Saarbruecker Zeitung

„Sally“überschwem­mt die US-Küste

Der Tropenstur­m hat mit heftigem Regen und starkem Wind für erhebliche Schäden gesorgt. Hunderte Menschen mussten gerettet werden, Hunderttau­sende saßen im Dunkeln.

- VON LENA KLIMKEIT, ANDREJ SOKOLOW UND JÖRG VOGELSÄNGE­R

(dpa) Überflutet­e Straßen, zerstörte Häuser, massive Stromausfä­lle: Tropenstur­m „Sally“hat in den US-Bundesstaa­ten Alabama und Florida beträchtli­che Schäden angerichte­t. In dem beliebten Küstenort Orange Beach (Alabama) sei eine Person getötet worden, eine weitere werde vermisst, sagte Stadtdirek­tor Ken Grimes dem Sender NBC in der Nacht zum Donnerstag. Details könne er nicht nennen. Allein in Alabama und im benachbart­en Florida fiel in rund einer halben Million Haushalten und Geschäften der Strom aus, wie das Portal Poweroutag­e meldete.

„Überall liegen Boote: Auf den Straßen, vor Geschäften, in den Hinterhöfe­n. In gewisser Weise ist es komisch“, sagte der Bürgermeis­ter von Orange Beach, Tony Kennon. Der Sturm habe sie vom Hafen in die Stadt gespült. Zahlreiche Häuser seien außerdem von umgestürzt­en

Bäumen beschädigt worden. Der Ort an der Golfküste wurde besonders hart von dem Sturm erwischt. Ganz in der Nähe, in Gulf Shores, war „Sally“am Mittwochmo­rgen mit Windgeschw­indigkeite­n von bis zu 165 Kilometern pro Stunde als Hurrikan der Stufe zwei auf Land getroffen. Für einige Bewohner war es ein Déjà-vu: Fast auf den Tag genau vor 16 Jahren hatte Hurrikan „Ivan“an der Küste Alabamas schwere Schäden verursacht. So viel Regen habe dieser allerdings nicht verursacht, meinte Bürgermeis­ter Kennon. „Es sieht aus wie ein Kriegsgebi­et“, erzählte Anwohnerin Doris Stiers aus Gulf Shores dem Sender CNN. „Viel Zerstörung, verwüstete Häuser, abgedeckte Dächer. Ich habe weder Strom noch Internet. Eine schlechte Nacht“, resümierte sie. „Sally“hatte sich zwar über Land rasch zu einem tropischen Wirbelstur­m abgeschwäc­ht. Da er sich nach Angaben des US-Hurrikanze­ntrums aber nur langsam fortbewegt, brachte er den betroffene­n Regionen heftigen Regen und sorgte für schwere Überschwem­mungen. Meteorolog­en warnten vor „katastroph­alen und lebensbedr­ohlichen“Fluten.

In Pensacola (Florida) stand das Wasser fast einen Meter hoch in den Straßen, berichtete der Nationale Wetterdien­st. „In vier Stunden fiel so viel Regen wie sonst in vier Monaten“, sagte Feuerwehrc­hefin Ginny Cranor dem Sender CNN. Im Bezirk Escambia seien fast 400

„Überall liegen Boote: Auf den Straßen, vor Geschäften, in den

Hinterhöfe­n.“

Tony Kennon

Menschen aus überflutet­en Gegenden gerettet worden. „Eines unser größten Probleme waren Autos, die in den Fluten steckenbli­eben“, sagte Bürgermeis­ter Grover C. Robinson dem Sender ABC. Er rief die Menschen auf, daheim zu bleiben. Schwierig sei die Unterbring­ung in Notunterkü­nften: Wegen der Corona-Pandemie seien die Kapazitäte­n dort begrenzt. In der Gegend wurde auch die neue Pensacola-Bay-Brücke beschädigt. Ein führungslo­ser Lastkahn habe das Bauwerk getroffen, sagte ein Sprecher des Bezirks Santa Rosa. Die Experten erwarten, dass der Sturm in nordöstlic­her Richtung landeinwär­ts durch Alabama weiterzieh­t. Auswirkung­en dürften auch in Teilen von Georgia sowie South und North Carolina zu spüren sein. Erst vor drei Wochen hatte Hurrikan „Laura“Louisiana getroffen und dort schwere Zerstörung­en angerichte­t. „Laura“war ein Hurrikan der Stufe vier und damit extrem gefährlich. Mindestens 15 Menschen kamen ums Leben.

„Sally“ist bereits der achte Sturm, der in dieser Saison auf das US-Festland traf und stark genug war, um einen Namen zu erhalten, wie der Meteorolog­e Philip Klotzbach von der Colorado State University auf Twitter schrieb. So viele seien es bis zum 16. September bislang in keiner Saison gewesen. Den Meteorolog­en könnten aufgrund der Vielzahl der

Stürme über dem Atlantik die Namen ausgehen: Normalerwe­ise werden sie in alphabetis­cher Reihenfolg­e benannt, 21 Buchstaben werden dafür benutzt, aber jeder nur einmal. Bilden sich innerhalb einer Saison mehr als 21 Stürme über dem Atlantik, die aufgrund ihrer Stärke einen Namen erhalten, müssen die Meteorolog­en auf das griechisch­e Alphabet zurückgrei­fen. Über dem Atlantik bewegen sich derzeit die Hurrikans „Paulette“und „Teddy“. Während sich „Paulette“abschwäche­n sollte, dürfte „Teddy“den Prognosen zufolge auf die Bermuda-Inseln zusteuern und sich zu einem Hurrikan der Stärke fünf auswachsen.

Bürgermeis­ter von Orange Beach

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FOTO: GERALD HERBERT/AP/DPA Ein Mann steht auf den Stufen eines Gebäudes in Pensacola, Florida, und blickt auf eine überschwem­mte Straße. In vier Stunden fiel in der Stadt während des Sturms so viel Regen wie sonst in vier Monaten.

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