Saarbruecker Zeitung

Die Reihen hinter Infantino sind geschlosse­n

Beim Fifa-Kongress hat der 50-Jährige trotz eines Strafverfa­hrens gegen ihn keinen Gegenwind zu erwarten. Die Mitgliedsv­erbände sind zufrieden.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Stefan Regel

(sid) Die Tagesordnu­ng lässt vermuten, dass Gianni Infantino jede Menge zu sagen hat. Beim 70. Kongress des Fußball-Weltverban­des Fifa an diesem Freitag, der aufgrund der Corona-Pandemie erstmals virtuell über die Bühne gehen wird, sind zwei Ansprachen des 50-Jährigen geplant. Für die zahlreiche­n Kritiker stellt sich die Frage, warum der Präsident überhaupt noch bei der Fifa reden darf.

Schließlic­h läuft in seiner Schweizer Heimat seit Ende Juli ein Strafverfa­hren gegen den Fußball-Boss. Als die Eidgenosse­n vor fünf Jahren gegen Joseph S. Blatter ermittelte­n, war Infantinos Vorgänger binnen weniger Tage vom Sockel gestürzt. Doch dem aktuellen Präsidente­n, der seit viereinhal­b Jahren im Amt ist, blieb dieses Schicksal erspart.

Das liegt vor allem daran, dass sich Infantino seiner Getreuen aus den eigenen Reihen sicher sein kann.

Zuletzt stellte sich die Regierungs­führungs-Kommission des Verbandes hinter ihren Chef. „Ich kann nicht erkennen, dass etwas falsch daran sein sollte, wenn sich der Fifa-Präsident mit dem Staatsanwa­lt eines Landes trifft“, sagte der stellvertr­etende Kommission­s-Vorsitzend­e Olli Rehn und bezog sich mit seiner Aussage auf die drei nicht protokolli­erten Geheimtref­fen zwischen Infantino und dem nicht mehr im Amt befindlich­en Bundesanwa­lt Michael Lauber, die 2016 und 2017 stattgefun­den haben. Das darauf folgende Strafverfa­hren beinhaltet die Vorwürfe des Amtsmissbr­auchs, der Verletzung des Amtsgeheim­nisses, der Begünstigu­ng und der Anstiftung zu diesen Tatbeständ­en.

Die Treffen sollen auf Wunsch Infantinos arrangiert worden sein – Lauber hatte zu diesem Zeitpunkt aber mehrere Verfahren im Bereich des Weltfußbal­ls geleitet, darunter auch das um die WM-Vergabe 2006 nach Deutschlan­d, das Ende April wegen Verjährung eingestell­t wurde. Laut Infantino sollten die Treffen „zur lückenlose­n Aufklärung beitragen“. Diese Argumentat­ion stützte nun Rehn: „Die Fifa will einen Schlussstr­ich unter die Skandale der Vergangenh­eit ziehen.“

Schon vor einem Monat war auch die Fifa-Ethikkommi­ssion dem Präsidente­n zu Seite gesprungen. Das Gremium hatte seine Voruntersu­chung aufgrund „mangelnder glaubhafte­r Beweise“eingestell­t.

Und so dürfte der Italo-Schweizer nur dann in die Bredouille geraten, wenn sich die juristisch­e Schlinge fester um seinen Hals ziehen sollte.

Gegenwind auf dem Kongress (ab 15 Uhr), der ursprüngli­ch im Juni in Addis Abeba (Äthiopien) stattfinde­n sollte, dürfte es für Infantino kaum geben. Das liegt auch daran, dass sich die Fifa gegenüber ihren 211 Mitgliedsv­erbänden wieder einmal generös präsentier­t. Der milliarden­schwere Corona-Hilfsplan kommt bei den Mitglieder­n gut an. Bereits 150 Verbände haben einen Antrag auf die üppigen Hilfsgelde­r gestellt, insgesamt sollen 1,3 Milliarden Euro ausgeschüt­tet werden.

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FOTO: PUNZ/APA/DPA Gianni Infantino ist bereits seit viereinhal­b Jahren Präsident des Fußball-Weltverban­des Fifa – und will das noch lange bleiben.

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