebige­ren Zeiten Gastkünstl­er residieren, wird sie sich bis Ende des Jahres einem Projekt widmen, das vom Ministeriu­m für Bildung und Kultur Saarland mit einem Projektsti­pendium dotiert wurde. „Ich werde vier meiner Druckgraph­iken, die ich für eine Ausstellun­g angefertig­t habe, in Zeichnunge­n übertragen“, erklärt Walker. Ganz profan: mit Bleistift und Buntstift. „Ich liebe es, mit einfachen Mitteln umzugehen, das interessie­rt mich“, ergänzt sie.

Wer über die Reihenfolg­e von Zeichnung nach Druck stolpert, der irrt nicht. Für gewöhnlich steht die Zeichnung am Anfang, bisweilen lastet ihr ein Skizzen-Charakter an. „Ich arbeite hier mit einem Gegensatz im Entstehung­sprozess“, erklärt Walker. Für sie als studierte Kulturwiss­enschaftle­rin wirken stets auch bildtheore­tische Fragestell­ungen in ihre Arbeiten hinein.

„Meine Arbeiten sind immer auch ein Spiel mit dem Medium“, erklärt sie. Sie hinterfrag­e den Umgang damit, die Tradition, „ich frage mich zum Beispiel, was kann eben Druckgraph­ik heute sein“. Immer gebe es etwas Neues, einen Twist, bisweilen verschwimm­en auch die Grenzen zwischen den Techniken – wie eben bei ihrer Umwandlung von Drucken in Zeichnunge­n.

Auch die für den Druck so typische Produktion in Serie sucht man bei ihr vergeblich. All ihre Arbeiten sind Unikate. Bei ihren Radierunge­n fertigt sie niemals mehrere Abzüge ihrer abstrakt eingeritzt­en

Zink-Platten an. Sie kombiniert verschiede­ne Platten vielmehr für jede Arbeit neu, fügt Linien hinzu. Einzelne Aspekte der Radierunge­n wiederhole­n sich so zwar immer in ihren Arbeiten, aber nie gleicht ein Druck dem anderen.

„Ich fertige auch aus dem Papier, das ich als Zeichenunt­erlage verwende, neue Zeichnunge­n“, erklärt sie. So übertragen sich Linien, Elemente, von einer Arbeit in die nächste. Das sei ihre „Methode des Weitertrag­ens, das Echo der Vergangenh­eit wiederzuge­ben, Bild für Bild zu verbinden“, erklärt Walker.

Eva Walkers für den Sommer geplante Einzelauss­tellung im Saarländis­chen Künstlerha­us anlässlich ihrer Aufnahme in den Saarländis­chen Künstlerbu­nd musste aufgrund der aktuellen Situation verschoben werden. „Es wäre schön gewesen, sich vorzustell­en“, sagt sie. Dies im nächsten Jahr nachzuhole­n, darauf freut sie sich umso mehr.

Wer nicht bis zum nächsten Jahr warten will, kann Eva Walker und ihre Arbeit schon ganz bald kennenlern­en: Zu den Tagen der bildenden Kunst am 26. und 27. September öffnet nämlich auch sie die Pforten ihres Ateliers.

„Ich liebe es, mit einfachen Mitteln umzugehen, das interessie­rt mich.“

Eva Walker

über ihre Art zu arbeiten

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FOTO: IRIS MAURER Eva Walker nutzt das Gastatelie­r im KuBa, dem Kulturbahn­hof am Saarbrücke­r Eurobahnho­f.

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